Gewerkschaft sieht sich bestätigt

„Dramatische Entwicklung in Freiburger Kita“ – Ver.di fordert neue Regelungen zur Notbetreuung

„Dramatische Entwicklung in Freiburger Kita“ – Ver.di fordert neue Regelungen zur Notbetreuung
ver.di begrüßt, die Entscheidung der Landesregierung, die vollständige Öffnung der Kitas und zu verschieben. Foto: Archiv

Bild Nadja Milke Bericht von Nadja Milke
27.01.2021, 17:30 Uhr



Stuttgart In einer schriftlichen Erklärung spricht ver.di heute Nachmittag von einer «dramatischen Entwicklung» in der Freiburger Kita, die zu dem Rückzieher von Winfried Kretschmann geführt hatte. goodnews4.de berichtete Für heute war erwartet worden, dass eine Entscheidung zur Öffnung von Kitas und Grundschulen bekanntgegeben wird.

Nach Recherchen der Badischen Zeitung soll es sich um die Kita Immergrün im Quartier Vauban in Freiburg handeln, wo die Corona-Infektionen mit einer mutierten Virus-Variante aufgetreten sein sollen. Mindestens zwei Kinder sollen betroffen sein. Die Gewerkschaft Ver.di fordert nun «Gesundheitsschutzmaßnahmen für Kinder und Beschäftigte», die jetzt «unverzüglich» umgesetzt werden müssten. Eine ungeregelte Notbetreuung sei nicht mehr verantwortbar.

Die Mitteilung der Gewerkschaft ver.di im Wortlaut:

ver.di begrüßt, dass die Landesregierung den Mut hat, die vollständige Öffnung der Kindertagesstätten und der Grundschulbetreuung aufgrund der dramatischen Entwicklung in einer Freiburger Kita nochmals zu verschieben. Die Gewerkschaft sieht sich damit in ihrer Kritik, die sie aufgrund hundertfacher Rückmeldungen aus Einrichtungen mehrfach geäußert hatte, bestätigt: Eine vollständige Öffnung ohne verbindlich geregelte Schutzmaßnahmen ist nicht verantwortbar. ver.di fordert die Landesregierung auf, nun unverzüglich mehr Gesundheitsschutz in Kitas und Grundschulbetreuung vorzuschreiben. Die Notbetreuungen, die durch die fehlenden Vorgaben bereits jetzt teilweise weit über 50 Prozent ausgelastet sind, müssen wieder wie im Frühjahr verbindlich geregelt werden.

Ein letzter Vorschlag der Gewerkschaft am Montag, mit einem zehn-Punkte-Programm eine für Kinder, Eltern, Beschäftigte und deren Angehörige sichere und weitergehende Öffnung zu organisieren, wurde von der Landesregierung ignoriert. Um in der Notbetreuung und einer möglichen vollständigen Öffnung den größtmöglichen Schutz in den Kitas zu organisieren, hat ver.di heute an die Träger appelliert, die geforderten Maßnahmen umzusetzen. Dazu hat sich ver.di an den Städtetag und den Gemeindetag gewandt.

Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: «Gut, dass die Landesregierung heute Nachmittag doch noch die Notbremse gezogen hat. Aber: Die Kitas waren in diesem Pandemie-Winter nie zu, die Kolleginnen und Kollegen sind und waren ohne Unterbrechung für die Kinder und ihre Eltern da. Dafür haben die allermeisten bis heute nicht einmal FFP-2-Masken erhalten. Die Diskrepanz, zwischen strengsten Auflagen im Privatleben und der täglichen Arbeit in den Kitas mit einer Vielzahl ungeschützter Kontakte, ist für die pädagogischen Fachkräfte inzwischen kaum noch auszuhalten. Die Erzieherinnen bekommen dabei noch nicht einmal Applaus, nur Ansagen. Wir werden jetzt selbst versuchen, mit den Trägern so viel Schutz wie möglich auf den Weg zu bringen.»

ver.di hatte als Interessenvertretung der Beschäftigten von Anfang an die extrem schwierige und belastende Situation der Kinder und ihrer Eltern mitberücksichtigt. Deshalb hatte die Gewerkschaft, als die Einrichtungen im Frühjahr ganz geschlossen waren, bereits frühzeitig auf einen runden Tisch Kitas gedrängt, an dem neben dem Kultusministerium auch Träger, Kommunen, Gewerkschaften und Eltern beteiligt werden, um einen für alle Beteiligten möglichst sicheren Kitabetrieb unter Pandemiebedingungen zu regeln.

Hansi Weber, ver.di Landesfachgruppenvorsitzende Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe und Erzieherin: «Die hunderttausend pädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen im Land erwarten in den kommenden Wochen endlich Rückendeckung. Also Verbindlichkeit und Unterstützung bei der Umsetzung des Gesundheitsschutzes. Und auch, dass sich die Landesregierung schützend vor sie stellt, wenn eine weitergehende Öffnung vor Ort noch nicht zu verantworten ist. Die Diskrepanz, zwischen strengsten Auflagen im Privatleben und der täglichen Arbeit in den Kitas mit einer Vielzahl ungeschützter Kontakte, ist für uns inzwischen kaum noch auszuhalten. Ja, wir haben Angst.»

In dem am Montag vorgestellten Zehn-Punkte-Programm hat ver.di Maßnahmen für eine Kitaöffnung gefordert, die sich vor Ort mit wenig Vorlauf umsetzen lassen würden.

Hanna Binder: «Es gibt viele Beispiele im Land, die beweisen, dass sich deutlich mehr Sicherheit organisieren lässt. Alle, die täglich in den Kitas aufeinandertreffen, haben ein Recht auf den höchstmöglichen Gesundheitsschutz. Die Landesregierung muss diesen Schutz verbindlich regeln.»


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