Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Was mich irritiert ist, dass es immer noch Putin-Versteher gibt“
Baden-Baden, 02.02.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Astrid Sperling-Theis Stellung zu dem goodnews4-Bericht Wir brauchen mehr Putin-Versteher – Gastkommentar von Franz Alt.
Zu meinem großen Erstaunen erscheinen immer wieder in den verschiedensten Medien, auch bei goodnews, seltsame Leserbriefe bzw. Kommentare zum Ukraine-Krieg.
Was mich doch irritiert, ist die Tatsache, dass es immer noch ‚Putinversteher’ gibt, die die massiven Kriegsverbrechen der russischen Soldaten ausblenden. Das geht schließlich so weit, dass man dem Westen vorwirft, er habe Putin herausgefordert, so dass ihm nichts anderes übriggeblieben sei, zuerst mit den Säbeln zu rasseln und in die Ukraine einzumarschieren. Er fühlte sich durch die NATO massiv bedroht.
Da frage ich mich doch: Wer hat im letzten Winter an der belorussisch-ukrainischen Grenze 180.000 Soldaten mit entsprechender Militärausrüstung zusammengezogen? Wer hat deswegen immer wieder behauptet, das sei eigentlich nur ein Winter-Manöver? Waren es nicht westliche Politiker, die mit Putin im Dezember 2021 und im Januar 2022 telefoniert, im Kreml am langen Tisch gesessen und versucht haben, mit ihm zu verhandeln, um die drohende Kriegsgefahr abzuwenden? Gab es irgendeinen Hinweis, dass der Westen so massiv aufrüstet, dass Putin in Moskau tatsächlich Angst bekommen musste? Haben wir westliches Militär in den baltischen Staaten (NATO-Staaten!) an der russischen Grenze zusammengezogen und Putin damit bedroht? Sollte ich irgendetwas in den letzten Jahren übersehen haben? Die Nato-Erweiterung, u. a. mit Polen sowie den baltischen Staaten, lag doch bereits viele Jahre zurück…und der Wunsch nach einem NATO-Beitritt der Ukraine wurde 2008 vom Westen abschlägig beschieden.
Es ist für mich unbegreiflich, dass es Leute gibt, die fest davon überzeugt sind, Putin fühlte sich vom Westen/der NATO bedroht. Fakt ist doch: Putin ist ohne triftigen Grund zum zweiten Mal in die Ukraine einmarschiert; bereits 2014 hat er den Donbas unrechtmäßig besetzt und die Krim annektiert.
Es darf nicht sein, dass der Präsident eines Nachbarstaates meint, weil ihm dessen Regierung nicht passt, habe er das Recht, das Nachbarland einfach mit militärischer Gewalt zu überfallen, um eine nicht genehme Regierung zu stürzen. Ich denke, der Westen hat im Vorfeld wirklich alles versucht, der drohenden Kriegsgefahr um die Jahreswende 2021/22 zu begegnen. Jetzt zu behaupten, der Westen habe Putin in die Enge getrieben, er habe sich doch nur wehren, vorbeugend handeln müssen, weil die NATO/der Westen sonst ihn angegriffen hätte…ist wirklich nicht haltbar.
Ja, der Westen bedroht einfach mal so eben die große Atommacht Russland, um sie zu zerstören? Um die Weltherrschaft zu erringen? Diese Mär gehört ins Reich der Phantasie und Lügengeschichten. Und jetzt verlangt Putin, dass die Ukraine auf Teile ihres Territoriums verzichten solle und der Westen möge seine Waffenlieferungen sofort einstellen, dann könne dieser Krieg enden; das wäre vergleichbar mit dem Fall, dass mein Nachbar mir seine Garage bitte endlich übereignen möge, bevor ich sie ihm ganz zertrümmere – und das nur, weil mir deren Wandfarbe nicht passt.
Wohin führt solch kriegerisches Verhalten? Wir im sog. Westen müssen Putin jetzt Einhalt gebieten, leider auch mit Waffen, denn auf Verhandlungsangebote seitens der vielen westlichen Regierungen ist Putin vor dem 24. Feb. 2022 bekanntlich nicht eingegangen… Warum auch? Er hat ja offensichtlich auf einen schnellen Sieg über die Ukraine und ein abermaliges Stillhalten des Westens – wie 2014 – gehofft. Der ganz große Fehler des Westens: Putin damals nicht energisch entgegengetreten zu sein! Und heute müssen die Menschen in der Ukraine für diesen Fehler unendliches Leid ertragen.
Astrid Sperling-Theis
Baden-Baden
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