Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ - Zum neuen Slogan „good-good-life“ - goodnews4-Interview mit Andreas Mölich-Zebhauser - Rasurpflicht im Festspielhaus?

Baden-Baden, 27.03.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Gunter Reiff Stellung zu dem goodnews4-Bericht Baden-Badener Wunder Andreas Mölich-Zebhauser geht in sein letztes Jahr − «Größtes Glück sind die Berliner Philharmoniker» − Zu «good-good life»: «Was heute hip ist, ist morgen verquarzt und blöde».

Der neue Slogan für Baden-Baden scheint der einheimischen Bevölkerung nicht zu gefallen. Andreas Mölich-Zebhauser analysiert messerschaft, dass zukünftig «ziemlich hohle, vollbärtige Menschen und juwelenbehangene junge Damen» das schöne Stadtbild verschandeln werden. Wie Jens Spahn in Berlin befürchten auch die Baden-Badener nun die Hipsterisierung und damit einhergehend eine Cosmopolitisierung, die der ehemaligen «Sommerhauptstadt Europas» so gar nicht angemessen erscheint. Wo bleibt denn das Niveau, wenn plötzlich junge und womöglich auch finanziell gut gestellte Menschen die Hotelbetten buchen und beim Joggen in der Allee das Stammklientel überholen?

Offensichtlich erkennen die Kritiker nicht, dass die besondere Fähigkeit Baden-Badens über mehrere Jahrhunderte darin bestand, jeweils «hip» und modern zu sein. Das Theater wurde mit einer Auftragskomposition und somit einem damals zeitgenössischen Stück eröffnet. Die Golf- und Tennisplätze waren Vorreiter dieser Sportarten in Deutschland. Baden-Baden zeichnete sich darin aus, dass es in der Lage war, aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und eine Spielfläche für neue Ideen und auch neue Besuchergruppen zu bieten. Diese Innovationskraft ist heute mehr denn je notwendig, da das Reiseangebot viel größer und vielfältiger als zu Kaiser Wilhelms Zeiten geworden ist.

Weiterhin erkennen die Kritiker nicht die Qualität des neuen Slogans. Für Baden-Badener ist es normal, in einer Stadt zu leben, deren Namen aus zwei identischen Begriffen besteht. Für alle anderen ist dies eine merkwürdige Besonderheit, die vom neuen Slogan augenzwinkernd aufgegriffen wird. Und der Slogan ist auch zeitlos. Denn ein «gutes Leben» ist für jeden etwas anderes. Jeder kann den Slogan mit seiner individuellen Bedeutung auffüllen und somit hoffen, dass sich seine Vorstellungen von einem guten Leben in einer Reise nach Baden-Baden verwirklichen − und tatsächlich besteht ja auch eine große Wahrscheinlichkeit, dass selbst Hipster nicht enttäuscht werden. Denn entgegen der Vermutung von Herrn Mölich-Zebhauser lassen sich aus dem Tragen eines Vollbartes keine Rückschlüsse auf die kulturellen Interessen und geistigen Fähigkeiten des Trägers ziehen.

Die veröffentlichten Kritiken an dem neuen Slogan lassen vermuten, dass den meisten Einheimischen folgender Slogan am besten gefallen hätte: Baden-Baden sonnt sich gern in früherem Glanz und hat viel alte Bausubstanz. Da jedoch der zweite Teil dieses Slogans vermutlich urheberrechtliche Probleme mit dem Nachlass von Robert Gernhardt geschaffen hätte, sollte nun einmal abgewartet werden, ob der neue Slogan nicht vielleicht besser ist als viele derzeit vermuten.

Gunter Reiff
München


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