Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Nachruf auf die Printmedien“ – „Bestes Beispiel ist der Verlag Gruner & Jahr“
Baden-Baden, 11.02.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Martin Müller-Petersen Stellung.
«Nichts ist so alt, wie die Zeitung von gestern», dieser alte Spruch, der eigentlich einmal darlegen sollte, dass die Zeitung von gestern bereits Altpapier ist, erfährt durch das schnelle Internet eine neue Bedeutung, denn nun ist schon die Zeitung von heute Altpapier. Wenn beispielsweise im Internet zeitnah zu erfahren ist, dass dies oder jenes geschehen ist, dann erfährt man dies durch die Printmedien in der Regel erst am nächsten Tag und dann interessiert es wirklich niemand mehr, oder anders ausgedrückt, was heute in der Zeitung steht, konnte man schon gestern aus dem Internet erfahren. Aktuelles Beispiel: die Berichte über die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien, wo man mit den Opferzahlen stets weit hinter der Realität zurückhing.
Wieso können Printmedien dann überhaupt noch existieren? Nun, wie am Beispiel der regionalen Presse zu ersehen ist, durch Einnahmen aus Annoncen. Mehrere Seiten Todesanzeigen und unmittelbar danach mehrere Seiten diesbezüglicher Danksagungen an die Betreuer des/der Verblichenen sind ein wesentlicher Bestandteil der Einnahmen für den Herausgeber. Dann die Werbung, weil es immer noch Firmen gibt, die mangels Nachprüfbarkeit von der irrigen Annahme ausgehen, dass die Zeitungswerbung für den immer dünner werdenden Kundenstrom sorgt. Einziger Anhaltspunkt ist die Nielsen-Statistik, aus der zu ersehen ist, dass die Werbung in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist. Wahrscheinlich wird aber auch bei der Werbe-Bastion «Todesanzeigen» bald ein Umdenken eintreten, denn die Jungen können nicht verstehen, warum man den Tod eines Angehörigen aller Welt zur Kenntnis bringen muss. Das ist noch alte Bauernmentalität, die sich bald überholt haben wird, genauso wie der Leichenschmaus. Was bleibt den Zeitungen dann noch als Einnahmequelle? Die Abonnenten, deren Anzahl Jahr für Jahr rückläufig ist, und die offiziellen Mitteilungen der Gemeinde, die glaubt sich durch diese Art der Bekanntmachung ein Amtsblatt sparen zu können. Aber auch wenn die Veröffentlichungen der Stadt noch so zahlreich sind wie speziell in Baden-Baden, werden sie auf Dauer das Ende der Printmedien nicht verhindern können. Keine schönen Zukunftsaussichten, aber warum soll es den Zeitungsverlagen besser gehen als vielen anderen Branchen? Bestes Beispiel ist der Verlag Gruner & Jahr, der mehrere Magazine einstellt und in diesem Zusammenhang 700 Mitarbeiter entlassen wird.
Dass die großen Printmedien aus Gründen dieser absehbaren Entwicklung bereits im Internet vertreten sind, bestätigt diese Entwicklung eindrücklich. Und auch der Verlag des BT und der BNN hat bei seinen Lesern bereits vorsichtig darauf hingewiesen, dass man diese Blättchen auch im Internet nutzen kann. Als Begründung vor vorgeschoben, dass es zu Ausfällen bei der Lieferung von Papier kommen könnte die den Druck der Zeitung nicht möglich machen.
Wesentlich wahrscheinlicher als Papierausfall ist allerdings, dass sich keine Austräger mehr finden, die bei Wind und Wetter zu frühmorgendlicher Stunde für kleines Geld die Printmedien verteilen. Wenn diese dann per Post versandt werden müssen, die wiederum kaum vor Mittag eintrifft, dann hält man abends in der Tat eine Zeitung in der Hand, deren Meldungen praktisch schon 2 Tage alt sind (siehe oben).
Fazit: Wer an aktuellen Nachrichten aus aller Welt interessiert ist, der kommt um das Internet nicht herum. Wem allerdings Todesanzeigen, Stellenanzeigen und Vereinsnachrichten genügen, der ist mit den regionalen Printmedien ausreichend versorgt.
Martin Müller-Petersen
Baden-Baden
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