Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ - goodnews4-Interview mit Rami Suliman zum AfD-Engagement seines Vorgängers - Blick auf das Imperium der Eva Ertl: Macht und Besitz sind vergänglich!

Leserbrief „Meine Meinung“ - goodnews4-Interview mit Rami Suliman zum AfD-Engagement seines Vorgängers - Blick auf das Imperium der Eva Ertl: Macht und Besitz sind vergänglich!
Foto: Google Earth/Gertrud Mayer

Baden-Baden, 08.10.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Gertrud Mayer Stellung zu dem goodnews4-Bericht goodnews4-Interview mit Rami Suliman zum AfD-Engagement seines Vorgängers − «Der AfD mit uns Juden ein Alibi verschaffen» − Wolfgang Fuhl: «Größte Sorge der von Merkel importierte Antisemitismus».

Sie stand auf ihres Daches Zinnen,
sie schaute mit vergnügten Sinnen
auf das beherrschte Baden hin.…
Dies alles ist mein Eigentum,
so sprach sie: auch das Heiligtum!
gestehe, dass ich glücklich bin.
Ihr Gegenüber:
Doch warn ich Dich dem Glück zu trauen.
Doch spricht er, zittre ich für Dein Heil.
Des Lebens ungemischte Freude,
War keinem Irdischen zuteil.
(frei nach Friedrich von Schiller, Der Ring des Polykrates)

Hier ist Rami Suliman zu widersprechen. Das Grundstück, auf dem die Synagoge stand und von Deutschen zerstört wurde, muss der Ort für die neue Synagoge sein! Nicht an der Fürstenbergallee − sonst nimmt jeder Parkplatzsuchende den alten Weg zum KZ Dachau. Hat das Unwahrscheinliche nicht seinen Ursprung in der Realität?

Man muss nicht Jude sein, um den Synagogenbau als Wiedergutmachung zu befürworten. Es ist eine Sache der Menschlichkeit und der Moral, den Bau des Gotteshauses mit Rat und Tat zu unterstützen. Der Gemeinderat hätte sich längst auf seinen monatlichen Sitzungen damit beschäftigen und eine Entscheidung vorantreiben müssen. Sonst sind die Stadträte doch nicht zimperlich, wenn es um lukrative Bauvorhaben geht, oder?

Oberbürgermeister Ernst Schlapper waltete seines Amtes von 1946 bis 1969 in Baden-Baden. Zeit genug, um sich bei den von den Alliierten erlassenen Rückerstattungsgesetzen um die Belange der zerschlagenen jüdischen Gemeinde zu kümmern. Stattdessen vertrat er die zweifelhaften Besitzansprüche der Arisierungsgewinnler. Brechts «Mutter Courage» hatte er 1962 im Theater verboten und verhindert, aber die «Lady Macbeth» ist ihm entgangen − oder sollte er zu ihrer gefügigen Gefolgschaft gehört haben?

Eva Ertl, geb. Hambruch hat seitdem das Zepter immer fester in der Hand − oder ist das eine Täuschung? Die Biographie ihres Ehemannes Dr. Ottoheinz Ertl lässt auf eine «gute Schule» schließen. Er verschwindet nach seiner «umfangreichen» gynäkologischen Dissertation (11 Seiten) 1938, gefolgt von einer Assistenz- und Oberarztzeit, nach 1940 als Stabsarzt in Lübeck. Diese Position würde beinhalten die Ausbildung mit der Waffe und ein medizinisches Studium. Der Dienstgrad des Oberarztes entsprach dem Oberleutnant. Irgendwie hatte er wohl seine Karriere im Blitz durcheilt − sogar schneller als sein Schulfreund Filbinger?

Und dann kommt wieder das große dunkle Loch in seiner Biografie. Die allseits bekannte «Feuerzangenbowle» lässt den liebenswerten Lehrer, genannt «Bömmel» sagen: «Heute nehmen wir die Dampfmaschine durch. Also − stellen wir uns mal ganz dumm und diese vor, als ein großes dunkles Loch. Das andere kriegen wir dann später …»

Dr. Ertl taucht später in Baden-Baden im Tennisclub Rot-Weiß auf. Er fördert − später sogar als Präsident des Clubs − die deutsch-französische (Besatzungs-)Freundschaft. Er wird wohl ein blendendes Französisch gesprochen haben als Erfurter, später dann als Mannheimer Schüler. Oder hatte er sich die Sprache des Erb-Feindes perfekt in Tunis angeeignet?

Kannte Eva Ertl, geb. Hambruch eigentlich das Vorleben ihres 18 Jahre älteren Ehemannes? Da sie inzwischen − laut Statistik − zu den Hochbetagten gehört, macht sie sich vielleicht ab und zu Gedanken wie Carl Zuckmayer in seinem Theaterstück «Der Hauptmann von Köpenick». Der mehrfach vorbestrafte Schuster Wilhelm Voigt, eine herumgestoßene arme Kreatur (historisch 1906). Er braucht zuerst eine Aufenthaltserlaubnis, damit er arbeiten konnte, aber ohne Arbeit bekam er keine Aufenthaltserlaubnis. Für ihn ein unlösbares Dilemma. Er fragt sich zum Schluss: Irgendwann trittst du vor deinen Herrgott und der fragt: «Willem, wat haste jemacht aus deinem Leben?» Die Antwort sollte jeder Mensch für sich finden.

Hier in Baden-Baden muss Eva Ertl antworten: «Parkplätze, einen lukrativen Bauplatz, aber NIEMALS den Wiederaufbau der Synagoge» − oder?

Gertrud Mayer
Baden-Baden


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