Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum Brief der Chefärzte – „Druck oder Repressalien. Es herrscht keine offene Diskussionskultur“ – „Einseitig, subjektiv – und nicht die ganze Wahrheit“

Baden-Baden, 10.06.2025, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Valentina Steiert Stellung zu dem goodnews4-Bericht «Offener Brief der Chefärztinnen und Chefärzte» des Klinikum Mittelbaden – «Die medizinische Versorgung in Mittelbaden steht an einem entscheidenden Wendepunkt».

Der offene Brief der Chefärzte der Kliniken Mittelbaden vom 5. Juni 2025 ist aus meiner Sicht nicht nur einseitig und subjektiv, sondern auch in Teilen manipulativ formuliert. Er vermittelt den Eindruck, als gäbe es nur eine sinnvolle Lösung: den Klinikneubau am Münchfeldsee bei Rastatt. Doch dieser Eindruck täuscht – und verschweigt bewusst wesentliche Tatsachen.

Zunächst: Die Chefärzte sind in dieser Frage nicht neutral. Sie haben sich früh öffentlich für den Standort Rastatt ausgesprochen. Ihre Argumentation ist geprägt von dieser vorgefassten Meinung – eine sachliche und ergebnisoffene Abwägung sieht anders aus. Eine ausgewogene medizinische Zukunftsplanung erfordert aber genau das.

 

Ich kenne zahlreiche Ärztinnen, Ärzte und andere Mitarbeitende innerhalb des Klinikums Mittelbaden, insbesondere aus Baden-Baden, die den geplanten Standort in Rastatt kritisch sehen und sich klar für einen Klinikstandort in Baden-Baden aussprechen. Doch viele dieser Stimmen bleiben ungehört – aus Angst vor innerbetrieblichem Druck oder Repressalien. Es herrscht keine offene Diskussionskultur, wie sie bei einer Entscheidung von solcher Tragweite dringend nötig wäre.

Darüber hinaus setzen sich viele namhafte Mediziner aus Baden-Baden, darunter die Bäderärzte, öffentlich für einen Klinikstandort in Baden-Baden ein – nachzulesen in zahlreichen Berichten auf goodnews4.de. Diese Stimmen werden von den Chefärzten in ihrem Brief komplett ignoriert. Warum? Weil sie nicht ins gewünschte Bild passen?

Die Behauptung, modernste Medizintechnik und effiziente Versorgung ließen sich nur am Münchfeldsee umsetzen, ist ebenfalls nicht haltbar. Alle genannten Argumente – vom OP-Roboter bis zur zentralisierten Notfallversorgung – lassen sich ebenso am Standort Baden-Baden realisieren. Der Standort ist städtebaulich geeignet, infrastrukturell angebunden und vor allem auch symbolisch wichtig für den Kur- und Gesundheitsstandort mit internationalem Ruf. Der Standort in Baden-Baden ist ideal, seit Jahren bewährt und hat mit seiner Hanglage zudem einen entscheidenden Vorteil, was die Erholungsqualität der Patienten angeht, gegenüber dem Standort am Münchfeldsee in der Senke, mit Hochwassergefahr und Tigermücken. Ist das Patientenwohl den Ärzten der Kliniken egal?

Was ich in dem offenen Brief der Chefärzte vermisse, ist ein einziges schlüssiges Argument, das tatsächlich für Rastatt spricht – außer dem Verweis auf angeblich bereits fortgeschrittene Planungen. Welche Planungen? Solange es keinen gemeinsamen Beschluss für den Bau eines Klinikums am Münchfeldsee gibt, können auch noch keine Planungen getätigt worden sein. Oder wurde hier wieder einmal das Steuergeld der Bürgerschaft verschwendet, ohne einen Beschluss. Außerdem gibt es meines Wissens nach, noch nicht einmal eine Lösung für ein Parkhaus oder die Umsiedlung der Sportvereine am Münchfeldsee.

Planung ist kein Selbstzweck. Wenn sich ein Standort als ungeeignet oder als politisch und gesellschaftlich nicht tragfähig erweist, darf und muss neu gedacht werden. Ein Zentralklinikum braucht Akzeptanz, Qualität – und eine ehrliche Debatte. Der offene Brief hat zu Letzterem leider keinen Beitrag geleistet … ganz im Gegenteil, wirft er eher Fragen auf, was die Ärzte antreibt …

Valentina Steiert
Baden-Baden


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