Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Der römische Brunnen“ von C.F. Meyer hat seinen würdigen Platz im „Paradies“

Baden-Baden, 18.10.2021, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Monika Spiegel Stellung zu dem goodnews4-Bericht Ein Gedicht zum Wochenende − Ausgesucht von Christian Frietsch.

Dieses Gedicht «Der römische Brunnen» von C.F. Meyer hat seinen würdigen Platz im «Paradies». Dort, bei der stufenförmigen Begehung von unten nach oben, in etwa der Mitte, wo gerade eine kurze Verschnaufpause angesagt ist, begegnet man diesem Gedicht, in einen Steinblock gemeißelt, überraschend authentisch und wirkmächtig. Die Älteren unter uns kennen sicher auch den Sammelband von Gedichten mit dem passenden Titel «Der ewige Brunnen».

Ich hoffe sehr, dass Sie noch viel weiteren Zuspruch erhalten für diese Idee «Gedicht zum Wochenende». Sie sind ja nicht nur ein unverzichtbarer Teil unseres gesamten Kulturschatzes, sondern ermöglichen, was Geschichte und Philosophie nicht gelingt, ein vertieftes Eintauchen in die Vergangenheit auf emotionaler Ebene. Wir erfahren so viel von den Menschen der zurückliegenden Jahrhunderte, die Probleme ihrer Zeit, Ängste, Sorgen, aber auch Freude und Hoffnungen. Man kann ergriffen sein wie vor einem Gemälde, es kann Trost und Zuversicht spenden und vor allem erschließt sich wie sonst nirgendwo die Schönheit unserer Sprache in ihrer komprimierten Form. Das Hinwenden und Erspüren eigener Emotionen in einem Gedicht kann gerade in unserer Gegenwart, die durch Technikomnipräsenz und Verstandeseinseitigkeit geprägt ist, ein Momentum des Innehaltens, des Rückzugs in eine Art Meditation im ansonsten flüchtigen, von Zwängen beherrschten Lebensalltag mit Smartphone und Co. und seiner Bilder- und Informationsflut sein.

 

Zugegeben: Der eine oder andere Text ist schwer zugänglich und mag gerade auf junge Menschen etwas befremdlich wirken. Doch die Mühe lohnt sich und in einer derart reichen Sammlung, wie sie uns geschenkt ist, wird sich sicher das eine oder andere «Lieblingsgedicht» finden.

Und nicht zuletzt sollten wir neben dem materiellen Besitz und seiner Fragilität und Vergänglichkeit, unserem geistig kulturellen Schatz und seiner Beständigkeit etwas mehr Aufmerksamkeit und Gewichtigkeit zuteilwerden lassen.

Monika Spiegel
Baden-Baden


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