Aus dem Rathaus Baden-Baden
Historisches Datum für Ebersteinburg – Eingemeindung vor 50 Jahren – Ebersteinburger entschieden sich für Baden-Baden – Teil 2

Baden-Baden, 05.11.2021, Bericht: Robert Kronimus «Baden-Baden hat die Tür zur Nachbarschaft aufgestoßen und wird sie nicht mehr schließen. Unsere Ebersteinburger Freunde – und das wird nicht vergessen werden – haben dabei den ersten und entscheidenden Schritt getan», mit diesen Worten begrüßte Oberbürgermeister Dr. Walter Carlein in der ersten gemeinsamen Gemeinderatssitzung am 19. Januar 1972 die fünf Stadträte aus dem neuen Stadtteil, um seine Freude über die Zugehörigkeit und die Zusammenarbeit auszudrücken.
Dabei verwies er auch auf die Probleme der Gemeinden in der unmittelbaren Umgebung von Baden-Baden und erklärte sich diesen gegenüber zu Gesprächen hinsichtlich einer engen Zusammenarbeit bereit. Hauptsächlich befasste man sich in dieser Sitzung mit dem Baden-Badener Neuland: Die neuen Stadträte wurden vereidigt, der Ältestenrat und die Gemeinderatsausschüsse ergänzt. Auch die Satzung der Sparkasse war zu ändern. Nicht zuletzt erfolgte die eigentliche formelle Eingliederung von Ebersteinburg nach Baden-Baden, wobei auch gleichzeitig über das Umsetzen mehrerer Straßenbaumaßnahmen debattiert wurde.
Im alltäglichen Leben der Ebersteinburger oder inzwischen Baden-Badener Bürger machte sich neben den neuen BAD-Autokennzeichen die Zugehörigkeit zur Kurstadt in vielerlei Hinsicht bemerkbar: Ein Gemeindezentrum, neue Wohngebäude sowie ein neues Krankenhaus wurden gebaut. Weiterhin wurde der Friedhof vergrößert, das Rathaus restauriert und die Verkehrsanbindung ausgebaut. Im Hinblick auf die Bauvorhaben gab es teilweise Probleme, die Bedingungen des Fusionsvertrages zu erfüllen. Dies lag an Meinungsverschiedenheiten oder Konflikten mit den dafür zuständigen Behörden. Allerdings verzichtete man in Ebersteinburg freiwillig auf einige der Fusionszusagen.
Zudem galt es mehrere Straßennamen zu ändern, um Mehrfachbenennungen im vergrößerten Stadtkreis zu vermeiden. 1989 wurde die Satzung der Stadt Baden-Baden geändert, was zur Folge hatte, dass in Ebersteinburg eine Ortsverfassung erlassen wurde und Ortschaftsräte gewählt werden konnten. Der neue Ortschaftsrat tagte erstmals 1990 im alten Ebersteinburger Rathaus.
Seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland war die Eingemeindung Ebersteinburgs die erste Eingemeindung in die Stadt Baden-Baden. Sie wurde zum Vorbild und Orientierung für die Eingemeindung weiterer zuvor unabhängiger Gemeinden und der Stadt Steinbach, deren Eingliederungsverfahren schon teilweise während der Eingemeindung Ebersteinburgs liefen: Dies waren Varnhalt, Steinbach und Neuweier am 1. Juli 1972, Haueneberstein am 1. Januar 1974 und Sandweier am 1. Januar 1975.
Die Fusion war ein «Modell- und Vorzeigeprojekt», auch wenn Baden-Baden zunächst die Eingemeindung einer größeren Gemeinde vorgezogen hätte. Der Grund: Der vom Land finanzierte Zuschuss hing von der jeweiligen Größe der eingemeindeten Orte ab. Interessant: Bei den ersten Kommunalwahlen nach der Fusion erhöhten sich im Stadtkreis durch die Eingliederung die Wählerstimmen für die CDU.
Natürlich bedauerten viele Bürger Ebersteinburgs den Verlust ihrer Eigenständigkeit und damit die Tatsache, von nun an „nur noch als Stadtteil von Baden-Baden“ zu gelten. Die Gemeindereform spaltete die politischen Lager vorübergehend stark. Doch letztlich siegte die Einsicht, dass es für die Zukunft wohl der bessere Weg sein dürfte, die verständlicherweise geliebte Selbständigkeit aufzugeben. Die Eingemeindung war für Ebersteinburg sinnvoll. Sie bot größtenteils Vorteile für die Gemeinde, gerade im Hinblick auf finanzielle Zuschüsse.
Teil 1 hier. Die Teile 3 und 4 folgen.
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