Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zu Gastkommentar von Franz Alt „Wir brauchen mehr Putin-Versteher“ – „NATO-Osterweiterung stellte massive Provokation Russlands dar“

Baden-Baden, 01.02.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin S. Schumacher Stellung zu dem goodnews4-Bericht Wir brauchen mehr Putin-Versteher – Gastkommentar von Franz Alt.

Angeregt durch den Titel des Gastkommentares von Franz Alt habe ich diesen schließlich gelesen und bin erstaunt, welche gedanklichen und moralischen Wendungen er enthält, bis hin zu Bibelinterpretationen, die ich für nicht vereinbar mit der christlichen Lehre halte.

Ich frage mich, wie kann jemand auch nur annehmen, Putin im Entferntesten zu verstehen, wenn man die Geschehnisse derart einseitig betrachtet? Wer Putin wirklich verstehen will, und damit auch die Hintergründe des Konfliktes und Krieges, und wer ernsthaft interessiert ist, diesen Krieg zu beenden, sollte die Ursachen kennen und versuchen, diese zu beseitigen, zumindest jedoch versuchen, Kompromisse zu finden, mit denen jede Seite leben kann.

Als Erstes sollte ein Möchtegern-Putin-Versteher Putin zuhören. Man muss dabei nicht seiner Meinung sein. Es gibt Veröffentlichungen von ihm, übersetzte Videos, Bücher, das ist gar nicht schwer...

Zudem bedarf es einer etwas weiter gefassten Gesamtschau: Die über viele Jahre betriebene NATO-Osterweiterung stellte eine massive Provokation Russlands dar. Der Maidan und mehrere Regierungswechsel, um nicht zu sagen, Putsche, sind nicht über Nacht gekommen und auch nicht von allein entstanden. Der Bürgerkrieg im Osten der Ukraine tobt seit 8 Jahren! Ob der amerikafreundliche, aber komplett überforderte Selenskij wirklich in der Lage ist, eine Lösung aus dem entstandenen Chaos zu finden?

 

Ich stelle mir immer die Frage: Cui bono? Wem nützt es? In der Politik passiert nichts zufällig.

Bei allem Respekt für Franz Alt und seinen Kommentar hier bei GoodNews, aber diesen Aspekt hat er ziemlich außer Acht gelassen.

Franz Alt will «Vorschläge unterbreiten für gemeinsame Abrüstung, bei der alle gewinnen würden.» - Das ist doch alles schon passiert und sozusagen alter Schnee von gestern, schon vor Jahrzehnten hatten sich die Staaten darauf verständigt, aber die Abkommen mit Russland wurden zunehmend wieder gebrochen, zumeist durch die USA. Auch die beiden Minsker Abkommen wurden nicht eingehalten. Wer ein westliches Militärbündnis direkt vor den Toren Russlands stationiert, muss sich doch über die Reaktion Russlands nicht wundern...

Wir müssen weder Putin-Versteher noch Biden-Versteher sein, aber wir sollten Vernunft walten lassen, das heißt für mich klug zu entscheiden, ob wir mithelfen wollen, ohne Ressentiments den Konflikt mit diplomatischen Bemühungen und Kompromissbereitschaft (!) zu lösen, oder ob wir uns durch Waffenlieferungen daran beteiligten wollen, den Krieg weiter zu schüren, um selbst zur Kriegspartei zu werden. Waffen haben noch keinen Krieg beendet – selbst wenn er militärisch vorerst enden sollte - die Feindschaft bleibt.

Cui bono?

S. Schumacher
Baden-Baden


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