Baden-Baden, 20.12.2022, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Stefan Gorny Stellung zu dem goodnews4-Bericht «Ein AKW ist keine Märklin-Eisenbahn» – «Problem, dass in Frankreich 15 Atomkraftwerke nicht in Betrieb sind» – Kommentar von Franz Alt.

Herr Alt hat in seinem Gastkommentar zwei neue Aspekte aufgegriffen: den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken (KKW) und den Durchbruch von US-Forschern bei der Kernfusion. Beim ersten beruft er sich auf den EnBW-Chef, der angeblich dem Weiterbetrieb von Neckarwestheim eine Absage erteilt hat. Wen wundert das, wenn der Bund den KKW-Betreibern für die vorzeitige Abschaltung die Lasten der Endlagerung abnimmt? Als Stromkunde und Steuerzahler bezahlt man doppeltl, erst für die Vermögensvernichtung durch die Abschaltung und nochmal für die Endlagerung. Dass Brennelemente nicht kurzfristig zu beschaffen sind, mag richtig sein, nur hatte unsere Bundesregierung nach Beginn des Ukraine-Kriegs, spätestens nach der Gasabschaltung wahrlich genug Zeit, um für klare Rahmenbedingungen zu sogen. Dass in Frankreich gerade ein Drittel der KKW-Kapazität nicht verfügbar ist, ist eine operative Fehlleistung und misslich, aber in seiner Tragweite nicht vergleichbar mit Deutschlands Ausstieg. Unsere Energiepreise sind am höchsten und unsere Energieerzeugung am schmutzigsten. Dass dem kein anderes Land folgt, erinnert an den alten Witz vom Geisterfahrer. Verkehrsfunk: Achtung, ein Geisterfahrer. Geisterfahrer: Einer? Hunderte!

Zum zweiten Punkt von Herrn Alt, der Kernfusion. Amerikanischen Wissenschaftlern ist es kürzlich erstmals gelungen, mehr Energie aus einer Kernfusion herauszuholen als sie reingesteckt haben. Das ist ein wissenschaftlicher Durchbruch, den man anerkennen sollte. Niemand hat behauptet, dass dadurch demnächst Fusionsenergie in großem Maßstab zur Verfügung steht. Da aber die Menschheit Energie benötigt, solange sie besteht, ist das immerhin keine schlechte Nachricht. Dass Herr Alt und grüne Politiker sofort den Stab darüber zerbrechen, zeugt eher von ihrer Voreingenommenheit, jedenfalls nicht vom Vertrauen in die Wissenschaft.

Der Rest von Herrn Alts Kommentar ist das, was er schon immer schreibt, zum Beispiel dass die Sonne keine Rechnung schickt. Das stimmt, die Betreiber von Sonnen- und Windenergieanlagen dagegen sehr wohl. Und leider auch die Betreiber von der 100-prozentigen Backup-Lösung aus konventionellen Kraftwerken für die Zeit, in der die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.

Stefan Gorny
Baden-Baden

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