ver.di zur geänderten 800 Quadratmeter Regel – „Irritierend, wie schnell die Landesregierung dem Druck der Arbeitgeber nachgibt"

Bild Reyhan Celik Bericht von Reyhan Celik
24.04.2020, 00:00 Uhr



Baden-Baden/Stuttgart ver.di Landesfachbereichsleiter Handel Bernhard Franke und ver.di Landesbezirksleiter Martin Gross nehmen Stellung zur geänderten 800 Quadratmeter-Regelung.

Mit der durch die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Sigmaringen geänderten Regelung, können künftig auch Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern durch Abtrennung von Verkaufsflächen in begrenztem Umfang öffnen.

Die Erklärung von Bernhard Franke, ver.di Landesfachbereichsleiter Handel: «Irritierend ist, wie schnell die Landesregierung dem Druck der Arbeitgeber nachgibt. Entscheidend ist doch der Schutz von Beschäftigten und Kundinnen und Kunden. Deshalb ist das Allerwichtigste: Es darf jetzt kein Wettrennen geben, wer am schnellsten wieder die Pforten öffnet. Erst, wenn für ausreichend Schutz gesorgt ist, dürfen die Beschäftigten zurück an ihre Arbeitsplätze. Darauf freuen sie sich, sie haben aber auch berechtigte Ängste. Diese Ängste werden übrigens nicht kleiner, wenn die Landesregierung über Nacht als riskant eingestufte Maßnahmen wieder revidiert. Neben dem konkreten Schutz vor Ort ist das Vertrauen in den Sinn getroffener Maßnahmen eine wichtige Ressource, wenn wir alle in der Bekämpfung der Pandemie mitnehmen wollen. Dazu gehört auch eine wirksame Kontrolle der vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen durch die Behörden. Nur dadurch kann jetzt bei den Handelsbeschäftigten verloren gegangenes Vertrauen wiederhergestellt werden.»

Die Erklärung von Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: «Der Weg zurück in die Normalität ist natürlich geprägt von trial and error. Es darf jetzt aber auf keinen Fall auch nur der Eindruck entstehen, dass die kommenden Schritte mehr von wirtschaftlichen Interessen als vom Gesundheitsschutz bestimmt werden. Wir haben leider immer mehr den Eindruck, dass es Gruppen gibt, die weniger Gehör finden, dazu gehören auch die Gewerkschaften. Stichworte sind neben dem Arbeitsschutz die immer noch nicht geklärte Aufstockung des KUG, oder das immer unerträglichere Warten auf die verdiente Prämie in vielen hoch belasteten Bereichen.»


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