Baden-Baden, 14.01.2016, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch «Sprengt die Opernhäuser in die Luft!», hatte Pierre Boulez ausgerufen und damit vor einem halben Jahrhundert die Opernwelt provoziert. Gestern trauerten seine Familie, Freunde, Wegbegleiter aus aller Welt und viele Baden-Badener in der Stiftskirche um den weltberühmten Dirigenten und Komponisten.

«Ich verneige mich vor einem einzigartigen Menschen, der uns fehlen wird und der wegweisende Spuren in Baden-Baden hinterlassen hat», drückte Oberbürgermeisterin Margret Mergen ihre Gefühle für den Wahl-Baden-Badener aus, der 60 Jahre in unserer Stadt lebte. Sie erinnerte an eine «besondere, äußerst beeindruckende Begegnung», als sie Pierre Boulez im letzten Jahr den Ehrenbürgerbrief der Stadt überreichen durfte.

Der Baden-Badener Pfarrer Michael Teipel gab dem Metier von Pierre Boulez eine höhere Weisung: «Musik ist eine Sprache, die über uns hinaus geht.»

Bischof Frederik Haas begleitete Pierre Boulez in den letzten Monaten regelmäßig und berichtete der Trauergemeinde in der Stiftskirche von Pierre Boulez Haus in Baden-Baden als eine «andere Welt − friedlich, respektvoll». Der Bischof sprach von Boulez «Hingabe zur Komposition» und dass «nichts anderes existierte, nur die Musik».

Pierre Boulez, Sohn eines Stahlindustriellen aus Montbrison in der Region Rhône-Alpes führte die Zwölftontechnik Arnold Schönbergs weiter. Er führte die sogenannte serielle Technik ein, die Tonhöhe, Tondauer, Klangfarbe und Artikulation fast automatisch auf vorherbestimmte «Reihen» festlegte. Gestern in der Stiftskirche ging es klassischer zu, es waren Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart, nochmals gegeben SWR Symphonieorchester.

In Baden-Baden hat Pierre Boulez seine Heimat und nun seinen Frieden gefunden. Weshalb er aus dem selbstbewussten Paris nach Baden-Baden fand und unserer Stadt solange treu blieb, ist einem Interview des Nachrichtenmagazins SPIEGEL vom 25. September 1967 zu entnehmen: «In der Provinzstadt Paris ist das Museum sehr schlecht gepflegt. Das Pariser Opernhaus ist voller Staub und Scheiße − um gut deutsch zu sprechen. Da gehen nur noch die Touristen hin, weil man die Oper von Paris gesehen haben muss. Das liegt auf der Touristentour wie die Folies-Bergère oder der Invalidendom, wo das Grab von Napoleon ist.»

Baden-Baden hat nun das große Glück, das Erbe des großen Wahl-Baden-Badeners pflegen zu dürfen.

Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.

goodnews4Baden-Baden Breaking News abonnieren!

Jeden Tag sendet goodnews4.de die wichtigste Nachricht als News-E-Mail.
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!