Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „OB Mergen vergleicht Israel mit China, Indien, USA und Japan“ – Baden-Baden auf dem Weg zum Anti-Zionismus?

Baden-Baden, 17.02.2020, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Gertrud Mayer Stellung zu dem goodnews4-Bericht Absage für Städtepartnerschaft in Israel − Baden-Badener OB Mergen vergleicht Israel mit «China, Indien, USA und Japan».

In der Hauptausschusssitzung am 10. Februar stellte Stadtrat Pilarski (FDP) die Frage, warum es keine Städtepartnerschaft mit Israel gäbe. Damit knüpfte er an die Aufforderung von Oberbürgermeisterin Mergen am Gedenktag für Auschwitz an, dem Antisemitismus aktiv und entschieden entgegenzutreten. Die flotte Antwort der OB, ohne groß nachzudenken: «Andere Länder wie China, Indien, die USA und Japan stellten immer mal wieder Anfragen für Städtepartnerschaften. Das sei auch im Ältestenrat diskutiert und abschlägig beschieden worden.» Dieser Ländervergleich verschlägt einem die Sprache!

Oberbürgermeisterin Mergen und der Gemeinderat (ausgenommen die FDP-Fraktion) benötigen eine Nachhilfestunde in Geschichte! «Genau drei Jahre, drei Monate und drei Wochen nach der Befreiung von Auschwitz machten die Juden ihren zweitausend Jahre alten Traum wahr und gründeten den Staat Israel. … Sie flohen aus Europa, wurden aus jedem Land im Nahen Osten vertrieben, aber statt in Flüchtlingslagern zu leben und zu Terror zu greifen, errichteten sie eine lebendige Demokratie in einer Region, in der es keine Demokratie gab. … Sie [mussten] tagtäglich ihre Existenz verteidigen. Das musste kein anderes Land der Welt.» So Ronald S. Lauder am 27. Januar 2020 in Auschwitz. Für ihn ist es «völlig klar, dass … Anti-Zionismus nichts als Anti-Semitismus ist».

Mit ihrer Absage an Städtepartnerschaften in Israel schließt sich Baden-Baden mit seiner gewählten Oberbürgermeisterin und seinem Gemeinderat diesem antisemitistischen Denken an. Aber sich als Welt-Kulturerbe bewerben! Das passt alles wahrlich nicht zusammen.

Soll es so bleiben, wie gerade in London bei der Uraufführung des Stücks «Leopoldstadt» von Tom Stoppard? Ein Jude bleibe immer ein Jude, gleich welche Erfolge er genießt. Assimilierung bedeute bloß, «weiterhin Jude zu sein, ohne beleidigt zu werden». Diese Schande im Denken betrifft wieder Baden-Baden, was den Wiederaufbau der Synagoge an ihrem angestammten Platz in der Stephanienstr. 5 betrifft.

Die NS-belastete Verlegerfamilie Hambruch und ihre Erben verletzen entscheidend das Eigentumsrecht der jüdischen Gemeinde Baden-Badens. Der Wink des Schicksals durch Umzug der Redaktion des «Badischen Tagblatt» im Frühjahr 2020 in ein neues Domizil, wäre eine Möglichkeit, das alte Synagogengrundstück zurückzugeben und so wenigstens einen Teil der «NS-Familienschande» wiedergutzumachen.

Elie Wiesel im Gespräch mit Ronald S. Lauder: «Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit ermöglichte Auschwitz.» Der Oberbürgermeisterin Mergen sei ins Gedächtnis gerufen, dass sie Mitglied der CDU ist. Von Konrad Adenauer bis zu Helmut Kohl und weiter sieht die Partei ein besonderes Verhältnis zum Staat Israel und fühlt sich zum Schutz verpflichtet. Als Katholikin aus Billerbeck im Münsterland sollte sich Margret Mergen an das «C» ihrer Partei erinnern und ebenso der Pflichten einer Wahlbeamtin.

«Jeder von uns kann einen Anstoß zu etwas Gutem, etwas Großem geben. Und tut es nicht einfach für die Juden auf der Welt. Tut es für eure Kinder, tut es für eure Enkelkinder.» (R. S. Lauder a.a.O.)

Vielleicht hat unsere OB doch ein Gewissen – man wird ja noch fragen dürfen, oder?

Gertrud Mayer
Baden-Baden


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