Gastkommentar von Gerd Weismann

Wirtschaftsgipfel in Davos – Beendet das Kasperltheater!

 Wirtschaftsgipfel in Davos – Beendet das Kasperltheater!
US-Präsident Donald Trump wiederholte in Davos seine Standpunkte zur Rolle Amerikas. Screenshot: twitter.com/WhiteHouse

Bild Gerd Weismann Baden-Baden, 23.01.2020, Bericht: Redaktion In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt, der Künstler und Aktivist Gerd Weismann und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.

Gerd Weismann ist Baden-Badener, Künstler und Träger des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg.

Baden-Baden, 23.01.2020, Kommentar: Gerd Weismann Seit 1972 findet in Davos der Weltwirtschaftsgipfel statt. Jährlich treffen sich unter enormem Kostenaufwand mehr als 1.000 Wirtschaftsbosse sowie Politiker und Vertreter von Wissenschaft, Religion und Medien. Ziel ist, über wichtige Fragen von globaler Bedeutung wie zum Beispiel internationale Handelshemmnisse, Konflikte, Armut und Umweltprobleme zu sprechen, sowie mögliche Lösungen zu finden.
Prima, sollte man annehmen, da springt was bei raus für die Menschheit!

Was haben diese Treffen – außer enormen Kosten und großer medialer Show – bisher tatsächlich gebracht?

Tatsache ist: Seit 1972 ist die Schere zwischen Arm und Reich dramatisch auseinandergegangen. Die reichsten ein Prozent besitzen inzwischen knapp 50 Prozent aller Vermögenswerte dieser Welt. Die Armut auf der Welt hat sich entsprechend dramatisch verschärft. Wir haben weltweit so viel Kinderarbeit und sklavenähnliche Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer wie noch nie zuvor auf dieser Erde. (Nur nicht halt bei uns, sondern vorwiegend in Ländern, die den meisten Europäern sowieso ziemlich egal sind).

Tatsache ist: Die Geschichte der letzten 50 Jahre ist eine Geschichte der Kriege, die mehr Leid und Elend und mehr Tote zur Folge hatten, als im Ersten und Zweiten Weltkrieg zusammengenommen. (Nur halt nicht bei uns, sondern vorwiegend in Ländern, die den meisten Europäern sowieso ziemlich egal sind).
Die Waffenexporte sind seit 1972 entsprechend dramatisch gestiegen, das Kriegeführen, das staatlich geförderte und organisierte Töten und Morden, ist für die Waffenindustrie lukrativer denn je. Die jedenfalls hat trotz (oder vielleicht gerade mit?) Davos gigantische Summen eingefahren.

Tatsache ist: Das Klima läuft inzwischen komplett aus dem Ruder. Was sich 1972 schon heftig angedeutet hat und bereits Gipfelgespräch war, ist inzwischen sowas von komplett ungelöst, dass man nur staunen möchte über die Kluft zwischen dem, worüber gesprochen, und dem, wie dann gehandelt wird.
Jedenfalls registrieren wir bereits heute eine dramatische Zunahme an Naturkatastrophen, von deren Ausmaß 1972 bestenfalls nur in übelsten Horrorfilmen etwas zu ahnen war. (Nur halt nicht bei uns so extrem, sondern vorwiegend in Ländern, die den meisten Europäern sowieso ziemlich egal sind – dann macht man halt woanders Urlaub!).

Tatsache ist, dass 2009 die Welt in eine Banken- und Wirtschaftskrise gerauscht ist, die das ganze System ums Haar zum Einsturz gebracht hat, obwohl genau das zu verhindern einer der wesentlichen Gründe war, den Davoser Wirtschaftsgipfel 1972 ins Leben zu rufen. Ebenso ist es eine Tatsache, dass wir heute in Handelskriegen stecken und mit vollem Tempo auf den nächsten Wirtschaftscrash zu steuern, ohne dass auch nur das Geringste dagegen getan werden kann, auch und vor allem nicht in Davos.

Warum entwickelt sich das alles so konträr zu den angeblichen Bemühungen in Davos? Nun, ganz einfach, weil jeder immer nur sein eigenes Interesse vertritt und durchsetzen will. Das nennt man «Protektionismus», oder «Freihandel» (je nachdem, was wem gerade nützt) oder «Kapitalismus», oder «America first», oder «freie Marktwirtschaft», oder «Nationalismus», oder «Egoismus» oder, oder, oder – das Kind hat viele Namen. Nur eins hat es nicht, den Willen, irgendwas auf dieser Welt zu ändern, wenn es mit dem Verzicht auf den eigenen Luxus verbunden ist.

Daher mein Rat aus eigener 50-jahriger ge- und erlebter Davos-Erfahrung: Beendet das Kasperltheater, denn es tut nur so als ob, es ändert aber nichts, sondern kostet nur! Den Staatenlenkern und Wirtschaftsbossen in Davos kann ich nur zurufen: Spart Euch (bzw. uns!) das Geld und gebt es an wirklich Bedürftige, denn davon gibt es dank Euch wahrhaftig mehr als genug auf der Welt.


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