Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum Leserbrief von Martin Müller-Petersen – „Die Marke und das Produkt Baden-Baden ist notleidend“

Baden-Baden, 29.06.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Tina Tischer Stellung zu dem Leserbrief von goodnews4-Leser Martin Müller-Petersen Leserbrief «Meine Meinung» – Antwort auf Leserbrief von Matthias Hirsch – «Es spricht nichts dagegen, wenn zwei Interessenverbände (Dehoga und BBI) zusammenarbeiten».

Auch für mich, als Nicht-Mitglied im BBI-Verein, stellen der oder die Leserbriefe von Herrn Müller-Petersen, welchen ich eigentlich für seine kritische Haltung zu vielen Themen schätze, zum Thema Hirsch & BBI eine große Herausforderung dar. Eine Herausforderung für mich dahingehend, dass ich mit den zu Unrecht angegriffenen ehrenamtlichen Protagonisten und deren hehren Zielen mitfühle. Warum empfinde ich so?

Ich bilde mir einfach mal ein, dass ich als Dipl.-Ökonomin im Ruhestand und Dozentin Emeritus für Betriebswirtschaftslehre mit Spezialgebiet Marketing und Public Relations an der Berufsakademie noch ein kleines bisschen von dem Thema verstehe.

Vereine und Verbände etc. welcher Coleur möchte ich erst einmal, weil nachrangig zu betrachten, hinten anstellen. Bei der besagten Initiative, welcher unter anderen der hier persönlich angegriffene Herr Hirsch vorsteht, handelt es sich um eine klassische ARGE, sprich Arbeitsgemeinschaft mit einem klar definierten Ziel. Der Unterschied zu einer Interessenvertretung, wie einem Verband, ist, dass hier ein gewünschtes ökonomisches Ergebnis erarbeitet, erschaffen und erwirtschaftet werden soll. Die Belebung der Innenstadt, ist zwar noch kein solches Ergebnis, aber die Basis dafür, dass die einzelnen Gewerbetreibenden in der Innenstadt, unabhängig der Branche, wieder bessere Rahmenbedingungen vorfinden, um individuell einen höheren betriebswirtschaftlichen Grenznutzen erwirtschaften zu können.

 

Es wird ein Ergebnis mit einem wirtschaftlichen Nutzen für Gewerbetreibende, Kunden, die Verwaltung und die Kommune als Ganzes angestrebt. Da dieses Ergebnis nur über kontinuierliche Arbeit über einen längeren Zeitraum zu erwirtschaften ist, hätten wir hier unter normalen Umständen den klassischen Fall für eine Firmengründung. Dies könnte in Form einer AG, GmbH, Limited oder sonstwas geschehen. Da die Akteure und Protagonisten aber den Ansatz verfolgen, ihr hehres Ziel ohne direkte, persönliche Gewinnerzielungsabsichten aus dem Unternehmenszweck zu verwirklichen, wählt man das Konstrukt eines «gemeinnützigen Vereins», als einzig mögliches, sinnvolles juristisches Konstrukt.

Was denn auch sonst, frage ich mich? Fakt ist, das der Einzelhandel in der Innenstadt aktuell die notleidendste Branche ist. Man muss allerdings kein Prophet sein, um zu erkennen, dass dieser anhaltende Trading-Down-Effekt sich nach dem Einzelhandel konsequenterweise auch auf andere Branchen sowie die Kommune und deren ohnehin schon desolate Finanzlage auswirken wird.

Nur wenn man bereit ist die Froschperspektive zu verlassen, um sich die ganze Thematik aus der Vogelperspektive anzuschauen, kommt man in der Analyse einer Problemlösung näher. Der Einzelhandel kann seine Probleme nicht heilen, egal wie kompetent und versiert hier die jeweiligen Akteure sein mögen .

Die Marke und das Produkt Baden-Baden ist notleidend. Das Produkt ist für Konsumenten nicht mehr sexy. Die Kunden und das Kapital wandern in andere Städte oder Outletcenter ab. In der der Vergangenheit haben die Vertreter des Einzelhandels dies mit Marketingmethoden aus der Mottenkiste, wie Tage der offenen Tür und ähnlichem, zu heilen versucht. Insofern ist es Visionär und nicht zu verurteilen, wenn es Leute, wie den gescholtenen Herrn Hirsch, gibt, welche über den Tellerrand hinaus blicken, um den Schulterschluss mit allen beteiligten Branchen zu suchen. Nur über positive Synergieeffekte ist es möglich, dass die jeweiligen Protagonisten wieder erfolgreicher agieren und wirtschaften können.

Die von Herrn Müller-Petersen angeführte DEHOGA ist thematisch etwas ganz anderes. Sie gibt als Verband einer bestimmten Gewerbegruppe eher individuelle Hilfe oder bietet branchentypische Dienstleistungen ihren Mitgliedern an. Die Belebung der Innenstadt ist für die Verwaltung als unternehmerische Herkulesaufgabe weder zu schultern, noch ist sie ihr fachlich zuzutrauen. Diese Impulse müssen immer aus der Wirtschaft kommen. Natürlich ist die Kommune aber hier mitzunehmen und einzubinden. Ein Zuschuss in der Höhe, wie bewilligt, ist, gemessen an der zu erwartenden Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen, als ein smartes Investment des Rathauses zu sehen und nichts anderes. Ein Missbrauch oder Veruntreuung der bezuschussten Gelder, wie hier ungerechtfertigt unterstellt wird, ist, wie von Rathausseite ausführlich dargelegt, bei einem gemeinnützigen Verein und seiner entsprechenden Rechenschaftspflicht völlig ausgeschlossen.

Nur wenn alle Beteiligten antizipieren, dass ALLE in einem Boot sitzen, indem Sie auch ALLE in dieselbe Richtung rudern müssen, wird sich das einstellen, was ALLE anstreben. Nämlich der Erfolg, das Image und das damit verbundene Geld.

Insofern appelliere ich an den geschätzten Leserbriefkollegen Herrn Müller-Petersen, dass er in einem ruhigen Moment noch einmal in sich gehen würde, um darüber nachzudenken, ob es nicht stilbildender wäre in direkten Dialog zu treten mit dem Ziel, Informationsdefizite auszuräumen, bevor es zu weiteren ehrabschneidenden Anschuldigungen kommt.

Mit Freude und Respekt

Tina Tischer
Baden-Baden


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