Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Zu glauben man könne in Deutschland die Welt retten, ist reichlich infantil“
Baden-Baden, 09.08.2021, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Oliver Haungs Stellung zu dem goodnews4-Bericht Grüne ausgebremst bei Baden-Badener Klimapolitik − CDU-Fraktionschef Ansgar Gernsbeck gestern Abend im Rathaus: «Auf der Zielgeraden ins Stocken gekommen».
Die Diskussion um einen weiteren Ausbau an Windrädern spitzt sich zu. Dafür werden sämtliche Register gezogen, um den benötigten Angstdruck in der Bevölkerung zu schaffen. Einwände werden ignoriert. Natürlich ändert sich das Klima und das bereits seit mehreren Milliarden Jahren, ob mit uns Menschen oder ohne uns. Natürlich gibt es Hitzerekorde, wenn man aus einer Kaltzeit in eine Warmzeit wechselt. Ich frage mich, welcher krankhaften Hybris man zum Opfer gefallen sein muss, wenn irgendein Mensch auf dieser Erde halluziniert, er habe eine geradezu gottgleiche Macht «das Klima zu retten». Das ist Größenwahn und Selbstüberschätzung in Reinkultur, denn man hat es hier mit Naturgewalten in einer Dimension zu tun, die unsere Vorstellungskraft sprengt. Wir in Deutschland verursachen gerade einmal 1,85 % vom weltweiten CO² Ausstoß, Tendenz fallend. Zu glauben man könne in Deutschland die Welt retten ist reichlich infantil. Auch Waldbrände gibt es seit es Vegetation gibt. Man sollte dann aber auch so fair und korrekt sein, die vielen Brandstiftungen von Grundstücksspekulanten in Feriengebieten und die vielen von fahrlässigen Erholungssuchenden verursachten Brände, angefangen von der achtlos weggeworfenen, aber weiterglimmenden Zigarettenkippe bis hin zum unsachgemäßen Löschen einer Grillstelle, als Ursache aus seiner Angstkampagne herauszurechnen, anstatt alles unter dem Oberbegriff Klimakatastrophe zu subsumieren.
Und dann sind da ja noch die wirklich verheerenden Niederschläge, die zu den schlimmen Bildern in NRW und RP geführt haben. Mir muss erst einmal jemand erklären, wie dazu die Schnapsidee passen soll, dass in Baden-Württemberg weitere 1.000 Windkraftanlagen aufgestellt werden sollen, dass dazu weitere 10.000de Quadratmeter Forst zerstört werden müssen, dass bis zu 4 m hohe Betonsockel mit einem Durchmesser von bis zu 30 m und einem Volumen von bis zu 1.600 m³ im Boden platziert werden müssen und diesen großflächig dauerhaft verdichten, dass dazu noch umfangreiche Schneisen geschlagen werden müssen für die Anlieferung des in seiner Herstellung hochgradig CO² verursachenden Betons und Stahls, sowie für die Verlegung der Infrastruktur. Waldboden, der für sehr lange Zeit unnötig verdichtet wird und der sonst in der Lage wäre Unmengen an Wasser zu speichern und gleichmäßig langsam an die Umwelt abzugeben. Es werden inzwischen Betonfundamente gegossen mit über 500 m² Fläche, was jeweils 125 Fahrten von Fahrmischern erfordert. Hin- und Rückfahrt (multipliziert mit 2) macht 250 Fahrten, multipliziert mit 1.000 Windkraftanlagen macht 250.000 LKW-Fahrten nur für den Beton, die tausende Tonnen von Stahl noch nicht berücksichtigt. Auch die Verbundwerkstoffe der Anlagen (Rotorblätter) fliegen nicht von selbst zu ihrem späteren Einsatzort, sondern müssen umweltschädlich mit Schwertransport-LKWs sowie Unmengen an Begleit-/Sicherungsfahrzeugen dort hingeschafft werden. Wie man bei all dieser Naturzerstörung, Umweltverpestung und einem Himalaya Gebirge an Sondermüll nach Ablauf der Lebensdauer einer solchen Anlage (nach ca. 20 Jahren) noch von «grüner Energie» fabulieren kann, ist mir ein Rätsel. Die meisten der riesigen Betonsockel von Altanlagen verbleiben im Wald- und Ackerboden, obwohl es zur Entsorgung nach Gebrauch zumeist eine gesetzliche Verpflichtung gibt.
Dabei sind die Auswirkungen des Betriebs noch nicht einmal reflektiert (ruhe- und gesundheitsgeschädigte Anwohner, Milliarden getötete Insekten pro Tag, tausende getötete {darunter viele seltene artgeschützte} Vögel und Fledermäuse). Dazu gehört auch die Zerstörung von Naherholungsraum sowie die Rückzugsgebiete von Wildtieren.
Wie man in diesem Kontext von grüner Energie sprechen kann, ist mir unbegreiflich. Wer sich ehrlich machen will, der macht eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung auf, inklusive der ökologischen Folgekosten (Entsorgung der Altlasten sowie Nebenwirkungen der Anlagen), an deren Ende eher rote als grüne Zahlen stehen werden und extrahiert nicht nur die schwarzen Zahlen, die einem gerade ins Konzept passen. Auch eine sogenannte «bauliche Verdichtung» von Innenstädte darf dann nach den Überschwemmungsbildern der letzten Wochen kein Thema mehr sein. Vor allem hat man dann aber keinen schuldigen («menschengemachten») Klimawandel mehr, dem man Extremwetterlagen in die Schuhe schieben kann, sondern würde mit dem groben Unfug mit Windrädern in bewaldeten Siedlungsgebieten aufhören oder selbst am Pranger stehen, wenn künftig Sturzbäche und reißende Fluten Waldtäler hinabtosen und im Tal alles mitreißen. Ja, es sind bald Bundestagswahlen und ich vertraue dem Volkswillen, dass er mündig genug ist zu erkennen, wo nur Grün draufsteht und was ökologisch wirklich bedeutet.
Oliver Haungs
Muggensturm
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