Kunsthalle als „Interimsspielstätte“ für Badisches Landesmuseum
Von Baden-Badener Bildungsbürgern nicht viel zu hören – Gesellschaft der Freunde Junger Kunst e.V. meldet sich mit offenem Brief zu Wort – „Tod auf Raten“ der Staatlichen Kunsthalle

Baden-Baden, 08.10.2024, Bericht: Redaktion Zunächst war die Schließung der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden in ihrer bisherigen Form von den Landtagabgeordneten Cornelia von Loga, CDU, und Hans-Peter Behrens, Grüne, als «Glücksfall» beschrieben worden. Doch dann wurde klar, dass es sich einen großen Verlust für die Baden-Badener Kunstszene handelt.
Von Seiten der Baden-Badener Bildungsbürger ist bisher wenig zu vernehmen. Auf ihrer Homepage meldet sich nun der Verein Gesellschaft der Freunde Junger Kunst e.V. mit einem offenen Brief an Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, zu Wort, in dem sie die angekündigten Maßnahmen als «‚Tod auf Raten‘ der bisher eigenständigen Staatlichen Kunsthalle» bezeichnen.
Der offene Brief der Gesellschaft der Freunde Junger Kunst e.V. vom 4. Oktober 2024 im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Ministerin Olschowski,
Sehr geehrter Herr Staatssekretär Braun,
Sehr geehrte Mitarbeitende des Ministeriums für Wissenschaft,
Forschung und Kunst Baden-Württemberg,
Die Gesellschaft der Freunde Junger Kunst in Baden-Baden wurde 1955 vom damaligen Direktor der Staatlichen Kunsthalle Dietrich Mahlow zusammen mit Leopold Zahn gegründet, um der jungen Kunst außerhalb des damaligen Programms der Kunsthalle einen Platz und eine Stimme zu geben. Diesen Gedanken sind wir auch fast 70 Jahre später immer noch verpflichtet. Seit der Gründung ist auch die Direktion der Staatlichen Kunsthalle geborenes Mitglied unseres Vorstandsgremiums.
Auch wenn die anfänglich enge Verbindung zwischen der Kunsthalle und der GFjK in den vergangenen Jahrzehnten – zu unserem Bedauern – immer schwächer wurde, drücken wir vor diesem geschichtlichen Hintergrund unsere Sorge über die Zukunft der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden aus. Sie hat unter der Leitung von Klaus Gallwitz, H.C.Peters, Katharina Schmidt und Nachfolgern national und international einen sehr guten Ruf und Bekanntheit erlangt und bis heute bewahrt.
Wir sind deshalb wegen der Entscheidung Ihres Hauses, die Kunsthalle als Dependance des Badischen Landesmuseums zu nutzen und insbesondere die Direktionsstelle nach dem Ausscheiden von Frau Ilk nicht sofort neu zu besetzen, alarmiert.
Irritiert sind wir darüber, dass der Fokus in der Kommunikation Ihres Hauses über die getroffene Entscheidung auf Karlsruhe lag, so als ob sie keine Auswirkungen auf Baden-Baden hätte. Auch haben wir den Eindruck gewonnen, dass die Betroffenheit der Leitung und der Mitarbeiter der Kunsthalle zumindest in der Kommunikation eine geringe Rolle gespielt haben. Das hat bei uns einen sehr ungünstigen Eindruck hinterlassen. Weiter können wir uns nicht vorstellen, wie neben der Ausstellung von Teilen der Sammlung des Badischen Landesmuseums die moderne Kunst in der Kunsthalle noch Platz finden soll. Die Räume sind ja nicht übermäßig groß. Wir müssen diese Ihre Aussage aus unserer Kenntnis vor Ort als leeres Versprechen einstufen.
Besonders gravierend ist die Tatsache, dass die Direktionsstelle erst in einigen Jahren wieder ausgeschrieben werden soll. Das nährt den Verdacht, dass es sich um einen «Tod auf Raten» der bisher eigenständigen Staatlichen Kunsthalle handeln könnte, denn niemand kann vorhersagen, was eine Landesregierung in mehreren Jahren beschließen wird. Diese wird an heutige Aussagen und Zusagen nicht gebunden sein.
Es ist daher unsere dringende Bitte, die Direktions-Position der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden jetzt neu auszuschreiben und in 2025 neu zu besetzen, damit die neue Leitung weiterhin national und international Akzente in der Ausstellung moderner Kunst setzen kann, ggf. unter Einbeziehung der Sammlung des Badischen Landesmuseums. Aber die Suche nach einem alternativen Ersatzstandort für die Ausstellungen des Badischen Landesmuseums während dessen Umbauphase sollte – auch das unser dringendes Anliegen- neu aufgenommen werden.
Für eine entsprechende Zusage Ihrerseits an die Öffentlichkeit, die Staatliche Kunsthalle und die Stadt Baden-Baden wären wir Ihnen sehr verbunden.
Mit freundlichen Grüßen
Karl Manfred Rennertz
1. Vorsitzender
Imogen Nabel
2. Vorsitzende
In Vertretung der Beiräte Georg Stierle, Petra Seitz-Hupe, Martin Pöll, Karin Rau, Angelika Schindler, Renate von Heimburg, Natalie Somville
Vorstand der Gesellschaft der Freunde Junger Kunst e.V. Kunstverein seit 1955
(500 Mitglieder; 5.100 Besucher/Jahr in den Ausstellungsräumen, 40 - 50.000 Besucher/Jahr Außenausstellung «Scultura»)
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