Baden-Baden, 09.02.2022, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Oliver Haungs Stellung.

Die aktuelle Verkehrsregelung im Stadtzentrum von Baden-Baden gibt seit Ende letzten Jahres besonderen Anlass zu Verständnislosigkeit und Ärger. Der Stein des Anstoßes liegt in der Führung des PKW-Verkehrs in den Nachtstunden. Als Mitarbeiter der Spielbank Baden-Baden sind für mich Nachtstunden selbstverständlicher Bestandteil meines Berufslebens. Aktuell stellt es sich so dar, dass mein Nachhauseweg, sowie der vieler meiner Kolleginnen und Kollegen, mit einem Spießrutenlauf zu vergleichen ist, der arbeitstäglich für jeden drei unnötige und umweltschädliche Mehrkilometer verursacht.

Der Anfahrtsweg über die Hoch- und Solmstraße bleibt als Rückfahrtsroute aufgrund der ab 21 Uhr geschlossenen Schranke bei der Dengler Klinik verwehrt. Die Dienstzeiten enden jedoch regelmäßig erst weit nach Mitternacht. Bis Ende November letzten Jahres war es möglich das Stadtzentrum über Werderstraße und Lichtentaler Allee, Inselstraße sowie Luisenstraße zur B 500 zu verlassen. Dort stellen sich einem jetzt Poller zwischen Taxistand und den Kolonnaden in den Weg. Seit der Sperrung der Fieserbrücke ist auch eine Fahrt durch Kreuzstraße und Rettigstraße sowie Tangente nicht mehr möglich.

Es bleibt nur noch die Möglichkeit zuerst 1,5 km in die Gegenrichtung (Lichtental) zu fahren und dann die Strecke zurück durch den Tunnel in Richtung B 500. Daraus entsteht bei jeder Rückfahrt vom Arbeitsplatz ein Mehrweg von ca. 3 km. Multipliziert mit rund 30 Kolleginnen und Kollegen sind das arbeitstäglich völlig überflüssige 90 Zusatzkilometer, die in der Summe, bei 358 Öffnungstagen des Casinos mehr als 32.000 vollkommen nutzlose, ruhestörende und klimaschädliche Kilometer im neu ernannten Weltkulturerbe verursachen.

Letztes Wochenende war selbst die Fahrt durch den Tunnel nicht möglich, da dieser gesperrt war. Als auswärtiger Pendler war ich darüber nicht im Bilde. Eine umständliche Odyssee über Berthold-, Maria-Viktoria-, Rettig-, Stephanien- und Rotenbachtalstraße, Tangente, Zähringer-, Leopold-, Balzenberg-, Beethoven- bis in die Lange Str. folgte. Viele zusätzliche unnötige Kilometer Umweg und Zeit, weil man im Rathaus meint nachts die Innenstadt hermetisch verbarrikadieren zu müssen. Der Leopoldsplatz ist ebenfalls mit Pollern gesperrt und darf nicht befahren werden. Legt man wohlwollend einen CO² Ausstoß je Kilometer von mindestens 130 gr. zugrunde, kommt man auf ein Jahresvolumen von mindestens 4.200 kg oder 4,2 t CO², weil man im Rathaus nicht in der Lage ist eine umsichtig nachhaltige, menschen- und umweltfreundliche Lösung zu finden. Zählt man noch die vielen zusätzlichen Arbeitenden z. B. in Hotels und Gastronomie dazu, ergibt sich eine noch deutlich höhere Zahl. Ich fordere hier mehr Respekt all jenen Menschen gegenüber ein, die nachts, wenn alle schlafen, die Stadt am Laufen und Funktionieren halten und nach getaner Arbeit ihrem wohlverdienten Feierabend ohne sinnlose zeitraubende Umwege entgegenfahren wollen. Ebenso mahne ich ein um- und weitsichtigeres Verändern von Verkehrsströmen im Hinblick auf Umweltbelastungen an.

Es muss doch möglich sein, ab Mitternacht die Poller in der Lichtentaler Allee Höhe Kolonnaden zu öffnen, damit nach Hause fahrende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, z. B. zwischen 00:00 Uhr und 04:00 Uhr morgens, ohne überflüssige Umwege ihr Zuhause ansteuern können.

Oliver Haungs
Muggensturm

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