Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ zu Rami Suliman - "Gewillt, auf Grundstück Fürstenbergallee 18 neue Synagoge zu errichten" - Die Planung für eine Synagoge in der Fürstenbergallee ist obsolet!

Baden-Baden, 19.06.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Rudolf Rust Stellung zu dem goodnews4-Bericht Keine Synagoge auf altem Grundstück − «Verkauf derzeit nicht beabsichtigt» − Rami Suliman: «Gewillt, auf Grundstück Fürstenbergallee 18 neue Synagoge zu errichten».

Ein Blick zurück − und ganz ohne Zorn. Am 27. September 2014 berichtete das BT über die Einweihung des Badischen Druckhauses Baden-Baden. Sie waren alle versammelt, die wichtig in Baden-Baden und Rastatt sind, oder sich dafür halten. 120 geladene Gäste, vermutlich der harte Kern, wovon? Wieviel «Hirn» wird benötigt, um ein Druckhaus in der heutigen Zeit «ein Stein gewordenes Zeichen für die Zukunft» zu nennen? Ach ja, auch OB Mergen war dort, um eine Festrede zu halten, um die Einigkeit von Verwaltung und lokaler Print-Presse zu bekräftigen. Damals, gerade neu im Amt, noch jugendlich aussehend und heute? Irgendwer oder irgendwas hat in den letzten vier Jahren Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Nur eines hat sich nicht verändert: das knapp kurze Kleid, bei der nicht mehr ganz jungen «Maid».

Die Übereinstimmung von Verwaltung und BT, respektive zwischen OB Mergen und der Eigentümerfamilie − also den Damen Ertl, Hambruch-Piesker und Richter − hat sich auch in den letzten Monaten bewährt. Da hat es seit längerer Zeit die Anfrage der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, IRG, an die Stadt Baden-Baden gegeben, ihr ein Grundstück für den Neubau der Synagoge vorzuschlagen. Resultat: Eine abschlägige Entscheidung durch OB Mergen mit dem Tenor «Man habe kein Grundstück für die Juden finden können».

Es gab bis zum 10. Oktober 1938 nicht nur ein Grundstück im Eigentum der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden, sondern es war auch mit einer Synagoge bebaut. Die Synagoge wurde von Nationalsozialisten, SA und SS niedergebrannt, das Grundstück fiel an die Stadt Baden-Baden und danach an die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden. In den ersten Nachkriegswirren wurde es von Herrn Hambruch für seine Firma «E. Koelblin Hofdruckerei» erworben. Obwohl eine profane Nutzung des geweihten Bodens im Kaufvertrag ausgeschlossen wurde, haben die Eigentümerinnen − also die Damen Ertl und Hambruch-Piesker, das Grundstück an das in ihrem (Mit-)Eigentum befindliche Badische Tagblatt vermietet. Das Synagogengrundstück in der Stephanienstr. 5 dient seit langem als Parkplatz für die Mitarbeiter des BT. Fehlt da bei allen moralisches Empfinden?

Rami Suliman, Vorsitzender des Oberrates der IRG, äußerte sich bei einem FDP-Stammtisch Ende April 2018 ausgesprochen optimistisch. Er sagte, die Synagoge müsse nicht neben dem Autobahnzubringer in der Fürstenbergallee, sondern am angestammten Platz in der Stephanienstr. 5 errichtet werden. Es seien dafür nur wenige Gespräche erforderlich!

Und dann die kalte Dusche! Am 22. Mai 2018 berichtet goodnews4 über eine Kehrtwende. Rami Suliman erklärte: «Er habe den Eindruck gewonnen, dass das Badische Tagblatt der jüdischen Gemeinschaft positiv und aufgeschlossen gegenübersteht. Es habe zwar kein Gespräch mit den Eigentümern des historischen Synagogengrundstücks stattgefunden, aber der kurze telefonische Kontakt mit einem Beauftragten der Eigentümer (wer?) habe ergeben, dass ein Verkauf derzeit nicht beabsichtigt ist.» Mit anderen Worten: Die Planung für Gemeindezentrum und Synagoge an der Fürstenbergallee werde fortgesetzt.

WAS NUN? Es bringt nichts, Rami Suliman auf Matthäus 5, 37 hinzuweisen, wo es heißt: «Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.» Interessanter ist schon, dass er nicht sagt, mit welchem «Beauftragten der Eigentümer» er geredet hat. Kann man annehmen, dass es sich dabei um Rechtsanwalt Rolf Metzmaier handelt, der neben den oben genannten Damen der vierte Geschäftsführer der Ertl & Hambruch-Piesker Verwaltungsgesellschaft mbH, Baden-Baden, Sophienstraße 26, 76532 Baden-Baden ist?

Das goodnews4-Interview mit Rami Suliman zeigt, dass er nicht in der Lage ist, die «Feinheiten» der deutschen Sprache zu verstehen. Wer will heute schon zugeben, dass er den Juden immer noch kritisch oder feindlich gegenübersteht? Das kann man sich privat kaum leisten, als Unternehmen nicht und wenn man ein ehemaliges Synagogengrundstück besitzt, geht das schon gar nicht.

Wenn der Beauftragte der Eigentümer, wer immer es nun gewesen sein mag, mitgeteilt hat, «das Synagogengrundstück in der Stephanienstr. 5 sei nicht zu verkaufen» so kann das durchaus bedeuten, dass die Eigentümer es restituieren oder verschenken wollen. Bei den Eigentümern des Grundstücks, der genannten Verwaltungsgesellschaft und des Badischen Tagblatts handelt es sich um eine christliche Familie, oder? Man kennt seine Bibel und handelt entsprechend: Da heißt es im Neuen Testament: «Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.» (Apostelgeschichte 20,35).

Redaktion und Verwaltung des BT werden in ca. zwei Jahren neben das vor vier Jahren errichtete Druckhauses umziehen. Dann ist sicher beabsichtigt, das Grundstück an die Israelitische Kultusgemeinde zurück zu übertragen, entweder als Geschenk oder für 50.000 DM so wie es der Vater der Damen Ertl und Hambruch-Piesker einst wohlfeil erstanden hat.

Die Planung für eine Synagoge in der Fürstenbergallee voranzutreiben, ist damit obsolet. Da sind die Juden 1940 schon einmal durchgezogen − auf dem Weg ins KZ Dachau, in die Vernichtung.

Warum äußern die Eigentümer des Grundstücks sich nicht in ihrer eigenen Zeitung, im BT?

Rudolf Rust
Baden-Baden


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