Zeitzeuge
Ein gutes Zeichen aus Rastatt – Auschwitzüberlebender Shlomo Graber trägt sich ins Goldene Buch ein

Rastatt, 10.11.2022, Bericht: Redaktion Eine Ehre für Rastatt sei es, dass sich der Auschwitzüberlebende Shlomo Graber in das Goldene Buch der Stadt eingetragen hat. Ein Zeichen, das auch gut zu Baden-Baden passen würde.
Bis heute ist die Feststellung der ehemaligen Oberbürgermeisterin Margret Mergen nicht widerrufen, dass in ganz Baden-Baden kein Grundstück zum Bau einer neuen Synagoge zu finden ist. Auch der neue OB Späth hat sich in dieser Sache bisher nicht gerührt.
Die Mitteilung aus dem Rathaus Rastatt im Wortlaut:
Der Lebenslauf von Shlomo Graber ist erschreckend. Und beeindruckend zugleich. Graber ist einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Holocausts und war in drei Konzentrationslagern inhaftiert, darunter das NS-Vernichtungslager Auschwitz. Trotz seiner schrecklichen Erfahrungen hat der heute 96-Jährige seinen Lebensmut nie verloren. Am Dienstag, 8. November, war er zu Gast in Rastatt. Auf Einladung der August-Renner-Realschule und der Gustav-Heinemann-Schule hielt er seinen biografischen Vortag «Dreimal zum Tode verurteilt». Im Anschluss daran trug sich Graber ins Goldene Buch der Stadt Rastatt ein.
Von Grabers Lebensmut und friedvoller Art zeigte sich auch Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch beeindruckt. Ebenso wie Bürgermeister Arne Pfirrmann und weitere Vertreter der Stadt verfolgte er den Vortrag in der Reithalle. «Sie haben selbst die Gräuel dreier Konzentrationslager leidvoll erfahren, sind dem Tode entkommen und haben überlebt. Dennoch konnte Ihnen der Glaube an das Gute nicht genommen werden. Im Gegenteil. Ihr Motto ist nicht weinen, nicht hassen, sondern vergeben», sagte Pütsch.
Graber sei ein unermüdlicher Kämpfer für die Menschlichkeit, der sich auch im vorangeschrittenen Alter energisch für Toleranz, Respekt und Liebe einsetze. Es seien Werte, die insbesondere in Rastatt als Schmelztiegel verschiedener Kulturen, Sprachen und Religionen von Bedeutung seien. «Ohne Verständnis, ohne Einsicht ohne Zuwendung füreinander wäre das Zusammenleben hier nicht möglich», hob Pütsch hervor. Gleichzeitig sei es gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je, das Andenken zu wahren und aus dem Geschehenen zu lernen. «Es ist eine Ehre für die Stadt Rastatt, einen Menschen mit einer so außergewöhnlichen Geschichte zum wiederholten Male bei uns begrüßen zu dürfen und Sie im Goldenen Buch der Stadt Rastatt zu verewigen», bedankte sich Pütsch bei dem heute in Basel lebenden Graber.
Gemeinsam mit seiner Frau ist der Ehrengast der Stadt Rastatt eingeladen, am Mittwochabend, 9. November, an der gemeinsamen Gedenkfeier mit dem Verein Stolpersteine auf dem Marktplatz anlässlich der Reichspogromnacht 1938 teilzunehmen. Am 10. November 1938 wurden bei der sogenannten «Aktion gegen Juden» auch in Rastatt jüdische Männer verhaftet und in das Bezirksgefängnis eingeliefert. Jugendliche und Parteimitglieder wurden von der NS-Kreisleitung zusammengerufen, zogen durch die Straßen und verwüsteten Wohnungen und Geschäfte. Am Nachmittag wurde die Synagoge zerstört. Am Abend eskortierten SS-Leute die Inhaftierten zum Bahnhof, die unterwegs mit Steinen beworfen, getreten und misshandelt wurden.
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