Gastkommentar

Für eine Kultur des Friedens – Kein Gorbatschow weit und breit – Gastkommentar von Franz Alt

Für eine Kultur des Friedens – Kein Gorbatschow weit und breit – Gastkommentar von Franz Alt
Franz Alt, Journalist und Bestsellerautor. Foto: Archiv

Gastkommentar von Franz Alt
13.02.2023, 00:00 Uhr


Baden-Baden In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt, Thomas Bippes, Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet, und Helmut Höfele, Erster Polizeihauptkommissar und Revierführer, der im Ooswinkel in Baden-Baden geboren und aufgewachsen ist.

Franz Alt ist Journalist und Bestsellerautor und lebt in Baden-Baden. Er ist Herausgeber von www.sonnenseite.com.


Kommentar: Franz Alt Seit mehr als 2.000 Jahren gilt der altrömische Grundsatz «Wer Frieden will, muss den Krieg vorbereiten.» Ergebnis: 2.000 Jahre immer wieder Kriege, Massenelend und Millionen Tote. Solange Kriege vorbereitet werden, werden sie auch geführt.

Auch in Deutschland und fast überall wird zur Zeit wieder massiv aufgerüstet. Im Ukraine-Krieg heißt das Motto hierzulande überwiegend: «Waffen, Waffen, Waffen.» Die Stimmen, die Verhandlungen auch in diesen schwierigen Zeiten fordern, sind noch immer viel zu schwach. Meist wird sehr apodiktisch gesagt: «Mit Putin kann man nicht verhandeln.» Wie aber soll es dann je zu Verhandlungen kommen? Schon Helmut Schmidt und Helmut Kohl haben darauf hingewiesen, dass der Westen Putins Sicherheitsinteressen sträflich vernachlässigt hat.

Weltweit geben wir zur Zeit jedes Jahr mehr als 2.000 Milliarden Euro für Rüstung aus und lassen zur selben Zeit Millionen Menschen verhungern. In einem Fernseh-Interview hat mir der Friedenspolitiker Michail Gorbatschow mal die Frage gestellt: «Wie könnte die Welt heute aussehen, wenn wir nach 1945 die vielen Milliarden Dollar statt in Rüstung und Kriegsvorbereitung in die Überwindung der Armut und in Bildung gesteckt hätten?» Fachleute haben heute die Antwort: Ein Zehntel der globalen Rüstungsgelder würde ausreichen, um den Hunger in der Welt zu überwinden, ein zweites Zehntel würde ausreichen, um allen Kinder der Welt endlich eine Schulbildung zu ermöglichen.

 

Wie wäre es mit dem Motto: «Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten»? Und wie ginge das konkret und praktisch? Der große Friedensfreund Henning Zierock hat es so formuliert: Unser Bestreben muss sein, den Frieden zu gewinnen und nicht den Krieg.

Das heutige Deutschland braucht viel Geld für Schienen und Schulen, für Klimaschutz und Kitas und für viele Sozialwohnungen. So wie fast alle anderen Länder auch. Also Geld für zivile Sicherheitspolitik.

Eine neue Politik beginnt mit neuem Denken. Das hat uns vor über 30 Jahren Michail Gorbatschow erfolgreich vorgemacht, ein Realpolitiker mit Visionen. Weil einer den Mut hatte voranzugehen und in einem Umfeld von Hardlinern auf realisierbare Visionen zu setzen, konnten erstmals in der Menschheitsgeschichte ganze Waffensysteme einfach verschrottet werden. Kontrolliert verschrottet.

Und heute nachdem der alte Wahnsinn des atomaren Wettrüstens gerade wieder von vorne beginnt? Kein Gorbatschow weit und breit. Aber schon wieder ein Denken in der alten Kriegslogik.

Was wäre ein Atomkrieg, frage ich den Fachmann Gorbatschow in unserem gemeinsamen Buch: «Kommt endlich zur Vernunft – Nie wieder Krieg». Seine Antwort: «Ein Atomkrieg wäre wahrscheinlich der letzte Krieg der Menschheitsgeschichte, weil es danach keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten.» Gorbi in unserem Buch: «Auch der Westen hat nach 1990 mit der NATO-Osterweiterung große Fehler gemacht.»

Den Aggressor Putin bekommen wir wahrscheinlich nur an den Verhandlungstisch, wenn auch der Westen und die NATO bereit sind, über unsere früheren Fehler zu reden. Auch wir müssen lernen, Feindbilder abzubauen so wie es Jesus in seiner Bergpredigt vorgeschlagen hat. Der frühere Kommunist Gorbatschow «Die Bergpredigt Jesu ist das Überlebensprogramm im Atomzeitalter.» Wann fangen wir an, endlich die Kraft der Bergpredigt zu verstehen?

Wir können dann lernen, Frieden zu gewinnen statt Kriege. Wer «Feindesliebe» als naiv abtut, möge doch bitte an die Folgen von Feindeshass denken. Wir haben auf der Welt zu viele Panzer, aber zu wenig Empathie für unser Leben und unser Überleben. Deshalb schlage ich der Friedensbewegung vor, am 25. Februar nicht vor dem Brandenburger Tor, sondern vor der Russischen Botschaft in Berlin für einen sofortigen Waffenstillstand und einen Friedensvertrag zu demonstrieren.

Wir müssen die Achillesverse der UNO beseitigen: den unsäglichen und nichtsnutzigen Sicherheitsrat mit seinen fünf VETO-Mächten, die meistens einander blockieren. Die heutige Welt braucht ein demokratisch gewähltes Weltparlament, mit Abgeordneten je nach Größe eines Landes. Dieses Parlament wählt eine Weltregierung, die sich einer Weltjustiz fügt. Und diese Weltregierung braucht noch eine mäßig starke Weltpolizei. Dann können alle nationalen Armeen abgeschafft werden. Zukunftsmusik? Ja, Musik für eine bessere Zukunft und eine gerechtere Welt. Die EU hat‘s vorgemacht und schon im 19. Jahrhundert die Vereinigten Staaten von Amerika und danach auch Australien.


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