Bundestagswahl 2021

Manuel Hummel möchte in den Bundestag – Schreiben an die Mitglieder der Grünen: „Damals noch als einsamer Dorf-Grüner“

Manuel Hummel möchte in den Bundestag – Schreiben an die Mitglieder der Grünen: „Damals noch als einsamer Dorf-Grüner“
Manuel Hummel, seit 2019 Stadtrat in Rastatt, im goodnews4-VIDEO-Interview. Foto: Archiv

Baden-Baden, 09.09.2020, Bericht: Redaktion In einem Schreiben an die Mitglieder von Bündnis90/Die Grünen habe er sich am 28. August um die Bundestagskandidatur im Wahlkreis 273/Rastatt beworben, teilte gestern der grüne Politiker Manuel Hummel mit.

Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Kreistag Rastatt kandidiert nicht zum ersten Mal für den Bundestag, auch 2017 war er Kandidat der Grünen für einen Parlamentssitz in Berlin. goodnews4.de berichtete.

Das Schreiben von Manuel Hummel an die Grünen-Mitglieder im Wortlaut:

Liebe Grüne,
vor drei Jahren habe ich mich mit Begeisterung und vollem Einsatz in den Bundestagswahlkampf gestürzt. Auch als es nach dem Urnengang immer wieder so aussah, als stünden Neuwahlen unmittelbar bevor, stand ich voller Erwartung in den Startlöchern. Nachdem die Große Koalition nun doch länger durchgehalten hat als von vielen erwartet, möchte ich 2021 endlich als Euer Kandidat in den Bundestag einziehen.

Seit meinem Beginn bei den Grünen, damals noch als einsamer «Dorf-Grüner», habe ich stets versucht, durch eigenes Handeln zu überzeugen. Rad fahren. Bio essen. Mich einmischen. Heute sehe ich, dass es mehr braucht. Auch wenn selbstverständlich jede und jeder verantwortlich handeln sollte, kann die Zukunft des Planeten nicht dem Handeln Einzelner überlassen bleiben. So viel Freiheit wie möglich, ja - aber die Leitplanken muss die Politik setzen.

Daran wirke ich seit vielen Jahren mit, auf kommunaler und regionaler Ebene. Dabei muss ich aber immer wieder feststellen, dass die kommunale Selbstverwaltung an ihre Grenzen stößt: ob Abfallvermeidung oder PFC, Krankenhausplanung oder Grundeinkommen: stets geben Europa, Bund und Land den Rahmen vor. Deshalb betrachte ich es als logische Weiterentwicklung meiner politischen Aktivitäten, in die Bundespolitik einzusteigen.

Meine Schwerpunkte - Gesundheit, Verkehr, Raumplanung, Landwirtschaft, Abfall - ergeben sich zum Einen aus meinen kommunalpolitischen und beruflichen Tätigkeiten. Darüber hinaus möchte ich mich aber künftig verstärkt der internationalen Politik widmen - eine Leidenschaft, die ich beruflich nie umsetzen konnte, obwohl ich mich nach dem Studium für den diplomatischen Dienst beworben hatte.

Momentan überlagert die Corona-Pandemie alle anderen politischen Themen. Dass ein Krankheitserreger das Zeug dazu hat, große Teile einer Population auszulöschen, ist weder in der Natur noch in der Menschheitsgeschichte etwas Neues. Das Virus zeigt uns auf dramatische Weise, dass auch wir Teil der Natur sind und den Naturgesetzen unterliegen. Wie beim Klimaschutz gilt auch in diesem Fall, dass Schutzmaßnahmen wirkungsvoll und angemessen sein müssen. Dies, und nur dies, rechtfertig die drastischen Eingriffe in die Grundrechte, die wir in den vergangenen Monaten erlebt und als Grüne weitgehend auch akzeptiert haben. Auf keinen Fall dürfen dabei die Parlamente ihrer Zuständigkeit beraubt werden! Wer aber die Existenz des Virus leugnet, wer medizinische Fakten ignoriert, wer aus eigener Bequemlichkeit seine Mitmenschen gefährdet, wer gemeinsam mit Nazis demonstriert, kann nicht unser*e politische*r Partner*in sein.

Wenn es möglich ist, mit weitreichenden Maßnahmen eine Pandemie zu bekämpfen, muss dies auch für den Klimawandel gelten. 1990 haben die West-Grünen einen Wahlkampf geführt unter dem Motto: «Alle reden von Deutschland - wir reden vom Wetter». Mit dem Ergebnis, dass sie aus dem Bundestag geflogen sind. Noch 2017 hat sich kaum jemanden für den Klimawandel interessiert; selbst bei den einzigen beiden von Schüler*innen organisierten Podiumsdiskussionen kam dazu keine einzige Frage. Während des ganzen Wahlkampfs musste ich also selbst das Thema immer wieder einbringen. Erst Fridays for Future hat den Klimawandel endlich in den Mittelpunkt der politischen Debatte gerückt. Ich bin überzeugt davon, dass nach Abklingen der Corona-Pandemie der Klimawandel mehr denn je die Politik dominieren wird. Dann müssen Bündnis90/Die Grünen die Regierungen von Land und Bund führen, damit beide Ebenen endlich gemeinsam an einem Strang ziehen.

 

Die Entscheidung, wo jemand am Wahltag sein Kreuzchen macht, ist mit einem großen Vertrauensvorschuss verbunden. Dafür ist Glaubwürdigkeit die wichtigste Währung. Wenn ich Euch erneut um Euer Vertrauen bitte, dann auch deshalb, weil
wir uns
und ich mir
diese Glaubwürdigkeit über viele Jahrzehnte hart erarbeitet haben.

Indem wir nicht jedem Trend hinterherlaufen, sondern sagen, was notwendig ist. Indem wir Gemeinwohl vor Egoismus setzen. Indem wir gesellschaftliche Gruppen nicht gegeneinander ausspielen. Indem wir keine Kirchturmpolitik betreiben.

«Grüne» Politik kann für mich immer nur aus einem Guss sein: auf lokaler wie auf Bundesebene, in der Stadt wie auf dem Land, im Westen wie auch im Osten. Auch diese unterschiedlichen Sichtweisen kenne ich aus eigener Lebenserfahrung. Vernetzung, sowohl vertikal als auch horizontal, ist dabei das A und O.

Viel mehr als bei einer Kommunalwahl kommt es bei der Bundestagswahl auf das Zusammenspiel eines einzelnen Kandidaten mit der Basis an. Deshalb bitte ich Euch um beides: Eure Stimme und Eure Unterstützung.

Beste Grüße
Manuel Hummel.

Meine private und politische Biografie findet Ihr unter manuel-hummel.eu


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