Solidaritätsaktion am 7. Oktober
Aufruf zu Solidaritätsaktion mit jüdischem Leben in Baden-Württemberg – Schreiben auch an Rathaus Baden-Baden

Baden-Baden/Stuttgart, 04.10.2025, Bericht: Redaktion Der Solidaritätsaufruf des Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg Michael Blume richtet sich auch an Baden-Baden. Eine Solidaritätsaktion mit jüdischem Leben in Baden-Württemberg ist für am 7. Oktober angekündigt.
Der Beauftragte hat ein Begleitschreiben zu dem Aufruf hat verfasst, das bereits an den Landtag von Baden-Württemberg und dessen demokratische Fraktionen, an die Kirchen und Oberbürgermeister der Städte Mannheim, Baden-Baden, Emmendingen, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, Lörrach, Pforzheim, Rottweil, Stuttgart, Ulm, Villingen-Schwenningen übersandt worden sei.
Auch Baden-Baden bleibt von Konflikten nicht verschont. Im Zusammenhang mit angeblich antisemitischen Aktionen im Aumattstadion ermittelt der Staatsschutz. goodnews4.de berichtete. Anfang August rissen bislang unbekannte Täter am Willy-Brandt-Platz die Gedenksäule um, die an Opfer des Pogroms in Baden-Baden erinnert. goodnews4.de berichtete.
Das Schreiben von Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg, zur Solidaritätsaktion in Baden-Württemberg am 7. Oktober 2025 im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
in mehreren Städten auch in Baden-Württemberg wurden in den letzten Tagen israelfeindliche Demonstrationen für Dienstag, den 7. Oktober 2025 angemeldet – teilweise in direkter Nähe zu Synagogen. Fragliche Akteure haben wissentlich den Gedenktag des 7. Oktober ausgesucht, um einseitig aggressive Stimmung gegen Israel zu machen und Jüdinnen und Juden zu verunsichern. Zusätzlich fällt dieses Jahr das Laubhüttenfest «Sukkot» auf diesen Tag. Bereits in der Vergangenheit wurden Terrorangriffe (1973, 2023) immer wieder bewusst an jüdischen Feiertagen verübt. In jüdischen Gemeinden wächst daher die Sorge vor diesem Datum.
Wir sind uns sicher einig: Wer ausgerechnet am zweiten Jahrestag des Hamas-Terrormassakers und der bis heute bestehenden Geiselnahmen deutsch-jüdische Einrichtungen bedroht, tut dies nicht für den Frieden, nicht für eine Zwei-Staaten-Lösung oder für eine legitime Kritik an der israelischen Regierung.
Seit vielen Monaten beobachte ich eine gefährliche Radikalisierung insbesondere bei Versammlungen, die das hohe Gut der Versammlungsfreiheit für Hetze, Terrorverherrlichung und Antisemitismus missbrauchen. Mit großer Sorge sehe ich daher, wie dieser Tag des Gedenkens in Baden-Württemberg von radikalen und zum Teil vom Verfassungsschutz beobachteten, extremistischen Netzwerken und Akteuren missbraucht wird. Daher möchte ich demokratische Politikerinnen und Politiker sowie führende Kirchenvertretungen unseres Landes bitten, am 7. Oktober 2025 den jüdischen Gemeinden unserer Städte einen Solidaritätsbesuch abzustatten. Ich selbst werde den Ministerpräsidenten über die Lage informieren und die jüdische Gemeinde in Mannheim besuchen, die besonders häufig bedroht wird.
Auch Kirchengemeinden, Religionsgemeinschaften, Vereine, sowie Bürgerinnen und Bürger könnten am Abend des 7. Oktober solidarische Mahnwachen um die Synagogen am Ort abhalten, um den geplanten Inszenierungen von Hass und Terrorbotschaften Bilder des Friedens und dialogischen Miteinanders entgegen zu setzen.
Daher rufe ich Abgeordnete, Kommunalpolitikerinnen, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Medien, Lokalpresse, Bürgerinnen und Bürger auf:
Zeigen Sie am 7. Oktober 2025 Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Baden-Württemberg! Besuchen Sie jüdische Einrichtungen bei Ihnen vor Ort und setzen Sie ein Zeichen des Miteinanders: «Ihr seid nicht alleine. Wir stehen zusammen!»
Die Vorstände und Gemeinden der Israelitischen Religionsgemeinschaften in Baden und Württemberg sind informiert und freuen sich über diese Zeichen. Auch unser Innenministerium und die Sicherheitsbehörden sind selbstverständlich bereits im Bilde. Die übergroße Mehrheit der Jüdinnen und Juden in unserem Land wünscht sich sehnlichst Frieden auch im Nahen und Mittleren Osten. Es besteht auch keinerlei logische Grundlage dafür, unsere jüdischen Gemeinden für geopolitische Konflikte verantwortlich zu machen, die außerhalb unseres Landes stattfinden. Ebenso wenig, wie sich unsere Kirchen für die US-Präsidentschaft oder unsere Moscheegemeinden für arabische Regierungen verantworten müssen.
Wir wollen als Demokratinnen und Demokraten gemeinsam ein sicheres und friedliches Baden-Württemberg, in dem Dialog dem Verständnis und Frieden dient und keine Religionsgemeinschaft angefeindet wird. Daher wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie den leider dringlichen Aufruf weithin teilen könnten und sich Abgeordnete aller demokratischen Fraktionen für Zeichen der Solidarität finden ließen.
Mit herzlichem Dank und freundlichen Grüßen
Dr. Michael Blume
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