Gastkommentar von Gerd Weismann

Gastkommentar von Gerd Weismann – Die Profiteure der Diktatur des Grauens – Wer waren die Rat- und Geldgeber, die großen Mächtigen, die Hitler an die Macht gebracht haben?

Gastkommentar von Gerd Weismann – Die Profiteure der Diktatur des Grauens – Wer waren die Rat- und Geldgeber, die großen Mächtigen, die Hitler an die Macht gebracht haben?
Die Ausstellung „John Heartfield – Fotografie plus Dynamit“ ist vom 21. März bis 21. Juni 2020 in der Akademie der Künste in Berlin zu sehen. Quelle: The Heartfield Community of Heirs / VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Akademie der Künste, Berlin

Bild Gerd Weismann Baden-Baden, 01.02.2020, Bericht: Redaktion In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt, der Künstler und Aktivist Gerd Weismann und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Gerd Weismann ist Baden-Badener, Künstler und Träger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg.

Baden-Baden, 01.02.2020, Kommentar: Gerd Weismann Die Antwort auf eine grundlegende Frage kommt bei den aktuellen Betrachtungen und Gedenken der Verbrechen des Dritten Reichs definitiv zu kurz: das ist die Antwort auf die Frage, wie konnte das geschehen und für wen und in wessen Auftrag haben die Nationalsozialisten gehandelt. Wer waren die Rat- und Geldgeber, die großen Mächtigen, die Hitler und Konsorten zuerst protegiert, dann an die Macht gebracht und schließlich im Hintergrund die Strippen gezogen haben für eine beispiellose Ausbeutung und Unterdrückung, für die Eroberung und Ausplünderung anderer Länder und für das ganze übrige damit einhergehende Elend der Nazidiktatur? Wer hat davon profitiert? Wenn wir diese Frage nicht beantworten, können wir vor einer Wiederholung der Geschichte nicht sicher sein.

John Heartfield (Helmut Herzfeld), ein deutscher Maler, Grafiker und Fotomontagekünstler, hat es mit seinen politischen Fotomontagen, die zu jener Zeit in der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung (AIZ) regelmäßig erschienen sind, auf den Punkt gebracht. Eine seiner bekanntesten Arbeiten ist mit «Millionen stehen hinter mir» betitelt und zeigt Adolf Hitler, in dessen zum Gruß nach hinten geklappte Hand ein archetypischer Industrieller Geldbündel legt (Untertitel «Der Sinn des Hitlergrußes: Kleiner Mann bittet um große Gaben.»). Auch seine übrigen Arbeiten wurden massenhaft verbreitet, unter anderem auf Titeln von linksgerichteter Zeitschriften und auf Plakaten der KPD.

Allein aus den Plakaten ist bereits zu entnehmen: für die organisierte Arbeiterbewegung war schon vor der Machtergreifung glasklar, was die Nazis vorhaben und für wen und in wessen Geist sie operieren: geplant war die totale Unterwerfung der Arbeiter und Bauern unter die entfesselte Profitgier des industriellen Groß- und Monopol-Kapitals. Hitler mit seinen nationalistischen Wahnvorstellungen (Mein Kampf) war die geeignete Figur, diese Pläne umzusetzen.

Entsprechend begannen die Nationalsozialisten nachdem sie 1933 die Macht ergriffen hatten, umgehend mit dem Umbau des Staates. Zu allererst warfen sie Kommunisten und Sozialisten und alle, die sich ihren Plänen offen in den Weg stellten, in die Gefängnisse und in die ersten KZs, dann beseitigten sie mit der sogenannten «Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat» sowie dem «Ermächtigungsgesetz» die demokratische Staatsordnung der Weimarer Republik. Mit der Zerschlagung der freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933 zerstörten die Nazis eines der letzten Bollwerke, das sich die Arbeiter zu ihrem Schutz gegen die totale Ausbeutung aufgebaut hatten.

Dann schuf das nationalsozialistische Deutschland im Verlauf von 12 Jahren eines der größten Zwangsarbeits-Systeme der Geschichte. Das «United States Holocaust Memorial Museum» geht von 30 000 Zwangsarbeiterlagern aus, von 980 Konzentrationslagern und von 1000 Kriegsgefangenenlagern. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs arbeiteten über 13 Millionen zivile Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich. Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mussten darüber hinaus die landwirtschaftliche Versorgung und Rüstungsproduktion aufrecht erhalten. Die Industrie profitierte in höchstem Maß von der Versklavung der Menschen. Neben Krupp, Rheinmetall, Thyssen, IG-Farben und VW bedienten sich über 2500 deutsche Firmen an den billigen Arbeitskräften, die Ihnen die Nazis zur Verfügung stellten ( Eine komplette Liste findet sich unter: www.schoah.org).

Das ist der sogenannte «entfesselter Kapitalismus», der, in einem, von seinen Marionetten geschaffenen Menschrechts-freien System, diejenigen, die nichts besitzen, außer ihrer Arbeitskraft, den widerwärtigsten und barbarischsten Ausbeutungsbedingungen des Kapitals unterwirft. Die Plakate von John Heartfield stießen bei einem Großteil der deutschen Bevölkerung leider auf Ignoranz und Ablehnung. Es war einer der vielen vergeblichen Versuche die Augen der Bevölkerung für das zu öffnen was da kommt.

Damit sich das nicht wiederholt gibt es nur eins: Augen offen halten, wachsam sein, aus der Geschichte lernen und versuchen zu erkennen, wessen Interessen in der Politik von wem mit welchen Worten und Taten bedient werden. Denn wer nicht erkennt, was dahinter steckt, bei dem was geschieht, wird gegen das, was kommt, machtlos sein.


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.