Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ zu „Nora Waggershauser will … Rapper Kontra K. im Kurhaus Baden-Baden“ - Wird Baden-Baden jetzt die Stadt der Rapper und Gottlosen?

Baden-Baden, 19.02.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Ingrid Jensen Stellung zu dem goodnews4-Bericht Nora Waggershauser will jugendliche Zielgruppe nach Baden-Baden holen − Rapper Kontra K. im Kurhaus Baden-Baden − Arndt Joosten: «Ein Blick in die Seele der Jugendlichen».

«Jeder soll nach seiner Façon selig werden», so der Preußenkönig Friedrich II., der Große. Und mit dieser Toleranz und Freiheit des Denkens sollten wir Heutigen es auch weiterhin halten. Nur erhebt sich die Frage, ob man obiges nicht nur dulden, sondern extra auszeichnen muss.

Zum Rapper namens Kontra K. und seinen in anderen Bundesländern längst verbotenen Hunden oder mit immensen Auflagen versehen − aber er kommt ja aus Berlin. Da ist alles anders: sexy und arm, wie es ein ehemaliger Bürgermeister ausdrückte. Der Rapper K. hat eine interessante Karriere: abgebrochene Schulbildung, dann am Bau an Fassaden geschafft. Warum nicht! Nun wird er als Vorbild für Schüler von Baden-Baden Events angepriesen und verkauft. An Politik ist er nicht interessiert, von seinem Wahlrecht macht er nach eigenen Aussagen keinen Gebrauch.

Die altehrwürdige Philharmonie, das Kur-Orchester von Baden-Baden, springt mit auf den Zug. Ihr Geschäftsführer Arnd Joosten (von Haus aus Schlagzeuger) schlägt mit zu. Erst einmal bringt er seinen Sohn Fabian Joosten mit ins Geschäft, der die Rapper-Stücke für das Orchester umschreibt und einrichtet. Das Klang-Ergebnis wird umwerfend sein, wenn es richtig elektronisch verstärkt ist − ob mit oder ohne Orchesteraushilfen gedröhnt wird.

Leitet der Chefdirigent Pavel Baleff das Konzert? Lässt sich das mit den Inhalten des BKV-Vertrages vereinbaren? Muss Derartiges nicht der Kulturdezernentin und dem Hauptausschuss vorgelegt werden? Wer bezahlt die notwendigen Security-Helfer, damit das Kurhaus und der Bénazetsaal nicht in Mitleidenschaft gezogen werden? Woher kommen die 1.200 Jugendlichen? Aus dem Umland, mit dem Fahrrad? Wird Alkohol ausgeschenkt? Derartiges soll insgesamt viermal pro Jahr stattfinden: Die Philharmoniker spielen Hip-Hop! Das wird Folgen haben!

Hoffentlich ist der Veranstalter gut versichert, wenn Hip-Hop den Bénazetsaal erobert und Kristallleuchter, Holzintarsien und andere Kostbarkeiten beschädigt werden. Und man kann nicht einmal zum lieben Gott beten, dass alles gut geht! In Baden-Baden gibt es seit geraumer Zeit keinen Kulturausschuss mehr. Gibt es deshalb auch keine Kultur mehr? Sollte man dann nicht auch die Kulturdezernentin Mergen einsparen?

Der vorherige kulturelle Tief-Schlag war die Wahl zum Ehrenbürger für den Sänger Tony Marshall: sozusagen Schnulze gegen Rap! Baden-Baden ist eben bunt! Das hat der Gemeinderat mit seinen christlichen Ratsmitgliedern und einer katholischen Oberbürgermeisterin Mergen (CDU) beschlossen.

Unter ihnen scheint es keinen FAZ-Leser zu geben, die am 2. Februar 2018 ein großes Interview mit Tony Marshall veröffentlichte. In Auszügen: «Wir haben 21 Millionen Rentner im Land. Die haben auch ein Recht, dass man ihrem Geschmack Rechnung trägt.» Auf die Frage nach der Existenz Gottes: «Ich bin ein großer Zweifler. … Selbst auf dem Sterbebett würde ich mich nicht zu Gott bekennen… Das Schlimmste für mich ist, dass Gott seinen Sohn ans Kreuz nageln ließ, um die Menschheit von der Sünde zu befreien. Da kann ich nur sagen: Es ist ihm leider nicht gelungen. Ich bin gerne bereit, in eine Diskussionsrunde mit einem Bischof und einem Kardinal zu gehen. Denen würde ich einige Fragen stellen, und die hätten verdammt große Schwierigkeiten, darauf eine Antwort zu geben.»

Ein atheistischer Ehrenbürger von Baden-Baden − wohl bekommt’s! Die sich christlich nennende Partei wird es sicher bei den nächsten Wahlen spüren. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!

Ingrid Jensen
Baden-Baden


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