Aus dem Rathaus Baden-Baden

Petra Gerstner-Schröder verlässt nach 40 Jahren Baden-Badener Stadtverwaltung – „Innenministerin des Rathauses“ geht in Ruhestand

Baden-Baden, 29.02.2020, Bericht: Rathaus Petra Gerstner-Schröder (64), zuletzt Leiterin des städtischen Referats der Oberbürgermeisterin, wechselt nach über 40 Jahren im Dienst der Stadt in den Ruhestand.

Die Hauenebersteinerin hat im Rathaus vieles bewegt und mitgestaltet. Im Alten Ratssaal verabschiedete Oberbürgermeisterin Margret Mergen die langjährige Leiterin des OB-Referats.

Nach Schule und Abitur studierte Gerstner-Schröder an der Fachhochschule in Kehl. Die Staatsprüfung für den gehobenen Verwaltungsdienst legte sie im Februar 1980 ab. Wenig später erhielt sie die Einstellungsurkunde der Stadt Baden-Baden. Von Beginn an brachte sich Gerstner-Schröder im OB-Referat ein, zuerst als Sachbearbeiterin. Ihr erster Chef war Oberbürgermeister Dr. Walter Carlein.

1990 übernahm Gerstner-Schröder die von OB Ulrich Wendt geschaffene Stelle der Bürgerreferentin. Oberbürgermeisterin Dr. Sigrun Lang beauftragte Gerstner-Schröder 2004 mit der Abteilungsleitung «Bürgerservice – zentrale Steuerung» innerhalb des OB-Referats. Nach dem berufsbegleitenden Studium «Verwaltung und Europa» an der Kehler Fachhochschule übernahm sie zusätzlich das Amt der Europabeauftragten.

OB Wolfgang Gerstner ernannte sie 2006 zu seiner Persönlichen Referentin. Und nur ein Jahr später übernahm sie die Verantwortung für das vergrößerte OB-Referat, dem neben dem Bereich Kultur die EDV-Abteilung, die Geschäftsstelle Gemeinderat, die Hausdruckerei und die Poststelle, die Städtepartnerschaften sowie die Pressestelle zugeordnet waren.

Gerstner-Schröders Aufgaben waren interessant und vielseitig. Neben der Unterstützung der jeweiligen OBs im Tagesgeschäft war sie über Jahrzehnte verantwortlich für das Goldene Buch der Stadt Baden-Baden. In ihrer Amtszeit trugen sich herausragende Persönlichkeiten und hochrangige Staatsgäste ein. So beispielsweise Hillary und Bill Clinton, Juan Carlos von Spanien, der Dalai Lama, Frank-Walter Steinmeier, Joachim Löw, Barack Obama, Joachim Gauck, Silvia von Schweden, Gerhard Schröder, Nelson Mandela und – nicht zuletzt – Angela Merkel.

An den NATO-Gipfel im April 2009 wird sich Gerstner-Schröder ihr Leben lang erinnern. Eine Mammutaufgabe, nicht nur, weil der neugewählte US-Präsident Barack Obama mit Gattin Michelle zum 60. Bestehen der NATO erstmals nach Europa reiste. Es wurde, aus Sicherheitsgründen, der größte Polizeieinsatz in der Geschichte des Landes Baden-Württemberg.

«Das ist schon ein besonderes Gefühl», sagt Petra Gerstner-Schröder, «wenn man mit berühmten und herausragenden Persönlichkeiten wie Barack Obama oder Nelson Mandela gegenüber steht. Gleichzeitig ist die Anspannung riesig, weil man ja gerade dann will, dass alles reibungslos klappt und ohne Pannen abläuft. Aber mit einem tollen Team, wie ich es hatte, war das meistens kein Problem.»

Oberbürgermeisterin Margret Mergen verabschiedete ihre Referentin in einer Feierstunde im Alten Ratssaal mit lobenden Worten: «Wir verabschieden uns nach über vierzig Jahren engagierter Arbeit von einer Institution innerhalb der Stadtverwaltung. In diesen vier Jahrzehnten nahm Petra Gerstner-Schröder an unzähligen Sitzungen des Hauptausschusses und des Gemeinderates teil, schrieb die Tagesordnungen der wöchentlichen Dezernatsbesprechungen und deren Protokolle. Sie war Herrin des Goldenen Buches und der Amtskette des Oberbürgermeisters. Petra Gerstner-Schröder war für technische Neuerungen immer aufgeschlossen. Ihr Motto lautete: Bevor es andere für mich machen, will ich lieber selber wissen wie es geht.»

Mergen bezeichnete Gerstner-Schröder als «Innenministerin des Rathauses» und begründete dies mit der enormen Vielzahl organisatorischer Dinge, die über ihren Tisch liefen. Dazu gehören auch sämtliche Unterschriftsmappen für die jeweiligen Oberbürgermeister. Zudem war «Frau GS», wie sie im Rathaus liebevoll genannt wurde, tief in die Vorbereitungen der Ratssitzungen, Waldbereisungen und Gemeinderatsklausuren sowie die strategischen Entwicklungsplanungen 2020 und später 2030 eng eingebunden.

Über viele Jahre pflegte sie das Baden-Badener Vereinsverzeichnis. Zudem war sie fast 30 Jahre Vorsitzende im Wahlvorstand eines Wahlbezirks in der Theodor-Heuss-Schule. Und sie organisierte zahlreiche städtische Veranstaltungen, wie die Blutspenderehrung, die Sportlerehrung, den Rennempfang zur Großen Woche, den Maiempfang der Arbeitnehmervertreter oder zuletzt das G20 Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs.

Mergen abschließend: «Daraus lässt sich entnehmen, dass Sie, Frau Gerstner-Schröder, ein vorbildliches Selbstverständnis Ihrer Tätigkeit für unsere Stadt hatten. Sie sahen sich im positiven Sinne als Dienerin des jeweiligen Oberbürgermeisters, der Verwaltung und letztlich der Bürger und haben sich über das eigentliche Arbeitspensum hinaus eingebracht. Dabei handelten Sie ausgesprochen pragmatisch. Sie sind ein authentisches Unikat, sind entscheidungsfreudig, verantwortungsbewusst und ein Organisationstalent. Und Sie waren die Mutter der Kompanie, denn viele suchten bei Ihnen Rat und bekamen ihn auch.»


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