Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ - „Jüdische Kultur gehört ins Zentrum“ – „Keine Toleranz gegenüber Intoleranten!“

Baden-Baden, 12.11.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Oliver Haungs Stellung zu dem goodnews4-Bericht Bedauerliche Vorfälle bei Mahnwache in Baden-Baden − Schüler mit antisemitischen Zwischenrufen − Rudolf Engel las aus seinem Buch und hatte passende Antworten.

Ich habe die Realschule ab 1973 als Schüler besucht und diese 1978 abgeschlossen. Es ist sehr befremdlich für mich zu erfahren, welche Entwicklungen augenscheinlich bei Schülern und Schule inzwischen stattgefunden haben. Es ist mir gut in Erinnerung geblieben wie ausführlich und eindringlich Antisemitismus damals im Unterricht von den Lehrern der Realschule behandelt wurde. Meine Prüfungsarbeit im Fach Geschichte befasste sich mit der Entstehungsgeschichte Israels. Sind die Lehrpläne inzwischen so degeneriert, dass für so wichtige Themen kein Platz und/oder nicht mehr genügend Zeit sein soll? Das wäre das Zeichen einer über Jahrzehnte heftig gescheiterten Bildungspolitik. Denn dieser Lehrstoff ist das Fundament für junge Menschen, wie man im späteren Leben respektvoll, mit Achtung und Würde mit seinen Mitmenschen umgeht, ganz besonders und im Speziellen mit Minderheiten! Oder sind es die Elternhäuser, die rücksichtslos und schamlos ihren Kindern den Rassenhass mit in die Kinderschuhe stecken? Solche Vorkommnisse dürfen nicht ungeahndet bleiben, sondern verlangen eine Antwort und müssen sanktioniert werden. Keine Toleranz gegenüber Intoleranten!

Die jüdische Gemeinde hat in Baden-Baden einen festen Platz und in das Bild der Stadt gehört sie selbstverständlich allemal. Wünschenswert wäre, dass sie aus ihrer Defensive herauskommt und sich vermehrt ins gesellschaftliche und kulturelle Bild des Stadtlebens einbringt, damit jüdisches Dasein in Baden-Baden auch optisch seine Selbstverständlichkeit manifestiert. Insofern kann ich den Fürsprechern einer Synagoge im Herzen der Stadt nur beipflichten. Jüdische Kultur gehört ins Zentrum und nicht an den Rand. Einer den Status als UNESCO Welterbe anstrebenden, kosmopolitischen Stadt steht das ausgezeichnet zu Gesicht.

Obwohl ich Zweifel hege, dass es sich bei der Entgleisung der Schüler um einen «Einzelfall» handelt, kann ich nur hoffen, dass bei den betreffenden Eltern Einsicht Einzug hält, sie ihre Hasserziehung einstellen und durch Toleranz und Verständnis ersetzen. Mit Intoleranz und Hass gibt man als Eltern seinen Kindern die dümmsten und Erfolg hemmendsten Anlagen mit auf den weiteren Lebensweg. Es gilt auch in Zukunft Augen und Ohren offen zu halten und solche Entgleisungen zu ächten und zu sanktionieren.

Oliver Haungs
Muggensturm


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