Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zur „Vetternwirtschaft in Deutschland“

Baden-Baden, 30.01.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Martin Müller-Petersen Stellung.

68 Prozent der EU-Bürger beurteilen resigniert die Korruption als weit verbreitet und bis in höchste Kreise reichend. Besonders im rechtschaffenden Deutschland ist die Empörung groß über die Korruption in anderen Ländern. In Deutschland ist man da viel schlauer, es gibt hier keine (bekannte) Korruption. Hier hat man sich für einen anderen Weg entschieden, indem man diejenigen, denen man finanzielle Vorteile verschaffen will, einfach in übermäßig hoch dotierte «seriöse» Anstellungen bei staatlichen Betrieben bringt. Wie ist es sonst zu erklären, dass beispielsweise der unfähige Chef des größten staatlichen Pleitebetriebes Deutsche Bahn, welche jährlich mit Milliarden subventioniert werden muss und trotzdem nicht funktioniert, ein Jahresgehalt von 900.000 Euro kassiert?? Oder warum erhält der Chef der Bundesbank über 850.000 Euro Jahresgehalt? Wahrscheinlich dafür, dass er die Druckerpresse Tag und Nacht laufen lässt, um genügend «Sondervermögen» zu schaffen, dass unser «fachkundiger» Finanzminister Christian Lindner dann wie Konfetti aus dem letzten Karneval unter das Volk werfen kann, mit späteren Folgen an die sich die Älteren sicher noch erinnern können.

Aber auch das Führungspersonal anderer staatlicher Unternehmen kann mit Gehältern von weit über 500.000 Euro jährlich ein beschauliches Dasein verbringen, ohne auch nur den Anschein von Leistung zu erbringen. Es sei in diesem Zusammenhang nur an die «Leistungen» des Herrn Mehdorn als damaliger Chef der Bundesbahn und dann des BER erinnert, die sich wie man weiß, beide bis heute nicht von dessen Taten erholt haben. Auch die neun Intendanten der öffentlichen Rundfunk- und Fernsehsendeanstalten bringen es jeweils locker auf Gehälter zwischen 200.000 und 300.000 Euro jährlich. Und was kann der Gebührenzahler dafür erwarten? Endlose Wiederholungen von Sendungen die bis zurück in die Fernseh-Steinzeit reichen.

 

Politisches Führungspersonal, wie etwa der Bundeskanzler mit 360.000 Euro p.a. werden im Verhältnis zu ihrer geringen Leistung ebenfalls fürstlich honoriert. Von den Heerscharen an hoch dotierten Staatsekretären, die in den Ministerien in Zeitlupe nur Murks fabrizieren, ganz zu schweigen. Oder die vielen Bundestagsabgeordneten, die es auf Jahreseinkommen zwischen 120.000 und 150.000 Euro bringen. Darunter Jungspunde, die es kaum aus der Schule oder aus dem abgebrochenen Studium heraus dank der Wähler in ihren Kuhdörfern bis in hohe politische Parteifunktionen bringen, ohne je auch nur eine Minute in ihrem Leben mit ihrer Hände Arbeit Geld verdient zu haben. In diesem Zusammenhang sei auf den hochinteressanten Artikel des FOCUS-Kolumnisten Jan Fleischhauer verwiesen, der die berechtigte Frage stellt, wo eigentlich die 880 Milliarden Steuereinnahmen aus 2022 geblieben sind? Bei der Bahn? Bei den Schulen? Bei den Krankenhäusern? Bei der Bundeswehr? Im Wohnungsbau? In der Verkehrsinfrastruktur? Oder wurde so viel im Sozialstaat verbraten? Nichts von alle dem, denn alle vorgenannten Institutionen sind nach wie vor marode und keineswegs in Sanierung begriffen! Laut Aussage des Hauptgeschäftsführers des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Ulrich Schneider befindet sich Deutschland auf dem Weg in den Almosenstaat. Die Gesellschaft steht vor dem Auseinanderbrechen, sagt Schneider. 38 Millionen Menschen in Deutschland leben an oder bereits unter der Armutsgrenze.

Aber auch die freie Wirtschaft geizt nicht mit üppigen Gehältern. Der frühere Chef von VW hat für die «Leistungen», die er für seine Firma erbracht hat und für die er heute von der Staatsanwaltschaft strafrechtlich verfolgt wird, sage und schreibe 14 Millionen Euro (i.W. vierzehn Millionen Euro) jährlich erhalten, während sich der Betriebsratsvorsitzende (Gewerkschaftsmitglied!) des gleichen Konzerns mit schäbigen 750.000 Euro Jahresgehalt zufrieden geben musste, was übrigens aktuell ebenfalls die Gerichte beschäftigt.

Fazit: Für alle bezeichneten Betreffenden gilt: man muss nichts gelernt haben um diese Ämter zu erreichen und sich ordentlich die Taschen füllen zu können, man muss nur gewählt werden oder über entsprechende Verbindungen verfügen. Geradezu ein Affront gegenüber den Bürgern und mittelständischen Betrieben, die täglich Leistung erbringen müssen, um über die Runden zu kommen. Um eines der oben genannten Jahresgehälter (ohne das 14 Millionen-Gehalt) zu erreichen müssen «normal» Beschäftigte zwischen 10 und 20 Jahre arbeiten. Bei einem Gehalt von 900.000 Euro p.a. erhält der Betreffende für einen Arbeitstag so viel wie ein mittlerer Angestellter für den ganzen Arbeitsmonat.

Kurz, man muss nicht kommunistischem Gedankengut frönen, um festzustellen, dass in Deutschland die extreme Vermögensverteilung von unten nach oben immer mehr an Fahrt aufnimmt und diese rasende Achterbahn wahrscheinlich irgendwann aus der Kurve fliegen wird mit allen sich daraus ergebenden unangenehmen Konsequenzen.

Martin Müller-Petersen
Baden-Baden


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