Rassismus in den USA

goodnews4-Buchempfehlung – Ann Petrys „The Street“ – Ersterscheinung 1946 – Noch immer aktuell und brisant

goodnews4-Buchempfehlung – Ann Petrys „The Street“ – Ersterscheinung 1946 – Noch immer aktuell und brisant

Bild Reyhan Celik Bericht von Reyhan Celik
17.06.2020, 00:00 Uhr



Baden-Baden Es ist erstaunlich, wie aktuell das Thema eines 1946 erschienenen Romans sein kann.

«The Street», der wohl berühmteste Roman der afroamerikanischen Schriftstellerin Ann Petry, schildert die verzweifelte Lage der schwarzen Bevölkerung in den amerikanischen Großstädten der 1940er Jahre.

«The Street war der erste Roman einer afroamerikanischen Frau, der sich über 1,5 Millionen Mal verkaufte», heißt es auf dem Klappentext der 2020 erschienenen, von Uda Strätling neu ins Deutsche übersetzten Ausgabe des Nagel und Kimche Verlages.

Erzählt wird in dem Roman von Lutie Johnson, einer alleinerziehenden Mutter und ihrem achtjährigen Sohn Bubb, die in den 1940er Jahren in Harlem, einem New Yorker Viertel im Stadtbezirk Manhattan, wohnen. Lutie bemüht sich, ihren Sohn trotz eigener familiärer Probleme und Armut, Gewalt und Rassismus, die sie umgeben, zu einem anständigen Menschen zu erziehen und den Sprung in ein besseres Leben zu schaffen.

Leseprobe von Ann Petry, «The Street – Die Straße», Seite 156:

Am folgenden Nachmittag erschien eine missfällige Wieße und holte die Kinder ab. « Sie können unmöglich bleiben, wo es so zugeht», sagte sie.

Lutie flehte sie an, versprach, alles anders zu machen, es werde nie wieder vorkommen, wenn sie ihr doch bitte nur noch eine Chance geben und die Kinder dalassen wolle.

Die Frau war nicht zu erweichen. «Diese Kinder sind immerhin alle farbig wie Sie», meinte sie auf dem Weg zur Tür, «und wenn Ihnen etwas an ihnen läge, würden Sie sie auch nicht hier sehen wollen.raquo;

Zur Autorin Ann Petry:

Die US-amerikanische Schriftstellerin Ann Petry wurde am 12. Oktober 1908 in Old Saybrook, Connecticut geboren. Im Gegensatz zur übrigen schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten oder nördlichen Großstädten, hatte ihre Familie eine besonders privilegierte Stellung, da sie viele Jahre die einzige schwarze Familie des gesamten Ortes war. So kam Petry wenig mit Rassen- oder Geschlechterdiskriminierung in Berührung. Petry folgte zunächst einer Familientradition und absolvierte – wie ihr Vater, ihre Tante und ihr Onkel – bis 1931 ein Pharmazie-Studium und arbeitete anschließend mehrere Jahre in den Apotheken Ihrer Familie. Nach ihrer Heirat im Jahr 1938 zog Ann Petry nach New York und nahm zum ersten Mal die Armut und Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung wahr. Sie arbeitete als Journalistin bei zwei Zeitungen in Harlem. In den 1940er-Jahren veröffentliche Petry erste Geschichten in verschiedenen Zeitschriften und ihre ersten Romane. Die schriftstellerischen Werke von Ann Petry werden zur afroamerikanischen Literatur gezählt. Am 28. April 1997 starb sie in Ihrem Geburtsort.

Ann Petry, The Street – Die Straße
Aus dem amerikanischen Englisch von Uda Strätling
Nagel & Kimche, München
383 Seiten, gebunden, 24 Euro
ISBN 978-3-312-01160-5


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