Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Fahrpläne der Stadtwerke Baden-Baden sind immer noch die gleichen wie im Juni 2020“
Baden-Baden, 16.10.2021, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Benjamin Steiger Stellung zu dem goodnews4-Bericht goodnews4-Protokoll − "Wissen Sie warum die massive Preiserhöhung für die Kurhausgarage so kurzfristig angekündigt wurde?" − Erster Bürgermeister Alexander Uhlig antwortet auf Fragen von SPD-Stadtrat Werner Schmoll.
Als regelmäßiger Leser ihrer News-Seite möchte ich auch mal ein Lob aussprechen, da Sie auch Themen und Artikel veröffentlichen, die in den regionalen Tageszeitungen kaum zur Geltung kommen, auch zum Thema ÖPNV. Dies ist auch der Grund für mein Anschreiben.
Die Corona-Pandemie hat auch den ÖPNV in Baden-Baden stark getroffen, da auch hier ebenfalls die Fahrgastzahlen und Einnahmen eingebrochen sind. Daher wurde während der Hochzeit der Pandemie verständlicherweiße der Busverkehr zum Teil eingeschränkt. Nachdem im Sommer 2020 die Pandemiezahlen wieder besser wurden, wurden auch wieder mehr Fahrten angeboten, allerdings immer noch nicht das Gesamtangebot. Und hier liegt das Problem. Dieser eingeschränkte Fahrplan, der seit Juni 2020 gefahren wird, hat immer noch Bestand. In fast allen Bereichen in Deutschland wurde der Standardfahrplan, wie er vor Corona gefahren wurde, wieder eingeführt, auch wenn immer noch weniger Fahrgäste unterwegs sind, um ein wichtiges Zeichen für den ÖPNV zu senden. Einige Aufgabenträger haben sogar zusätzlich Fahrten bestellt, um den ÖPNV zu stärken.
Dies ist allerdings nicht in Baden-Baden Fall. Die Fahrpläne der Stadtwerke Baden-Baden sind immer noch die gleichen wie im Juni 2020 mit einem verminderten Angebot. Davon betroffen sind die Linien 201, 205, 218 und 243. Bei den Linien 218 und 243 entfällt aktuell «nur"» der Abschnitt zwischen Bahnhof und Leopoldsplatz an Sonn- und Feiertagen, sodass ein Umstieg vonnöten ist. Bei der Linie 205 wird aktuell montags bis freitags ein 20-Minuten-Takt anstatt ein 15-Minuten-Takt angeboten.
Heftiger sind allerdings die Einschränkungen auf der mit Abstand wichtigsten Linie in Baden-Baden, der Linie 201. Dies wäre eigentlich täglich tagsüber im 10-Minuten-Takt. Ein sehr gutes Angebot und eigentlich der Erfolgt des ÖPNV in Baden-Baden. Einfach an die Haltestelle stellen und höchstens 10 Minuten warten. Die schlechten Anschlüsse außerhalb des 10-Minuten-Takt lasse ich mal aus.
Nun ist es aber so, dass die Linie 201 montags bis freitags nur noch im 12-Minuten-Takt und am Wochenende sogar nur hoch im 15-Minuten-Takt verkehrt. Damit kann man sich nicht mehr einfach an die Haltestelle stellen und es kommt schon ein Bus; nein, es verlängern sich dadurch natürlich auch zum Teil Umsteigeverbindungen, da die Takte nicht mehr zu den anderen Linien passen, egal ob zu anderen Buslinien oder zu und von den Zügen. Auch können durch die Taktreduzierung nicht mehr die gleichen Massen an Menschen transportiert werden. Ein 12-Minuten-Takt ist gegenüber einem 10-Minuten-Takt eine Reduzierung von 17%, ein 15-Minuten-Takt sogar eine Reduzierung von 33%(!).
Aktuell wird seitens der Stadt Baden-Baden die Reduzierung damit begündert, dass immer noch ca. 20% weniger Fahrgäste unterwegs sind. Mit einem deutlichen schlechteren Angebot werden diese Fahrgäste aber nicht mehr zurückkehren.
Da es aufgrund des verringerten Angebots schon zu Kapazitätsproblemen gekommen ist, wurden im Fahrplan schon mehrere zusätzliche Verstärkerfahrten eingeführt. Den Vogel dann abgeschossen haben die Stadtwerke mit zusätzlichen Schnellbussen auf der Linie 201 zwischen Bahnhof und Augustaplatz als Linie 201E. Dieser verkehrt seit Mitte August täglich zur Minuten 36' ab Bahnhof zum Augustaplatz und wieder zurück. Als Grund wurde eingeführt, damit die Linie 201 entlasten wird. Aber warum wird dann nicht wieder der ehemalige 10-Minuten-Takt eingeführt?
Denn die Schnellbusse sind auf den zweiten Blick keine Verbesserung. Denn zur Minute 33 und 36 fahren aktuell schon die Linien 243 und X45 als Schnellbus vom Bahnhof Richtung Stadtmitte. Es gibt also für den Fahrgast überhaupt keine Verbesserung durch die Linie 201E. In Fahrtrichtung Bahnhof verkehren die Busse ebenfalls genau zur gleichen Zeit wie die Buse der X45.
Noch im Juli wurde im Gemeinderat heftig über die Busspur auf der B500 und zusätzlichen Schnellbussen diskutiert, da man die Fahrgäste in den ÖPNV locken will und «Angst» vor einem Verkehrskollaps vor allem zu kommenden Veranstaltungen hat. Wenn der ÖPNV so wichtig ist und ausgebaut werden soll, warum fahren dann die genannten Linien immer noch in einem Corona-Sonderfahrplan und vor allem die Linie 201, die Hauptschlagader des ÖPNV in Baden-Baden, immer noch in einem eingeschränkten Fahrplan? Man stelle sich vor, man hätte den gleichen Prozentsatz an Parkplätzen stillgelegt, da sie aufgrund der Pandemie nicht gebraucht werden. Man schaue sich mal den aktuellen Fahrplan der Linie 201 und vergleiche ihn mit dem ehemaligen Fahrplan. Bisher war es einfach: alle 10 Minuten ein Bus und jeder zweite bis nach Oberbeuern. Im aktuellen Fahrplan gibt es krumme Tankte, Schnellbusse und ein einfacher, merkbarer Fahrplan ist mehr vorhanden, sowie hat man nun oft Umsteigezeiten von ca. 15 Minuten zwischen der Linie 201 und einen Teil der Züge.
Vor allem wird seit Jahren immer wieder gesagt, wie wichtig ein Ausbau des ÖPNV wäre, was sogar mehrere Gutachten als wichtige Aufgabe sehen.
Dies ist auch Grund warum ich Sie anschreibe. Denn seitens der Politik gibt es keine Diskussionen zu dem Thema, es wird einfach so hingenommen. Auf Anfragen seitens der Stadt, der Stadtwerke und den politischen Parteien kommen entweder keine Antworten oder nur kurze, dass eben weniger Fahrgäste unterwegs und somit auch weniger Fahrten gebraucht werden. Ein Totschlagargument, denn so kommen keine Fahrgäste mehr zurück. Vor allem da die Anzahl der Busse die gleiche ist und evtl. sogar gestiegen ist, da zur morgendlichen HVZ weiterhin die Fahrzeuge benötigt werden. Aber was ist mit den Fahrern, die aktuell nicht gebraucht werden? Und wer bestimmz überhaupt gerade den Fahrplan der Buslinien? Eigentlich muss der Gemeinderat über größere Änderungen im ÖPNV abstimmen - während der Hochzeit der Pandemie musste dies sicherlich schneller gehen - aber wie sieht es denn gerade aus?
Mit kommt hier der Verdacht auf, dass man nun endlich einen Grund gefunden hat, im ÖPNV zu sparen, da dieser ein immer größeres Defizit aufweist und der ÖPNV eigentlich den Verantwortlichen gar nicht so wichtig ist, wie sie immer behaupten. Anstatt mal zu schauen wie man zusätzliche Fahrgäste gewinnt oder schaut, warum das Defizit immer weiter steigt (es wurde z.B. in einige neue Busse inverstiert), wird hier auf Kosten der Fahrgäste, der Umwelt und der Verkehrswende gespart.
Vielleicht können Sie hier etwas Druck mit Anfragen und Pressemitteilungen erzeugen, damit dies auch wieder ein Thema in der Tagespresse und endlich ein Umschwenken möglich ist.
Benjamin Steiger
Baden-Baden
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