Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Déjà-vu – bis der (Chef-)Arzt kommt“ – „Mittlerweile sind es 28 geworden – alles Chefärzte“
Baden-Baden, 13.06.2025, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Karl-Georg Degenhardt Stellung zu dem goodnews4-Bericht «Offener Brief der Chefärztinnen und Chefärzte» des Klinikum Mittelbaden – «Die medizinische Versorgung in Mittelbaden steht an einem entscheidenden Wendepunkt».
Sie haben es schon wieder getan. Schon am 15. November 2024 haben damals 17 Ärzte des Klinikum Mittelbaden (KMB) ihrer Empörung Luft gemacht, dass es Bürger aus Baden-Baden mit demokratischen Mitteln wagen, Ihr Herzensprojekt in Rastatt in Frage zu stellen. Mittlerweile sind es 28 geworden – alles Chefärzte. Da stellt sich erst einmal die Frage, wie viele Chefs verträgt eigentlich ein Klinikum dieser Größe?
Was sagt uns dieses Schreiben. Nun zunächst ist festzustellen, dass es 28 Chefärzte gibt und das ist ein Indiz dafür, warum die Kostenstruktur des KMB mittlerweile je nach Lesart mit jährlich 10 bis 18 Millionen Euro den Haushalt der Gesellschafter belastet. Seit 2018 sind das immerhin 45 Millionen Euro. Der Kämmerer Herr Eibel bestätigt 36 Millionen Euro davon mit dem Hinweis «gemäß den Aufzeichnungen der Stadt» – was auch immer damit gemeint sein soll. Hauptverursacher unserer Schuldensituation ist das KMB.
Für diese Bilanz sind genau diese Führungskräfte verantwortlich, die uns so leidenschaftlich Ihre persönliche Meinung in ihrem Brief über die Neugestaltung und den Standort verkaufen wollen. Sie leisten dort sicherlich hervorragende Arbeit als Mediziner. Dafür Respekt – aber eben nur dafür.
Doch Eins nach dem Anderen. Was fällt rein optisch auf. Zweidrittel des Textes sind Unterschriften mit beeindruckenden Titeln. Allesamt Mediziner und in dieser Klinik abhängig beschäftigt. Angeführt von Herr Dr. Iber, dem Dauerexperten von Herrn Landrat Dusch und Oberbürgermeister Späth. Beide bedrohen die Zentralklinikplanung mit einem Totalboykott, falls ihre Standortwahl nicht umgesetzt wird. Soviel zum Thema Abhängigkeiten und Stillstand.
Der restliche Brief beschäftigt sich mit einer Standortempfehlung basierend auf einem veralteten, nicht mehr gesetzeskonformen Gutachten, das in wesentlichen Teilen einer objektiven Betrachtung nicht Stand hält. Die dafür veranschlagten Kosten sind doppelt so hoch wie notwendig, wie eine aktuelle Expertenmeinung bescheinigt. Wohl gemerkt die gleiche Zentralklinik, mit der gleichen technischen Ausstattung nur an einem anderen Standort – nämlich in Baden-Baden. In Worten nicht 700 Millionen Euro würden bei uns veranschlagt, sondern 350 Millionen. Die Differenz ist bisher nur durch den jeweiligen Standort zu erklären. Die Berechnungen basieren auf den Auskünften der Stadt und der KMB. Das ist den Chefärzten mittlerweile bekannt und wird ignoriert.
Was den Zeithorizont betrifft: Eine Einschätzung von Fachleuten, welche Aussage die bisherige Planung auch unter Berücksichtigung von Alternativstandorten trifft und was sie wert ist, beläuft sich auf ca. 2 bis 3 Wochen für ein vierköpfiges Expertenteam für geschätzte 50.000,- Euro zzgl. Mehrwertsteuer. Also in etwa so viel, wie die einseitige Werbung der Nein-Sager oder das vollkommen nutzlose Meinungsskript übe eine möglichen Zwei-Standorte Vergleich auf unsere Kosten verschlungen haben. Bei der Verschuldungsmentalität unseres Oberbürgermeisters geradezu ein Klacks in kürzester Zeit. Mit dieser Einschätzung könnte sofort – das heißt ohne zeitliche Verzögerung – die notwendigen planerischen Schritte begonnen werden basierend auf den bisherigen Erkenntnissen. Eine Verzögerung des Baubeginns und die Fertigstellung in ca. 10 Jahren und frühestens 2033 sind bei entsprechender planerischer Optimierung vernachlässigbar.
Trotzdem unterstützen die Damen und Herren beinahe bedingungslos ein Projekt, das sie bevorzugen, ohne auch nur einen geringsten Vergleich mit alternativen Standorten – wie wir fordern mit Baden-Baden – angestrengt zu haben. Sie vergleichen es also mit nichts. Wie kann etwas besser oder schlechter sein, wenn man keinen Vergleich hat? Was befähigt sie zu dieser schwerwiegenden Vorfestlegung? Leider sind wir nicht in der Lage Ihnen mitzuteilen, wer unter den Unterzeichnern eine Zusatzqualifikation beispielsweise als Architekt, Verkehrsplaner, Medizintechnischer Ingenieur, Krankenhausplaner, Betriebswirt mit Krankenhausleitungsschwerpunkt, Baustatiker, Digitalexperte, Bautechniker, oder Ähnliches aufzuweisen hat. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keiner von ihnen. Deshalb halten sie sich auch nicht lang mit Fakten auf, sondern geben einfach ein Versprechen ab. Wie viel das wert ist, mag jeder selbst beurteilen – genauso wie die Objektivität dieser Aussage.
Am verwerflichsten ist aber, mit welchen Emotionen wissentlich oder unwissentlich gespielt wird. Die Grundlage der ärztlichen Kunst ist sicherlich auch, dass ein Vertrauensverhältnis zwischen Heiler und Patienten bestehen muss für einen optimalen Behandlungserfolg. Auf diese Beziehung bauen diese Chef-Ärzte, bei der sie davon ausgehen, quasi per Amt und Titel immer im Recht zu sein. Bitte beachten Sie, womit sie spielen und was eine Entzauberung für Ihren Berufstand bedeuten würde. Sie haben eine besondere Verantwortung, wenn sie in der Öffentlichkeit so geschlossen in der oben beschriebenen Art auftreten. Ihr Platz ist an der Seite ihrer Patienten. Das betonen sie dankenswerterweise selbst. Das verbietet es ihnen aber, sich für etwas instrumentalisieren zu lassen. Genau darum bitten wir sie, das zu beherzigen – sie sind es uns schuldig.
Was sagen nun unsere Ärzte im Team zu ihren Einlassungen? Hier ist die Darstellung einer anderen Erkenntnis von Medizinern – das gehört zur Ausgewogenheit dazu:
«Der offene Brief der Chefärzte des Klinikums Mittelbaden (KMB) hat uns niedergelassene Ärzte fassungslos gemacht. Es scheint, als hätten sie die Realität jahrelang ignoriert.
Wir haben uns seit jeher für ein zentrales Krankenhaus (ZKH) eingesetzt! Die Gründung des KMB und die Zersplitterung essenzieller Abteilungen auf verschiedene Standorte waren von Anfang an ein gravierender Fehler. Dass gleiche medizinische Angebote an verschiedenen Orten vorgehalten wurden, musste unweigerlich zum wirtschaftlichen Ruin führen.
Die Chefärzte suggerieren in ihrem Schreiben, ein Neubau am Münchfeldsee sei die einzig mögliche Lösung. Doch für diese Behauptung bleiben sie jegliche Beweise und stichhaltige Argumente schuldig.
Die Kosten eines solchen Neubaus würden mindestens das Dreifache der Sanierung und Erweiterung der ehemaligen Stadtklinik betragen. Offene Fragen bezüglich des Standorts in Rastatt werden dabei – bewusst oder unbewusst – vollständig ausgeblendet.
Es wird behauptet, eine weitere Verzögerung würde die Patientenversorgung verschlechtern. Seltsamerweise haben aber gerade diese und frühere Chefärzte die Mehrstandort-Lösung jahrelang widerspruchslos akzeptiert und sogar unterstützt. Dies zeugt von einer erstaunlichen Kehrtwende in ihrer Argumentation.
Moderne Medizin unter einem Dach? Ja, absolut! Aber nicht um jeden Preis! Die kostengünstigste Lösung muss unser Ziel sein. Doch bis heute wurden uns keine echten Alternativen aufgezeigt.
Zudem wird die Attraktivität eines neuen ZKH gepriesen. Doch welche Vorteile und Anreize soll ein ZKH in der Rheinebene bieten, das sich kaum von den zahlreichen bereits bestehenden, modernen Krankenhäusern dort abhebt?
Daher rufen wir unsere Mitbürger auf: Stimmen Sie beim anstehenden Bürgerentscheid mit ‚JA‘ für ein starkes Zentralklinikum Mittelbaden mit Standort in Baden-Baden! Nur so sichern wir die Zukunft unserer medizinischen Versorgung.»
Die beste Lösung für dieses Dilemma ist Ihr Ja zu Baden-Baden – Ihr Ja zu JA! Gehen Sie wählen am 29. Juni – nehmen Sie Ihr Recht in die eigenen Hände.
Karl-Georg Degenhardt
Verein Pro Klinikum Baden-Baden i.Gr.
Baden-Baden
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