Kostenanstieg im Millionenbereich

Millionen-Projekt von Grundig-Erbin gescheitert – 20 Millionen Euro reichen nicht für Anima Tierwelt

Millionen-Projekt von Grundig-Erbin gescheitert – 20 Millionen Euro reichen nicht für Anima Tierwelt
Grundsteinlegung für die Anima Tierwelt im September 2018 mit Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl.

Sasbachwalden, 05.11.2019, Bericht: Redaktion Mit großen Ambitionen war die Anima Tierwelt in Sasbachwalden gestartet. Die Initiatoren, darunter die Grundig-Erbin Maria Wruck, hatten die gut ausgestattete Stiftung «Anima Stiftung gGmbH» gegründet.

Das Startkapital von 20 Millionen würde nicht mehr ausreichen, um das Projekt wie geplant fortzuführen, heißt es in einer Erklärung der Stiftung von gestern. Die ganze nördliche Ortenau und mit dem Nationalpark Nordschwarzwald hatten große Hoffnungen, insbesondere für einen Touristenimpuls von diesem Tierpark-Projekt erwartet.

Die Erklärung der Stiftung im Wortlaut:

Anima Tierwelt am Breitenbrunnen steht vor dem Aus

Mit der Anima Tierwelt planten die beiden Geschäftsführerinnen Maria Wruck und Davina Schmitz in Sasbachwalden einen naturnahen Lebensraum für heimische Wildtiere und autochthone Nutztiere der historisch gewachsenen Landwirtschaft. Ziel sollte ein zeitgemäßer Tiergarten sein, in dem sich Mensch und Tier begegnen und der Besucher für Umwelt-, Natur- und Tierschutz sensibilisiert wird. Zwischenzeitlich ist das Genehmigungsverfahren, auch dank der Unterstützung durch die zuständigen Behörden, sowie der Gemeinde Sasbachwalden, komplett und erfolgreich abgeschlossen. Selbst die inhaltlich aufwändige Zoogenehmigung wurde erteilt. Erste Gehege und Gebäude wurden baurechtlich genehmigt. Infrastrukturelle Maßnahmen, wie das Anlegen eines Parkplatzes und die Verlegung von Wasser-, Energie- und Datenleitungen erfolgten bereits in erheblichem Umfang. Nun steht dieses Projekt, das weit über einen «Zoo mit heimischen Tieren» hinausgeht, vor dem Aus.

Das zur Verfügung stehende Startkapital in Höhe von 20 Millionen Euro deckt nicht mehr, wie bisher kalkuliert, die Kosten für die erste Ausbaustufe, deren Fertigstellung Grundlage für die Betriebsfähigkeit ist.

Das Team aus sieben sehr erfahrenen Fachplanern und Beratern konnte diese Entwicklungen nur wenig beeinflussen, obwohl sich alle mit höchstem Engagement einsetzten. Das anspruchsvolle Projekt erforderte einen sehr hohen Planungs- und Genehmigungsaufwand, der im Detail z.T. schon vor Start bis zum Endausbau zu prüfen, zu planen und in Teilbereichen auch in der ersten Ausbaustufe zu realisieren war und somit ins Startbudget integriert werden musste. Dies führte zu einem Kostenanstieg im Millionenbereich.

Die Anima Tierwelt, deren Konzept in Politik und Öffentlichkeit als «Leuchtturmprojekt für den Nordschwarzwald» bezeichnet wurde, ist bereits eine enge Kooperation mit dem Nationalpark Schwarzwald eingegangen und stimmt mit dessen Inhalten zu Prozess- und Naturschutz überein. Auch der WWF Deutschland hatte sich nach eingehender Prüfung des Konzeptes und der Planungen für eine offizielle Zusammenarbeit mit der Anima Tierwelt entschieden. Mit diesen ideellen Partnerschaften und der gegebenen Planungssicherheit wuchs die Hoffnung der Initiatorinnen, die erhöhten Kosten durch Investoren, öffentliche Mittel oder finanzielle Unterstützer des Projektes zu decken. Trotz intensiver Bemühungen ließen sich jedoch keine maßgeblichen finanziellen Mittel für die Anima Tierwelt akquirieren.

Weder die enorme wirtschaftliche Bedeutung für die Region, mit der zu erwartenden Tourismusentwicklung entlang der Schwarzwaldhochstraße, noch die anspruchsvollen Inhalte des Projektes, wie der konsequente regionale Natur- und Artenschutz oder aktuelle Standards im Klimaschutz und Bildung zu nachhaltiger Entwicklung, reichten dazu aus, das Projekt Anima Tierwelt als unterstützenswert zu etablieren.

Für eine privatwirtschaftliche Initiative mit limitiertem Budget eine nicht verantwortbare Entwicklung, die zur Konsequenz hatte, die Baumaßnahmen umfänglich einzustellen. Eine Realisierung unter diesen Voraussetzungen hätte eine deutliche Einschränkung der hohen Qualitätsansprüche an die Haltung der Tiere und den Bildungsaspekt bedeutet. Was im Sinne der Glaubwürdigkeit des Gesamtprojektes und der Ansprüche der beiden Initiatorinnen keine Option war.

Maria Wruck und Davina Schmitz bedauern sehr, dass sich nach acht Jahren intensiver Vorarbeit, ihre Vision nicht nachhaltig und verantwortbar umsetzen lässt.

In die Planungen der Anima Tierwelt und das bisherige Genehmigungsverfahren wurde bereits ein höherer Millionenbetrag investiert. Eine Weiterführung der Arbeiten ohne zusätzliche finanzielle Absicherung, zumindest zum betriebsfähigen Bau der ersten Ausbaustufe ist für das privatwirtschaftliche Unternehmen nicht verantwortbar.

In enger Abstimmung mit der Gemeinde Sasbachwalden führen die Geschäftsführerinnen der Anima Tierwelt konstruktive Gespräche, um das Gelände am Breitenbrunnen einer alternativen Nutzung zuzuführen.

Kurzbeschreibung Anima Tierwelt und Anima Stiftung

Die Vision der Anima Tierwelt ist mehr als ein einfacher Tiergarten. Die Planungen sind beispielgebend in den Bereichen Tierhaltung, Tierwohl und der Auswahl des naturbelassenen Lebensraums der tierischen Bewohner. Mit ihr sollte am Breitenbrunnen ein Zuhause für Luchs, Wolf, Bär, Fischotter und Co. entstehen. Das neuartige Konzept sollte den Besuchern ermöglichen, das Verhalten der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben. Die Anima Tierwelt wollte ihren Besuchern damit einen direkten Einblick in das Leben der Tiere des Schwarzwalds bieten.

Im Fokus der Anima Tierwelt stand der Bildungsauftrag. Mit dem geplanten Schaubauernhof und der zugehörigen Gastronomie sollte das Projekt die Gäste im Umgang mit tierischen Lebensmitteln sensibilisieren und vermitteln, dass hinter jedem tierischen Produkt ein Lebewesen steht.

Im Animotion-Institut für tiergestützte Therapie, das bereits unter Leitung von Rainer Wohlfarth aktiv ist, erweitern Tiere das Spektrum der klassischen Psychotherapie bei der Heilung von psychisch erkrankten Menschen. Das Einbinden der Tiere eröffnet hier völlig neue und innovative Behandlungsmethoden. Neben dem Angebot der Therapie in der Anima Tierwelt war zudem geplant, als eines der wenigen Institute im deutschsprachigen Raum, eine zertifizierte Aus- und Weiterbildung von Fachkräften in diesem Themenspektrum anzubieten.

Anima Stiftung gGmbH

Um den Betrieb der Anima Tierwelt sicherzustellen, wurde die Anima Stiftung gGmbH ins Leben gerufen. Ihre einzige Aufgabe besteht ausschließlich und unmittelbar darin, im Rahmen der Anima Tierwelt die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder, sowie den Tier- und Pflanzenschutz und die Arterhaltung zu gewährleisten und im Sinne der beiden Geschäftsführerinnen Maria Wruck und Davina Schmitz zu agieren.


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