Gastkommentar
Auf der Tagesordnung der Welt: SYSTEM CHANGE! – Gedanken zur aktuellen Lage – Gastkommentar von Gerd Weismann

Gastkommentar von Gerd Weismann
06.06.2020, 00:00 Uhr
Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt, der Künstler und Aktivist Gerd Weismann und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.
Gerd Weismann ist Baden-Badener, Künstler und Träger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg.
Kommentar: Gerd Weismann Wir leben in einer hoch spannenden Zeit, epochaler Wandel scheint auf der Tagesordnung zu stehen. Die Widersprüche verschärfen sich weltweit rasant. Auf der einen Seite Krisen, Handelskriege, militärische Kriege, Klimakatastrophen, Rassismus, Diktaturen, Flucht und Vertreibung ... und auf der anderen Seite die Proteste dagegen, Aufbäumen der Bewegungen, Radikalisierung des Widerstands. Bei vielen Völkern und Nationen dieser Welt herrscht großer Unmut und eine angespannte Stimmung. In den Gesellschaften gärt und brodelt es, scheinbar Festes gerät aus den Fugen und es sieht ganz danach aus, als braute sich da etwas Gewaltiges zusammen. Immense Kräfte sind im Spiel. Verwerfungen aller Orten und aller Arten, gesellschaftlich, ökonomisch, ökologisch. Oft genügt ein Funke und die Lage gerät außer Kontrolle. Rund um den Globus stehen die Zeichen bei nahezu allen existentiellen Themen auf Sturm. Alles deutet darauf hin, dass ein längst überfälliger, neuer Abschnitt in der Entwicklung der Menschheitsgeschichte in unserer Zeit seinen Anfang nimmt.
Das Augenfälligste und womit bis vor Kurzem noch keiner gerechnet hat, die USA, das weltbeherrschende Imperium, das Zentrum der sogenannten «freien Welt», die zentrale Schaltstelle des Kapitalismus, gerät ins Wanken. Innere und äußere Widersprüche bringen den Koloss aus dem Gleichgewicht. Die ungeheure Kluft zwischen Arm und Reich, der tiefsitzende Rassismus, die riesige Arbeits- und Perspektivlosigkeit breiter Bevölkerungsschichten (40 Millionen Arbeitslose), das angerichtete ökologische Desaster globaler Größenordnung, die weltweiten handels- und militärkriegerischen Verwicklungen und das enorme Aufblähen des Staats- und Militärapparates bringen das System an die Grenze dessen, was eine Gesellschaft fähig ist auszuhalten und mitzutragen. Dazu kommt eine Führung, die eher dazu bereit ist, einen Krieg nach außen anzuzetteln, als die innere Krise zu lösen: Venezuela, Libyen, Iran, Syrien, Nordkorea, China, Russland ... Die Pulverfässer sind längst definiert, die Lunten gelegt, fehlen nur noch die Funken, die man zur Not auch einfach selbst entfacht. Und dieses in all seinen Fugen knirschende Imperium wird, wenn es denn aufgrund all dieser Widersprüche entweder gleich zerbrechen oder erst in den Krieg ziehen und dann zerbrechen sollte, seine ebenfalls taumelnden «Freunde», die hörigen Geschäfts-, Krisen- und Kriegspartner der westlichen Welt und alle anderen profit- und börsenorientierte Systeme, mit in den Abgrund reißen. Das geht mit viel Lärm, Getöse, Zerstörung und Gewalt einher, aber so ist das eben, wenn eine alte Ära zu Ende geht und eine neue beginnt. Das sollte uns nicht nur Sorgen machen, es darf uns auch mit Hoffnung erfüllen, denn der Niedergang des längst überholten Alten ist zugleich die Geburtsstunde eines längst überfälligen Neuen.
Direkt vor unseren Augen kommen gerade die Gesetze der ökonomischen, sozialen und historischen Entwicklung, die noch jedes Imperium zu Fall gebracht haben, voll zum Tragen. Keine historische Herrschafts- und Produktionsform, weder die der Sklavenhaltergesellschaft noch die des Feudalismus blieben vor ihrem Untergang verschont, so heftig sich ihre Nutznießer auch dagegen gewehrt haben mochten. Im Gegenteil! Die Entwicklung der Produktivkräfte hat diese Herrschaftsformen als dereinst fortschrittlich auf den Trümmern der Vorangegangen entstehen lassen und möglich gemacht und sie lässt sie, sobald sie ökonomisch und gesellschaftlich mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen, auch wieder als überholt und reaktionär in der Versenkung der Geschichte verschwinden.
Und genau darin liegt die biologische, soziale, ökonomische und historische Gesetzmäßigkeit der Menschwerdung des Affen. Vom trieb- und affektgesteuerten Primaten zum aufrechtgehenden, logisch und solidarisch handelnden, selbstbewussten Menschen. Und dieses, der Natur der Sache innewohnende Prinzip, sollte uns nicht nur Staunen machen, sondern vor allem mit Mut und Zuversicht erfüllen.
Der Mensch hatte und hat durch den Zusammenbruch überholter ökonomischer Systeme und durch die Überwindung der damit verbundenen Herrschaftsformen die Möglichkeit, sich Stufe um Stufe aus dem Tierreich zu erheben. Dass dieses Prinzip eine innere Gesetzmäßigkeit der Entwicklung von Gesellschaften ist, haben die Pharaonen, die Sklavenhalter und Cäsaren zu spüren bekommen und es hat den adligen Feudalherren, den Kaisern und Königen, die nicht rechtzeitig abdankten, den Kopf gekostet.
Wir leben in einer Zeit, in der die Produktivkräfte soweit entwickelt sind, dass es nicht nur möglich, sondern schlicht unumgänglich wird, eine neue Wirtschafts- und Gesellschaftsform aufzubauen, in welcher es keine durch Profitgier ausgelöste Krisen und Kriege, keine Zerstörung der Natur und der menschlichen Potentiale mehr gibt. Eine Welt, in welcher der Mensch nicht mehr dem Menschen ein Wolf sein muss, die ohne Klassentrennung, ohne Ausbeutung und Unterdrückung, ohne Reich und Arm, ohne Besitzende und Besitzlose auskommt, die alle Menschen gleichwertig und gleich wertvoll macht und gerade dadurch die Bedürfnisse aller im gleichen Maß und voll umfänglich zu befriedigen im Stande ist.
In diesem Sinn freue ich mich sehr über die fortschrittlichen Bewegungen in USA und anderswo, über die Menschen, die sich zusammenschließen und sich für eine Erneuerung der Welt einsetzen. Ich freue mich über alle diejenigen, die rebellieren, die sich gegen Rassismus, Gier-, Neid-, Konkurrenz- und Gewaltherrschaft auflehnen. Ich freue mich über die, die der Machthaber und Diktator Donald Trump so gerne als «Terroristen, Anarchisten, Kommunisten und Antifaschisten» bezeichnet, die sich nicht nur auf den Straßen der USA gegen das staatliche Gewaltmonopol stellen, sondern auf allen Straßen weltweit den Zusammenschluss suchen und sich immer mehr im Klaren über das werden, was auf der Tagesordnung der Geschichte steht: SYSTEM CHANCE! Hinweg mit all den Herrschenden und deren gekauften Helfershelfern, die sich einer längst überfälligen neuen Zeit, immer noch meinen in den Weg stellen zu müssen. Für eine Zukunft, die nicht nur einigen, sondern allen dient.
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