Aus dem Rathaus Baden-Baden

Stolperstein-Aktionen umstritten – OB Mergen engagiert sich – München geht anderen Weg

Stolperstein-Aktionen umstritten – OB Mergen engagiert sich – München geht anderen Weg
Gunter Demnig bei der letzten Verlegung im Februar 2018 in Oos. Foto: Stadt Baden-Baden

Baden-Baden, 27.02.2020, Bericht: Redaktion Innerhalb der jüdischen Gemeinden in Deutschland ist die Symbolbedeutung der Stolpersteine umstritten. Zu den Kritikerinnen gehört unter anderen Charlotte Knobloch, ehemalige Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland.

Die Steine sollten auf Augenhöhe an Wänden angebracht werden und nicht auf dem Boden, wo sie mit Füßen getreten werden. In München sind individuellen Erinnerungszeichen für Opfer des Nationalsozialismus enthüllt worden, nicht in Form von in den Boden eingelassenen Plaketten, sondern als Stelen oder Tafeln. Baden-Badener jüdische Bürger kritisieren auch, dass die Erinnerungskultur nicht dazu missbraucht werden dürfe, von den aktuellen Fragen abzulenken. Dazu gehört das Verhalten der Eigentümerfamilie des alten Synagogen-Grundstücks. Ein von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Karlsruhe geäußerte Wunsch eines Gespräches mit den Eigentümern und Verlegern der lokalen Zeitung «Badisches Tagblatt» wurde durch die Verlegerin nicht angenommen. Berichte über die Verlegung von Stolpersteinen und vergleichbarer Anlässe finden dagegen in der Zeitung breiten Raum. Bei den bevorstehenden Stolpersteinverlegungen ist auch Oberbürgermeisterin Margret Mergen vor Ort.

Die Mitteilung der Stadt Baden-Baden zur zehnten Stolperstein-Aktion im Wortlaut:

Stadt Baden-Baden Gunter Demnig kommt am 4. März zum zehnten Mal zu einer Verlegung von «Stolpersteinen» nach Baden-Baden. In Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern Europas erinnern seit den 1990er Jahren sogenannte Stolpersteine an die Opfer der Nazidiktatur. Inzwischen hat Demnig über 75.000 dieser kleinen Mahnmale verlegt, die das Schicksal der Verfolgten, Entrechteten und Ermordeten nachzeichnen und ihnen ihre Namen zurückgeben. Alle Interessierten sind eingeladen bei der Verlegung dabei zu sein.

In diesem Jahr werden 16 weitere Steine im Stadtgebiet verlegt. Die Verlegung startet am Sonnenplatz 1 um 14 Uhr. Oberbürgermeisterin Margret Mergen, Irina Grinberg von der Israelitischen Kultusgemeinde und Angelika Schindler vom Arbeitskreis Stolpersteine werden die Teilnehmer begrüßen. Musikalisch umrahmt wird die Verlegung hier von Emma Ruhnau und Kristin Weber, Schülerinnen der Klarinettenklasse von Markus Lindler an der Clara-Schumann-Musikschule.

Vor dem ehemaligen Hotel Tannhäuser am Sonnenplatz 1 wurden bereits 2008 Steine für die Besitzer Auguste und Theodor Köhler verlegt, die 1940 nach Gurs deportiert und 1942 in Ausschwitz ermordet wurden. Das Frauennetzwerk Baden-Baden e. V. hat nun die Patenschaft für den Stein für deren Tochter Ruth Grebenau, geborene Köhler, übernommen. Sie war 1935 nach Palästina geflohen. Weitere Steine erinnern an Eugenie Weil, geborene Stern, die nach dem Tod ihres Mannes zur Schwester Auguste Köhler gezogen war. Während der 26-jährige Sohn 1937 nach Südafrika und seine Schwester Gertrud 1939 nach England fliehen konnten, wurde Eugenie im Oktober 1940 ebenfalls nach Gurs deportiert. 1942 gelang ihr die Ausreise zur Tochter, die inzwischen in den USA lebte.

Konfirmanden der Evangelischen Stadtkirche, die bereits am 26. Januar zahlreiche Stolpersteine bei einer Putzaktion gereinigt haben, begleiten die diesjährige Aktion und werden an fünf Stationen die Biografien der Opfer vorstellen. Vor dem Haus Bernhardstraße 32 (14.40 Uhr) wird ein Stein für den Zentrumspolitiker Rudolf Seubert verlegt. In der Vincentistraße 30 (15 Uhr) erinnern Schüler der 7. Klasse des Richard-Wagner-Gymnasiums, die ebenfalls an der Putzaktion beteiligt waren, mit ihrer Lehrerin Anke Flesch an die Familie Grünfeld. Für den 11-jährigen Sohn Walter haben die Schüler den Stolperstein gespendet.

Weitere Stationen der Verlegung sind die Weinbergstraße 19 (15.30 Uhr), wo an den taubstummen Karl Johann Kochler erinnert wird, der 1940 Opfer der Krankenmorde in Grafeneck wurde. In der Quettigstraße 10 (16 Uhr) wird der Familie Weil gedacht. Während die Mutter mit den drei Kindern nach Palästina fliehen konnte, wurde der Vater 1937 wegen angeblicher «Unzucht» zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. 1942 starb er im KZ Mauthausen. Vor dem Haus Ludwig-Wilhelm-Straße 20 (16.30 Uhr) wird mit Emil Kaufmann an ein weiteres Opfer der Krankenmorde erinnert.

Die diesjährige Verlegung wird von der Firma Biologische Heilmittel Heel GmbH unterstützt. Die Stolpersteine werden durch Spenden finanziert. Spendenkonten sind: IBAN: DE25 6625 0030 0000 0108 68, BIC: SOLADES1 BAD, Sparkasse Baden-Baden Gaggenau sowie IBAN: DE40 6629 0000 0280 1754 04, BIC: VBRADE 6 K Volksbank Baden-Baden Rastatt eG, Stichwort «Stolpersteine». Der Empfänger ist das Stadtarchiv Baden-Baden. Gerne kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Weitergehende Informationen zum europaweiten Stolpersteinprojekt finden Sie unter http://www.stolpersteine.eu/ sowie auf www.stolpersteine-baden-baden.de.


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