Wunsch des Welterbetitels als Teil der "Great Spas of Europe"

Das Baden-Badener Rathaus stellt eine Frage – „Warum wollen wir Welterbe werden?“ – Frank Marrenbach bleibt unerwähnt

Das Baden-Badener Rathaus stellt eine Frage – „Warum wollen wir Welterbe werden?“ – Frank Marrenbach bleibt unerwähnt
Die Baden-Badener Sommernächte würden für die Kombination aus großer Vergangenheit und neuer und internationaler Lebenskultur stehen. Foto: Baden-Baden Kur & Tourismus

Baden-Baden, 11.07.2020, Bericht: Redaktion Das Baden-Badener Rathaus stellt an die Vertreter der Stadt, einer Landeseinrichtung und mehreren ausgewählten Bürgern die Frage: «Warum wollen wir Welterbe werden?».

Unter den Befragten befinden sich Oberbürgermeisterin Margret Mergen, die Kur- und Tourismus-Chefin Nora Waggershauser und der Geschäftsführer der landeseigenen Bäder- und Kurverwaltung Steffen Ratzel. Einen Hinweis zur Diskussion über die für die Welterbe-Bewerbung fragwürdigen Projekte, etwa auf dem SWR-Gelände oder mitten in der Innenstadt am Vincentius-Areal, findet allerdings nicht statt. Die Stadtverwaltung Baden-Baden verantwortet diese Befragungen und entscheidet über die Auswahl der Befragten. Frank Marrenbach, einer der wesentlichen Initiatoren des Projekts Weltkulturerbe, bleibt unerwähnt. Der ehemalige Direktor des Brenners Park-Hotels wohnt noch immer in Baden-Baden.

Die Mitteilung der Stadtverwaltung Baden-Baden im Wortlaut:

Die «Great Spas of Europe», eine Gruppe von elf bedeutenden Kurstädte aus sieben europäischen Ländern, haben im Januar 2019 ihre Bewerbung als UNESCO-Welterbe eingereicht. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Baden-Baden erwarten gemeinsam mit den übrigen zehn Städten nun voller Spannung die Entscheidung des Welterbekomitees, die Corona-bedingt verschoben werden musste. Die Stadt Baden-Baden veröffentlicht in Kooperation mit den Institutionen der beteiligten Autorinnen und Autoren eine Artikelserie zu den «Great Spas of Europe». In dieser Woche hat Isabelle Mühlstädt von der Stabsstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung mit verschiedenen Baden-Badener Persönlichkeiten gesprochen und gefragt, worin sie die Vorteile der Welterbebewerbung sehen.

Die Idee einer UNESCO-Welterbebewerbung wurde bereits vor 14 Jahren in Baden-Baden geboren. Der «Freundeskreis Lichtentaler Allee e.V.» hatte 2006 die Idee, Baden-Baden für die Welterbeliste zu nominieren und diese in einem Symposium «Kulturerbe als Grundlage von morgen» zu diskutieren. Hans-Peter Mengele, erster Vorsitzender des Freundeskreises Lichtentaler Allee e.V. erinnert sich «im Bewusstsein der hohen Qualität der einzigartigen städtebaulichen und kulturellen Qualität der Stadt, sahen wir mit dem Blick in die Zukunft, dass diese für künftige Generationen geschützt werden müssen. Emotionaler Ausgangspunkt war die Lichtentaler Allee, als Herzstück der Stadt, aber das Vorhaben erfasste schnell die historische Kurstadt als Gesamtheit.» Bis heute finden viele verschiedene kleine und größere Veranstaltungen zum Thema der Bewerbung in Baden-Baden statt, die auf kommunaler Ebene kontinuierlich vom Freundeskreis Lichtentaler Allee, Brenners Park-Hotel & Spa, der IHK, dem Palais Biron sowie von zahlreichen lokalen Akteuren und Vereinen unterstützt wurden und werden. Der Freundeskreis Lichtentaler Allee erweiterte 2014 seinen Vereinszweck durch den Namenszusatz – «Initiative Weltkulturerbe», um das bürgerschaftliche Engagement zum Ausdruck zu bringen.

Die Stärkung des Geschichtsbewusstseins der Bürger und Bürgerinnen, der Stolz auf die Stadt und somit die Wertschätzung des gemeinsamen Erbes sind Motivation für die Bemühungen um die Aufnahme als UNESCO-Welterbe. So ist in den letzten Jahren eine höhere Sensibilität für die städtebauliche Entwicklung und das überlieferte Stadtbild festzustellen. Erster Bürgermeister Alexander Uhlig erläutert, dass «die Struktur, Substanz sowie spezifischen Funktionen der Kurstadt des 19. Jahrhunderts in Baden-Baden größtenteils erhalten sind und einen wertvollen Bestandteil unseres unverwechselbaren baukulturellen Erbes bilden. Die erfolgreiche Aufnahme der ‘Great Spas of Europe’ auf die UNESCO-Welterbeliste wäre für unsere Stadt eine besondere Anerkennung der jahrelangen Anstrengungen, das architektonische, städtebauliche und landschaftliche Erbe der Stadt zu schützen und nachhaltig in die Zukunft zu entwickeln.»

Steffen Ratzel, Geschäftsführer der Bäder- und Kurverwaltung Baden-Württemberg (BKV) ergänzt: «Die Einzigartigkeit vieler herausragender Gebäude und städtebaulicher Errungenschaften in Baden-Baden verdient aus meiner Sicht eine besondere weltweite Würdigung. Im erlauchten Kreise der bereits ernannten Weltkulturerbestätten wäre Baden-Baden ein attraktiver und würdiger Neuzugang. Zugleich wäre diese Auszeichnung eine Verpflichtung, dieses historische Erbe weiter zu pflegen und behutsam zu entwickeln, um vielen internationalen Gästen auch künftig ein faszinierendes Erlebnis zu ermöglichen. Dieses Ziel zu erreichen spornt uns täglich neu an!“

Denn mit der Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste entsteht auch ein großes Potential für neue Themen und Arbeitsfelder, die neue Investitionen in die Stadt führen. Die kulturelle Anerkennung führt somit zur Ausweitung der weichen Standortfaktoren für den Arbeitsplatzsektor. Dieses Potential betont auch Wolfgang Grenke, Baden-Badener Unternehmer, Stifter und Präsident der Industrie- und Handelskammer: «Die weitreichende Strahlkraft der Marke Baden-Baden ist das Ergebnis einer langen Geschichte und wird mit dem Erhalt, der Pflege und der Vermittlung des Kulturerbes weiter gestärkt.» Auch Unternehmer Bernhard Wagener meint: «Bürger und Leistungsträger profitieren von der Einmaligkeit dieser Stadt, das heißt von den Reichtümern der Vergangenheit, den Neuzugängen höchster Qualität der letzten Jahre und einer Infrastruktur, die viele Städte gerne hätten. Auf dieser Ebene wäre der Titel als UNESCO-Welterbe eine Auszeichnung aller Bemühungen um die Qualitätssicherung und Attraktivität der Stadt. Stillstand können wir uns nicht leisten.»

Ziel der touristischen Entwicklung Baden-Badens ist in erster Linie nicht die kontinuierliche Steigerung der bereits hohen Übernachtungszahlen, sondern vor allem eine qualitative Entwicklung, die sich unter anderem in der Aufenthaltsdauer der Gäste wiederspiegelt. Eine Stadt wie Baden-Baden lässt sich - besonders angesichts Ihres so großen kulturellen Angebotes - nicht an einem Nachmittag entdecken. Das ist natürlich schon jetzt der Fall, wird jedoch durch die Anerkennung als Weltkulturerbe in der Kommunikation noch verstärkt.

Nora Waggershauser, Geschäftsführerin der Baden-Baden Kur & Tourismus hierzu: »Touristisch gesehen unterstreicht der Welterbetitel als Teil der ‘Great Spas of Europe‘ vor allem für internationale Gäste die Strahlkraft Baden-Badens als Must-See-Destination in Europa. Gerade weil uns in unserer Stadt die einzigartige Kombination von großer Vergangenheit mit neuer und internationaler Lebenskultur auf höchstem Niveau gelingt. Gleichzeitig würde uns der Welterbetitel auch darin bestärken, das einzigartige Bild der Altstadt als Herzstück für das gute Leben in Baden-Baden - sowohl für Gäste, als auch für Bürger - zu schützen.»

Auch Henning Matthiesen, geschäftsführender Direktor des Brenners Park-Hotel & Spa betont, wie wichtig es ist, sich für den Erhalt und die Pflege des städtischen Kulturerbes einzusetzen. «In Hinsicht auf das internationale Marketing der Stadt Baden-Baden kann eine solche Auszeichnung sehr positiv aufgenommen werden. Um die besondere Anziehungskraft unserer wunderschönen Stadt zu erhalten, muss dabei das integrierte Zusammenspiel des Managements zum Schutz der Welterbestätte und des Tourismus gewährleistet sein.»

Doch letztlich bedeutet die Anerkennung der «Great Spas of Europe» auf der UNESCO-Welterbeliste auch die Anerkennung eines grenzüberschreitenden Projektes und der Förderung des europäischen Zusammenhalts. «Ich sehe die Welterbebewerbung gleichzeitig auch als Beitrag zum europäischen Dialog und als ein Bekenntnis zu unserer gemeinsamen europäischen Kulturgeschichte», so Oberbürgermeisterin Margret Mergen.

Die gesamte Serie finden Interessierte unter www.baden-baden.de.


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