Kriminalstatistik 2017

Licht und Schatten bei Kriminalität in Baden-Baden - 44 Prozent Rückgang bei Einbrüchen - 50 Prozent Anstieg bei Rauschgiftkriminalität - goodnews4-Interview mit Polizeipräsident Renter

goodnews4-LogoO-TON anhören!
goodnews4-O-TON-Interview von Nadja Milke mit Reinhard Renter

Baden-Baden, 22.03.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Für Baden-Baden konnte Reinhard Renter, Präsident des Polizeipräsidiums Offenburg, im goodnews4-O-TON-Interview eine Trendwende verkünden: «Wir haben 44 Prozent Rückgang im Bereich der Wohnungseinbrüche. Auch im Bereich der Straßenkriminalität haben wir einen Rückgang von elf Prozent.» Während die Einbrecherbranche in Baden-Baden deutlich verschlechterte Arbeitsbedingungen im letzten Jahr vorgefunden hat, gab es in Baden-Baden einen deutlichen Anstieg bei Körperverletzungen.

«Im Bereich Gewaltkriminalität, das sind im Prinzip Körperverletztungsdelikte, haben wir einen Anstieg von rund 20 Prozent», musste Reinhard Renter einen Makel in der sonst vorzeigenswerten Bilanz einräumen. Keinen Hehl machte der Polizeipräsident auch aus einem anderen Phänomen, das in unserer Stadt offenbar einen regelrechten Boom zu erleben scheint. «In Baden-Baden haben wir im Bereich Rauschgiftkriminalität einen sehr starken Anstieg von fast 50 Prozent», berichtete Reinhard Rentner zu dem spektakulären Anstieg der Kriminalität in diesem Bereich in Baden-Baden und erklärte, dass die hohe Aufklärungsquote direkt mit einem verstärkten Einsätzen der Polizei in diesem Bereich zusammenhänge.

PDF Kriminalstatistik 2017 des Polizeipräsidiums Offenburg mit Baden-Baden, Rastatt, Ortenau


Abschrift des goodnews4-O-TON-Interviews mit Reinhard Renter:

goodnews4: Das Sicherheitsbedürfnis und manchmal auch die Neugierde sind groß bei den Bürgern, wenn es um die Statistiken der Polizei geht. Haben sie zur Statistik 2017 gute Nachrichten für die Bürger und schlechte Nachrichten für die Gesetzesbrecher − oder umgekehrt?

Reinhard Renter: Ich habe gute Nachrichten für den Bürger, weil wir auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurückblicken dürfen. Mein großer Schwerpunkt ist ja das «subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung» und wir konnten im Bereich der Wohnungseinbrüche einen Rückgang von 26 Prozent verzeichnen, im Bereich der Straßenkriminalität konnten wir einen Rückgang von 5 Prozent verzeichnen und bei der Aufklärungsquote − und das ist die gute Nachricht für uns, aber auch die schlechte Nachricht für unser Gegenüber − auch hier konnten wir den höchsten Wert der letzten zehn Jahre verzeichnen, nämlich 63 Prozent.

goodnews4: Was sind die Gründe für diese Erfolgsnachrichten?

Reinhard Renter: Die Gründe für die Erfolgsnachrichten sind im Prinzip, dass wir uns sehr stark fokussiert haben auf diese Bereiche, insbesondere Wohnungseinbruch und Straßenkriminalität. Wir haben Konzepte verschiedenster Art gefahren, wir haben im Bereich der Spurensicherung entsprechende Prozesse festgelegt, dass wir hier noch erfolgreicher sind, und wir haben auch im präventiven Bereich, nämlich Beratung hinsichtlich Schutz des Eigentumes, auch Erfolge zu verzeichnen. Das registrieren wir dadurch, dass die Versuche steigen − der Täter versucht es, aber kommt nicht rein, weil einfach die Sicherungsmaßnahmen verbessert wurden.

goodnews4: Was sind denn über die genannten hinaus für Sie die wichtigsten drei Zahlen aus der Kriminalstatistik 2017?

Reinhard Renter: Dass die Straftaten insgesamt zurückgingen, wir haben auch hier einen Rückgang zu verzeichnen, was die Gesamtzahl der Straftaten betrifft und dieser Rückgang ist kontinuierlich seit 2014, zwar im kleinen Bereich von ein Prozent, aber kontinuierlich nach unten. Wichtig sind mir natürlich dann die Aufklärungsquoten und vor allen Dingen die Betrachtung der einzelnen Städte, weil ich ja hier in meinem Bereich die höchst belasteten Städte, wir haben ja Spitzenplätze in Baden-Württemberg mit Kehl und Offenburg.

goodnews4: Wo reiht sich Baden-Baden ein in diesem Ranking?

Reinhard Renter: Baden-Baden nimmt hier einen Platz 3 ein. Baden-Baden ist auch noch über dem Landesdurchschnitt mit rund 7.800 Straftaten auf 100.000 Einwohner und liegt dabei etwa auf gleicher Höhe wie Rastatt und Lahr.

goodnews4: Welche Straftaten sind das, wegen denen Baden-Baden so weit vorne liegt?

Reinhard Renter: Baden-Baden hat auch im Bereich der Wohnungseinbrüche einen Rekordrückgang, nämlich im ganzen Bereich 26 Prozent und in Baden-Baden haben wir 44 Prozent Rückgang im Bereich der Wohnungseinbrüche. Das ist ein ganz starkes Signal in die Stadt hinein. Auch im Bereich der Straßenkriminalität haben wir einen Rückgang von elf Prozent. Wo wir einen Anstieg haben in Baden-Baden, ist im Bereich Gewaltkriminalität, das sind im Prinzip Körperverletztungsdelikte, da haben wir einen Anstieg von rund 20 Prozent. Und wir haben in Baden-Baden im Bereich Rauschgiftkriminalität einen sehr starken Anstieg von fast 50 Prozent und auch im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte. Das liegt aber an entsprechenden Großverfahren, die in diesen Bereichen durchgeführt werden und wo einfach diese Zahlen produziert werden.

goodnews4: Das bedeutet, dass Sie sich mehr auf die Rauschgiftkriminalität konzentriert haben und dadurch auch mehr Täter gefasst wurden?

Reinhard Renter: Ja, bei der Rauschgiftkriminaität wird das Dunkelfeld aufgehellt. Wenn wir da entsprechende Ressourcen einsetzen, erhöhen wir natürlich die Anzahl der Straftaten, gleichzeitig haben wir eine Aufklärungsquote von fast 90 Prozent und erhöhen wir hier natürlich auch die Anzahl der Straftäter, aber auf der anderen Seite auch die Aufklärungsquote.

goodnews4: Im politischen Fokus stehen immer wieder die Statistiken zu Gesetzesübertritten von Flüchtlingen. Gibt es dazu eine Statistik?

Reinhard Renter: Wir haben 19.000 Tatverdächtige ermittelt. Von den 19.000 Tatverdächtigen sind knapp 50 Prozent ausländische Tatverdächtige, aber alle, die Ausländer sind − also auch Franzosen. Und bei den rund 9.000 ausländischen Straftaten haben wir etwa knapp 4.000 Straftaten wegen ausländerrechtlicher Bestimmungen. Das bedeutet illegaler Grenzübertritt. Da bringen sie die Straftat und den Täter eigentlich schon mit. Also die Erhöhungen und die Prozentsätze, die man hier sieht, haben weniger etwas mit Straftatenbegehung und subjektivem Sicherheitsefühl zu tun, sondern eher damit, dass einfach durch den illegalen Grenzübertritt eine Straftat begangen wird. Bei diesen haben wir auch einen ganz drastischen Anstieg im Bereich Rastatt beispielsweise, das liegt aber daran, dass wir dort die entsprechenden Unterkünfte und die Grenze haben. Hier haben wir übrigens in Baden-Baden einen Rückgang von 5 Prozent.

goodnews4: Das Wettrennen zwischen Polizei und Verbrechern wir wohl nie enden. Welchen Erkenntnissn der aktuellen Statistik gilt denn die besondere Aufmerksamkeit für das Jahr 2018?

Reinhard Renter: Die Erfolge, die wir erzielen konnten in den verschiedensten Bereichen, setzen wir natürlich fort, die Konzepte haben gegriffen. Im Bereich der Spurensicherung werden wir natürlich noch wesentlich besser und eine gute Spurensicherung gewährleistet uns auch nächstes Jahr oder übernächstes Jahr vielleicht die Aufklärung einer Straftat. Und natürlich in dem gesamten Komplex Computerkriminalität und so weiter werden wir uns den Entwicklungen anpassen und das heißt natürlich unsere Leute entsprechend fortbilden.

goodnews4: Patent-Rezepte gibt es nicht. Auf was sollten die Bürger achten und müssen sich Gauner noch wärmer anziehen als bisher?

Reinhard Renter: Das wichtigste ist für die Bürger: Wenn sie etwas sehen, uns anrufen − 110! Das ist das Wichtgste, sich die Dinge merken, die sie gesehen haben, ob das Personenbeschreibungen oder Kennzeichen sind. Das ist der eine Part. Und der zweite Part, der für mich wichtig ist, ist dass man sein Eigentum etwas kritisch betrachtet, eventuell auch mit einer Beratung durch unsere Beratungsstellen, und das Eigentum entsprechend sichert. Der Täter verweilt nur eine gewisse Zeit an einem Tatort, kommt er da nicht rein, sucht er sich das nächste Objekt aus und er sucht sich das schwächste aus, nämlich das am wenigsten gesicherte. Ich bitte schlichtweg die Bürger darum, hier ihren Teil dazu beizutragen.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de

goodnews4-LogoO-TON anhören!
goodnews4-O-TON-Interview von Nadja Milke mit Reinhard Renter


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.


goodnews4-Logogoodnews4Baden-Baden Breaking News kostenlos abonnieren!

Jeden Tag sendet goodnews4.de die wichtigste Nachricht als News-E-Mail.
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!