Baden-Baden, 14.04.2021, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Oliver Haungs Stellung zu dem Leserbrief von goodnews4-Leserin Annemarie Dornacher Leserbrief "Meine Meinung" − "Ausnahme Grüne, SPD und Herr Uhlig an der Spitze" − "Herr R. Fieser würde sich im Grab umdrehen bei dem Gedanken!".

Ich kann Frau Dornacher zu ihrem gelungenen Leserbrief nur beglückwünschen. Als jemand, der seit Geburt mit Baden-Baden eng verbunden ist, sehe ich es als wichtig an, dass man die einzelnen Gruppen von Verkehrsteilnehmern nicht gegeneinander ausspielt, sondern versucht eine Lösung zu finden, in der sich alle wiederfinden können. Gerade dann, wenn der zur Verfügung stehende Verkehrsraum durch die Topographie der Stadt erschwerend hinzukommt. Ich zähle mich zu allen genannten Verkehrsteilnehmergruppen in Baden-Baden, den Fußgängern, den Radfahrern (als Pendler) und den Autofahrern zugehörig.

Trotzdem, dass ich ein leidenschaftlicher Radfahrer bin und ich den Status Quo der Radverkehrsinfrastruktur in der Stadt diplomatisch ausgedrückt als mangelhaft empfinde, habe ich Verständnis für die vitalen Belange älterer Bürger, die auf ein Auto dringend angewiesen sind und den Rest ihrer Mobilität sich nicht noch weiter einschränken lassen wollen oder können. Was ist gewonnen, wenn die Fieser Brücke für den Autoverkehr gesperrt wird und dieser sich dann seinen kilometerweiten Umweg an anderer Stelle der Stadt suchen muss? Ebenso die elementaren Bedürfnisse der Fußgänger, auf die die Stadt, die zum Flanieren und Spazieren einlädt, auf keinen Fall verzichten kann, ohne ihren Liebreiz und ihre touristische DNA zu verspielen. Last not least wir Radfahrenden, die wir zu einem umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Verkehr und damit mehr urbaner Lebensqualität und Umweltschutz viel beitragen. Jede Gruppe verdient es respektvoll ernst genommen zu werden.

Der Hinweis auf den Begriff «Sharing» trifft den Nagel auf den Kopf, denn er bedeutet, dass der vorhandene Verkehrsraum unter den Verkehrsteilnehmern fair «geteilt» werden muss. Jeder soll im Rahmen des Möglichen zu seinem Recht kommen, ohne Diskriminierung, kein Schwarz-Weiß-Denken. Und das nicht nur an der Fieser Brücke sondern im ganzen Stadtgebiet. Da genügt es mitunter nicht, in Agonie zu verharren oder alten Mustern zu denken, sondern mit Toleranz neue zukunftsorientierte Ideen zuzulassen und zu realisieren, mit dem Ziel ein koexistenzielles Miteinander zu schaffen. Denn wo ein Wille ist, da ist auch ein (Verkehrs-)Weg!

Oliver Haungs
Muggensturm

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