47. Rückversicherer Kongress in Baden-Baden

Kritik an hohen Preisen beim Rückversicherer-Meeting in Baden-Baden - Nora Waggershauser: "Mit selbstbewussten Preisen auf den Markt gehen, aber nicht über die Stränge schlagen"

Kritik an hohen Preisen beim Rückversicherer-Meeting in Baden-Baden - Nora Waggershauser: "Mit selbstbewussten Preisen auf den Markt gehen, aber nicht über die Stränge schlagen"
In Baden-Baden treffen sich alljährlich Ende Oktober rund 3.000 Rückversicherer aus der ganzen Welt. Foto: goodnews4-Archiv

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goodnews4-O-TON-Interview von Nadja Milke mit Hans Schindler

Baden-Baden, 25.10.2017, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch «Das vorhandene globale Überangebot an Kapital» habe zu einer «sinkenden Profitabilität in der Branche» geführt. «Der Leidensdruck für die Rückversicherer ist derzeit groß», schrieb am Montag die Online-Ausgabe der Versicherungswirtschaf-heute. Plötzlich schauen auch die in Baden-Baden als großzügig bekannten Rückversicherer nun auf den Euro und dies auch beim Kongress in Baden-Baden, wo sich wieder rund 3.000 Teilnehmer aus der ganzen Rückversicherer-Welt bis Donnerstag versammeln. Zum 47. Mal in Folge.

Und diesmal ist manchen Rückversicherer etwas aufgefallen, nämlich eine für den Standort gefährliche Preistreiberei einiger Gastronomen und Hoteliers. Gegenüber goodnews4.de gab Nora Waggershauser eine unmissverständliche Empfehlung an die Baden-Badener Dienstleister aus: «Es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass wir durchaus mit selbstbewussten Preisen auf den Markt gehen können, aber dass wir nicht über die Stränge schlagen dürfen. Besucht ein Rückversicherer Gast auch unter dem Jahr einmal Baden-Baden, sollte ein Gericht in einem Restaurant oder eine Flasche Wein preislich wiedererkennbar sein.» Offenbar war unter anderen Vorfällen eine Gruppe von Teilnehmern der Konferenz in einem Restaurant mit so hohen Preisen konfrontiert, dass die Gäste eines dort veranstaltenden Abendessens erstmals ihre Getränke selbst bezahlen mussten.

Auch an Hans Schindler, DEHOA-Vorsitzender in Baden-Baden, wurden Beobachtungen über angeblich überhöhte Preise herangetragen. «Wir beobachten den Markt natürlich ganz genau und haben ganz vereinzelt Klagen gehört. Wir sind diesen auch nachgegangen, konnten aber nichts Exorbitanteso feststellen», erklärte der DEHOGA-Chef im goodnews4.de-O-TON-Interview. Für Monte Carlo ging die ausufernde Preispolitik im letzten Jahr gerade nochmal gut. Nachdem Gastronomen und Hotels bereit waren Preise wieder zu senken, war die Drohung, Monte Carlo als Kongressstandort zu verlassen, wieder vom Tisch.


Abschrift des goodnews4-O-TON-Interviews mit Hans Schindler:

goodnews4: Der Kongress der Rückversicherer ist die größte regelmäßige Veranstaltung in Baden-Baden, die jedes Jahr mehrere Tausend Gäste in unsere Stadt bringt. Für Hotels, Gastronomie und Einzelhandel ein wichtiger Umsatzfaktor im Herbst. Nun mehren sich die Hinweise, dass überzogene Preise von Hotels und auch in der Gastronomie zu Verärgerungen bei den Rückversicherern führen. Ist Ihnen etwas bekannt von solchen Klagen?

Hans Schindler: Wir beobachten den Markt natürlich ganz genau und haben ganz vereinzelt Klagen gehört. Wir sind diesen auch nachgegangen, konnten aber nichts Exorbitantes feststellen. Prinzipiell ist es so, dass wir, das heißt alle Gastronomen und Hotels, uns alljährlich sehr über diese Rückversicherungsgäste freuen. Allesamt sind sehr bemüht, diesen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und von Seiten der Hotellerie besteht schon ein außergewöhnliches Engagement, die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Wir halten zum Beispiel zusätzliche Meeting-Räume bereit, die Gefälligkeiten werden hochgefahren, es gibt kleine Dankeschön-Geschenke, es gibt auch schon mal einen Obstkorb oder Mineralwasser auf den Zimmern, selbstverständlich kostenlos, und wir waren sogar schon so weit, dass wir einen eigenen Busverkehr eingerichtet haben, als wir die Beschwerde hatten, dass die Taxis nicht mehr die Menschen befördern können, die die Taxen brauchen. Also von daher sind wir schon engagiert und halten die Preise eigentlich für normal.

goodnews4: Von Teilnehmern haben wir gehört, dass dieser Unmut, der ja wohl offensichtlich besteht, auch dazu führen könnte, dass das Meeting nicht mehr in Baden-Baden stattfindet, da inzwischen auch die Rückversicherer, der Branche geht es nicht mehr so gut wie noch vor einigen Jahren, Sparmaßnahmen und Complience-Regeln beachten müssten. Monte Carlo drohte, das dortige Rückversicherer Meeting zu verlieren, weil es zu teuer geworden war, dort wurden dann die Preise gesenkt, in Baden-Baden sollen die Preise steigen. Grund genug, sich mit den Hinweisen auseinanderzusetzen?

Hans Schindler: Vor und nach dem Meeting gibt es ja Besprechungen, in denen wir auch dabei sind und die ganze Sache auseinanderklamüsern. Zu den Hotelpreisen muss man sagen: Die Preise bestimmt natürlich schlicht und einfach der Markt und heutzutage werden diese Preise im so genannten Revenue Management gestaltet. Das ist dann ganz klar, bei starker Nachfrage sind die natürlich nicht im untersten Bereich. Das ist jetzt aber nicht ein Problem von Baden-Baden, sondern es ist ein Problem von dem Markt aktuell. Wenn Sie jetzt zum Beispiel bei der Frankfurter Buchmesse ein Zimmer in Frankfurt buchen wollen, dann sind die halt auch etwas teurer als sonst üblich im Jahr oder wenn Sie in München während der Oktoberfestzeit ein Zimmer suchen, dann ist es schon fast unmöglich. Im Februar, wenn der Laden ruhig ist hier in Baden-Baden, sehen die Preise natürlich etwas anders aus. Das ist aber der Trend der letzten Jahre, wo sich die Hotels diesem Revenue-Management-Trend angeschlossen haben, der ursprünglich mal von der Luftfahrt erfunden worden ist und eigentlich nichts anderes bedeutet, als das richtige Zimmer für den richtigen Kunden zum richtigen Preis zur Verfügung zu stellen.

goodnews4: Von Hotels ist das bekannt, man spricht ja auch von Saison und Nebensaison bei der entsprechenden Preisgestaltung. Gilt das auch für die Gastronomie?

Hans Schindler: Bei der Gastronomie sind die Schwankungen gering. Es ist jetzt nicht so, dass die Forelle im Februar etwas günstiger ist, als wenn die Rückversicherer kommen. Man muss allerdings auch immer sehen: Die Gastronomie hat auch einen außergewöhnlich hohen Aufwand. Also da werden schon mal zusätzliche Service- und Küchenkräfte eingestellt, damit alles rund läuft. Man braucht ein bisschen mehr Personal, also wir sind da schon am oberen Level. Zur Preisgestaltung: Das ist dasselbe, wie wenn Sie einen Joghurt kaufen im Supermarkt und der hat nur noch zwei Tage Haltbarkeitsdatum. Dann wird es natürlich auch ein bisschen billiger und so läuft das mittlerweile mit den Hotelpreisen auch.

goodnews4: In einem Fall haben sich die Rückversicherer uns gegenüber beschwert, dass die Preise in einem Restaurant für eine Veranstaltung eines Rückversicher-Unternehmens so hoch angesetzt wurden, dass die Teilnehmer nun dazu aufgefordert werden, ihre Getränke selbst zu bezahlen. Die Rückversicherer sind gerade wieder zu Gast in unserer Stadt. Haben Sie einen Appell an ihre Kollegen aus Hotellerie und Gastronomie?

Hans Schindler: Einen Appell habe ich natürlich immer schon. Seit Jahren weise ich stets darauf hin, dass die so genannten als selbstverständlich geltenden Veranstaltungen, wie jetzt zum Beispiel die Rückversicherer oder aber auch die Orthopäden oder Sportler des Jahres, ganz besonders gut behandelt werden müssen. Es darf nicht dazu führen, dass diese Veranstaltungen etwas mindere Beobachtungen kriegen, sondern gerade die müssen gehegt und gepflegt werden. Allerdings, habe ich da keine großen Bedenken. Sowohl die Gastronomen als auch die Hoteliers in Baden-Baden sind ebenfalls wie die Stadt selbst von ganz besonderer Qualität, eben auch um ganz besondere Veranstaltungen für die Gäste und Teilnehmer zu einem außergewöhnlichen Ereignis werden zu lassen.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de.


Das schriftliche goodnews4-Interview mit Nora Waggershauser:

goodnews4: Der Kongress der Rückversicherer ist die größte regelmäßige Veranstaltung in Baden-Baden, die jedes Jahr mehrere Tausend Gäste in unsere Stadt bringt. Für Hotels, Gastronomie und Einzelhandel ein wichtiger Umsatzfaktor im Herbst. Nun mehren sich die Hinweise, dass überzogene Preise von Hotels und auch in der Gastronomie zu Verärgerungen bei den Rückversicherern führen. Ist Ihnen etwas bekannt von solchen Klagen?

Nora Waggershauser: Das Rückversicherer Meeting bringt jährlich über 4 Tage ca. 3.000 Gäste in unsere Stadt. Ein sehr wichtiger Umsatzfaktor für unser Hotels und die Gastronomie in der Stadt. Immer wieder ist die Preisgestaltung von Hotellerie und Gastronomie ein großes Thema. Da wir, die Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH, mittelweile den Kongress selbst organisieren, wird sich mit solchen Themen direkt an uns gewendet. Wir sind in vermittelnder Funktion tätig und gehen diesen Hinweisen nach, um alle Teilnehmer des Kongresses zufriedenzustellen. Im Bedarfsfall buchen wir auch Kunden um, sprechen mit den Gastgebern und versuchen in der Kommunikation zu unterstützen, indem wir für alle Teilnehmer des Kongresses im Vorfeld und während der 4 Tage Ansprechpartner sind. Es ist wichtig, dass wir alle, wie wir von der Veranstaltung profitieren, uns als faire und gute Gastgeber präsentieren und den Kunden nicht das Gefühl vermitteln, Sie werden hier anderen Großveranstaltungen gegenüber benachteiligt.

goodnews4: Von einem Teilnehmer wissen wir, dass dies sogar dazu führen könnte, dass das Meeting nicht mehr in Baden-Baden stattfindet, da inzwischen auch die Rückversicherer Sparmaßnahmen und Complience-Regeln beachten müssten. Monte Carlo drohte, das dortige Rückversicherer Meeting zu verlieren, weil es zu teuer geworden war, dort wurden dann die Preise gesenkt, während in Baden-Baden die Preise steigen würden. Grund genug, sich mit den Hinweisen auseinanderzusetzen?

Nora Waggershauser: Wir müssen auf unser sehr gutes Image als Kongress-Standort achten. Ebenso müssen wir wettbewerbsfähig bleiben. Es ist wichtig, dass die Teilnehmer wissen, wir nehmen Kritik ernst und kümmern uns. Dies ist in diesen Tagen die primäre Aufgabe meines Kongressteams. Das ist Kundenbindung und wird sehr geschätzt. Preisliche Ausreißer nehmen wir dann auch von der Empfehlungsliste wenn es sein muss. Wir organisieren die Teilnehmer seit diesem Jahr über eine eigene Veranstaltungs-App und bleiben somit konstant in der Kommunikation mit den Teilnehmern. Dies ist ein toller Service für die Teilnehmer und wir können direkt auf Anregungen und Wünsche reagieren.

goodnews4: In einem Fall wissen wir, dass in einem Restaurant die Preise für eine Veranstaltung eines Rückversicher-Unternehmens so hoch angesetzt wurden, dass die Teilnehmer nun die Getränke erstmals selbst bezahlen müssen. Nun sind die Rückversicherer gerade wieder zu Gast in unserer Stadt, haben Sie einen Appell an die Baden-Badener Hotellerie und Gastronomie?

Nora Waggershauser: Wir können mit den kurzen Wegen in der Stadt zwischen dem Kongresshaus, anderen Veranstaltungslocations und der Hotellerie punkten. Eine sehr gute und konstante Qualität zeichnet unsere Betriebe aus. Es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass wir durchaus mit selbstbewussten Preisen auf den Markt gehen können, aber dass wir nicht über die Stränge schlagen dürfen. Besucht ein Rückversicherer Gast auch unter dem Jahr einmal Baden-Baden, sollte ein Gericht in einem Restaurant oder eine Flasche Wein preislich wiedererkennbar sein. Es ist nicht fair und nicht zeitgemäß, Dienstleistungen in diesen Tagen völlig anders zu berechnen als zu anderen Kongressen oder Hauptsaisonzeiträumen.

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