30. Ehrenbürger von Baden-Baden
Marion Thiem über Pierre Boulez: "Er hat vor allem in Baden-Baden komponiert, das wusste man in Paris und in der ganzen Welt" - OB Mergen: "Bei Frieder Burda war es der Bau seines Museums, bei Pierre Boulez ist es sein Wirken in der ganzen Welt"
Bericht: Christian Frietsch
Baden-Baden, 19.01.15, 00:00 Uhr «Dass es seine Werke direkt beeinflusst hat, kann man so nicht sagen, aber er hat vor allem in Baden-Baden komponiert − das wusste man in Paris und in der ganzen Welt», beschrieb Marion Thiem gestern Abend im goodnews4-VIDEO-Interview die Beziehungsgrundlage zwischen Pierre Boulez und unserer Stadt. Seine wohl engste Mitarbeiterin beschrieb den Rang, den unsere Stadt in den letzten fünf, sechs Jahrzehnten im Leben von Pierre Boulez einnahm.
«Er hat bestimmte Perioden, wo er sich nach Baden-Baden zurückzieht. Diese habe ich − ich glaube ich kann das sagen − im Kalender geblockt, da stand quer über den Monat: ‘Baden-Baden’.» Etwa 500 Besucher kamen gestern ins Festspielhaus, unter ihnen Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen und viele Vertreter des Baden-Badener Gemeinderates, die den so weltberühmten wie umstrittenen Komponisten und Dirigenten zum Ehrenbürger Baden-Badens ernannt hatten. Das dem großen Komponisten so sehr nahe stehende SWR-Sinfonieorchester führte im Baden-Badener Theater und im Festspielhaus Werke von Boulez ́auf.
Und Marion Thiem fasst die entscheidenden Kriterien des Charmes zusammen, mit dem unsere Stadt Pierre Boulez für sich gewann: «Er wohnt ja in Paris, das ist sein Hauptwohnort, es ist der Gegensatz von Paris zu Baden-Baden, die starke Verbindung zum Südwestrundfunk, zum Orchester, das sehr bedeutend für ihn war, er hatte auch viele Freunde, auch das Festspielhaus, persönliche Beziehungen, die schöne Umgebung, ein schöner Garten, die ganze Stadt und dass alles so nahe beieinander ist.» Der Feier konnte Pierre Boulez gestern nicht beiwohnen, zu seinen Gefühlsregungen zur Ehrenbürgerschaft sagte Marion Thiem: «Ich habe ihm die Nachricht überbracht und er hat sich wirklich gefreut. Er ist nicht der Typ, der das deutlich äußert, aber wenn man ihn so liest, auf seiner Gefühlsskala − es hat ihn sehr berührt.»
Zur Bedeutung und Begründung zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Pierre Boulez sagte OB Margret Mergen im goodnews4-VIDEO-Interview: «Die Ehrenbürgerschaftswürde ist in Baden-Baden gebunden an Verdienste für die Stadt oder in der Stadt. Bei Frieder Burda war es der Bau seines Museums mit seiner eigenen Sammlung zum Nutzen der Bürger und der Gäste. Bei Pierre Boulez ist es sein Wirken in der ganzen Welt.»
26 mal erhielt Pierre Boulez den Grammy − den Oscar der Musik −, er leitete das BBC Symphony Orchestra, die New Yorker Philharmoniker und dirigierte die Bayreuther Festspiele. Doch seine Alleinstellung bezieht er insbesondere aus seiner unerreichten Rolle als Musikrevolutionär. Der Komponist, der die Notwendigkeit der Zwölftönigkeit nicht einsehen wollte, sei «unnütz», wird er schon Anfang der 50er Jahre zitiert. Vor zwölf Jahren wurde unter Regie von Pierre Boulez die Lucerne Festival Academy für junge Komponisten und Musiker gegründet.
1811 Joseph von Lassolaye, und1821 Frederike von Schweden waren die ersten beiden Ehrenbürger der Stadt Baden-Baden. 2005 wurde Frieder Burda zum Ehrenbürger ernannt und nun steht Pierre Boulez als 30. Ehrenbürger auf der langen exklusiver Liste, aus der einer gestrichen wurde: Adolf Hitler. In die Zukunft schauend sagte Margret Mergen, dass es keine Kandidatenliste gebe. Und wer vielleicht auf einen guten Gedanken in eigener Sache kommen sollte, macht sie auch keine Hoffnung: «Man kann sich auch nicht bewerben.»
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