100. Geburtstag

100-jähriger Emil Matzkuhn erzählt von Baden-Badens dramatischer Stunde - "Da war ein Aufschrei der Nation hier" - "Da standen Carlein, Ludwig Braun und ich in vorderster Front"

100-jähriger Emil Matzkuhn erzählt von Baden-Badens dramatischer Stunde - "Da war ein Aufschrei der Nation hier" - "Da standen Carlein, Ludwig Braun und ich in vorderster Front"

Bericht: Christian Frietsch

goodnews4-VIDEO-Interview von Nadja Milke mit Emil Matzkuhn

Baden-Baden, 04.12.13, 00:00 Uhr Was haben zwei Piloten der deutschen Luftwaffe des zweiten Weltkriegs mit der Geschichte unserer Stadt zu tun? Der eine, Baden-Badens Oberbürgermeister und Mitglied der CDU, der andere Stadtrat und Mitglied der SPD. Bei den Kriegseinsätzen hatten beide die Abgründe und das Grauen erfahren. Geblieben waren ihnen Courage und Unerschrockenheit. Im goodnews4-VIDEO-Interview erzählt Altstadtrat Emil Matzkuhn, der gerade 100 Jahre alt geworden ist, von historischen Stunden Baden-Badens. «Anfang der Siebziger war die Kreis- und Gebietsreform und man hatte die Absicht, Baden-Baden dem Landkreis Rastatt unterzuordnen», berichtet der 100jährige Emil Matzkuhn im Interview mit Nadja Milke. Das Entsetzen über den gefühlten Freiheitsverlust muss damals grenzenlos gewesen sein in Baden-Baden.

«Da war ein Aufschrei der Nation hier», konnte der große alte Kommunalpolitiker lachend sagen, denn er selbst stand mit an der Spitze des letztlich erfolgreichen Widerstandes gegen die Bürokraten-Entscheidung aus Stuttgart. «Da standen Carlein, Ludwig Braun und ich in vorderster Front, um Baden-Baden als selbstständigen Kreis zu erhalten.» Und mit seinem Piloten-Spezi Walter Carlein, der ebenso unerschrocken wie er den Stuttgarter Politikern die Stirn bot, hatte er einen idealen Streiter gefunden. Dritter im Bunde des zivilen Ungehorsams war der ehemalige Polizeichef und CDU-Fraktionschef Ludwig Braun. «Ich erinnere mich noch gut an die Kundgebung vor dem Theater, da sprachen Walter Carlein, ein Vertreter des Landtags und ich vor 3000 Teilnehmern und am Abend haben wir mit 10 000 Menschen einen Fackelzug gemacht», ist die Schicksalsstunde der Stadt noch im Detail präsent.

Mut, Ehrlichkeit und Liebe zur Stadt sind die wichtigsten Tugenden für einen Stadtrat. So wurde der Mann, dessen erste Heimat im fernen Pommern lag, zum Glücksfall für unsere Stadt. «Keine Diplomaten, sondern kampfeslustig und unbequem», sind diese Männer, «die niemals um des lieben Friedens willen den Mund halten», hieß es in der Redevorlage von Oberbürgermeister Wolfgang Gerstner. Eine gute Vorlage gegen manchmal allzu großes Harmoniebedürfnis und als Gelassenheit getarnte Tatenlosigkeit. Was sich nicht nur an die Politiker richtet, sondern an manchen um seine Pfründe besorgten Bürger. Emil Matzkuhn, ein Vorbild!

goodnews4-VIDEO-Interview von Nadja Milke mit Emil Matzkuhn


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