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goodnews4-Interview-Serie von Christian Frietsch mit Franz Alt – Teil 4 „Würde“ – „Die CDU müsste das ‚C‘ streichen in ihrem Namen, wenn sie konsequent wäre“

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goodnews4-VIDEO-Interview von Christian Frietsch mit Franz Alt

Baden-Baden, 28.09.2023, Bericht: Redaktion Als Fernsehmoderator bei der ARD hatte er Millionen von Zuschauern und wurde suspendiert. Heute ist Franz Alt einer der erfolgreichsten und gleichzeitig umstrittensten deutschen Bestsellerautoren zu den Themen Klima, Kirche und Krieg.

Christian Frietsch führte anlässlich des 85. Geburtstags des Schriftstellers 10 Interviews zu 10 wesentlichen Lebensbegriffen. Jedes Interview dauert etwa fünf Minuten. Im vierten Teil der Serie befassen sich Christian Frietsch und Franz Alt mit dem Begriff «Würde»


Abschrift des goodnews4-VIDEO-Interviews von Christian Frietsch mit Franz Alt, Journalist und Autor aus Baden-Baden, über «Würde»:

goodnews4: Franz, beim Stichwort «Würde» denken wir natürlich auch immer an das Grundgesetz, wo jedem Menschen die Würde zugebilligt wird. Artikel 1 im Grundgesetz. Da steht allerdings nicht drin «jedem deutschen Menschen» und es steht auch nicht drin «jedem europäischen Menschen», sondern es gilt für jeden Menschen. Da sind wir doch inkonsequent.

Franz Alt: Das ist richtig. Vor allen Dingen, wenn ich heute die Zeitungen lese, in denen steht, dass CDU-Abgeordnete und CDU-Politiker die Abschaffung des individuellen Asylrechts fordern. Oder wenn ich daran denke, dass wir im Mittelmehr in diesem Jahr 2023 tausende Asylsuchende haben schlicht absaufen lassen. Das ist wirklich würdelos. Richtig ist, im Grundgesetz Artikel 1 steht: «Die Würde des Menschen ist unantastbar.» Nicht «die Würde des deutschen Menschen», sondern «die Würde des Menschen ist unantastbar». Da haben wir viel Nachholbedarf. Und dass ausgerechnet eine Partei mit dem «C» im Namen, also eine Partei, die sich «christlich» nennt, die Abschaffung des individuellen Asylrechts fordert, halte ich für absolut würdelos. Die CDU müsste das «C» streichen in ihrem Namen, wenn sie konsequent wäre.

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goodnews4: Was ist denn Würde? Es fällt ja immer auf, auch einem selbst fällt es auf, dass man Begriffe benutzt und dann im Nachhinein feststellt, dass man gar nicht intensiv darüber nachgedacht hat und es auch gar nicht so richtig beschreiben kann. Wie könnte man denn Würde beschreiben und was für Merkmale hat das denn im praktischen Leben, würdevoll zu leben?

Franz Alt: Zum Beispiel sich gegenüber Asylanten anders verhalten als das zur Zeit der Fall ist. Und dass das auch anders geht, haben wir erlebt. Wie es Angela Merkel im Jahr 2015 gemacht hat, die gesagt hat, dass es eine humanitäre Katastrophe wäre, wenn sie jetzt die Grenzen schließen würde, und das würde zu Mord und Totschlag führen. Und mit ihrem berühmten Satz «Wir schaffen das» hat sie Recht gehabt, wir haben das geschafft, wir sind froh, dass heute die Flüchtlinge, die damals gekommen sind, da sind und in Deutschland Steuern bezahlen und arbeiten, bei dem Arbeitskräftemangel, den wir haben. Wir werden noch froh sein um jeden Asylnachsuchenden.

 

goodnews4: Dagegen stehen viele andere Sätze, aber es steht auch ein Satz eines recht respektieren Kollegen von uns, Peter Scholl-Latour, der gesagt hat: „«Wenn ihr halb Indien nach Deutschland holt, dann seid ihr Indien.» Wo ist die Schmerzgrenze für unsere Vorstellung der Würde, die wir allen Menschen zubilligen wollen, und wie viel können wir geben, dass wir nicht selbst untergehen im verlorenen Wohlstand?

Franz Alt: Halb Indien will ja gar nicht nach Deutschland. Also da hat Scholl-Latour oft übertrieben, muss ich sagen, nicht nur da, sondern auch in vielen anderen Punkten. Es ist interessant, dass Du das ansprichst. Der deutsche Arbeitsminister ist gerade in Indien gewesen und hat für Arbeitskräfte geworben, dass Inder, die gut ausgebildet sind, im IT-Bereich zum Beispiel, nach Deutschland kommen. Das hat auch Gerhard Schröder schon gemacht.

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goodnews4: Aber zu unserem Nutzen und nicht zu deren Nutzen.

Franz Alt: Zu beider Nutzen, wenn man das intelligent macht. Ich glaube, die vielen Ukrainer, die in diesem und im letzten Jahr als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, haben zunächst einmal sich selbst gerettet, haben das für sich gemacht, aber indem sie hier Arbeit annehmen und uns unterstützen, den Arbeitskräftemangel zu überwinden in Deutschland, helfen sie auch uns. Wenn man das intelligent macht, kann es eine Win-Win-Situation sein. Ich sage nicht, dass wir die halbe Welt in Deutschland aufnehmen können. Das können wir nicht. Aber Angela Merkel hat es bewiesen, dass man mehr aufnehmen kann als zum Beispiel die AfD je vermutet hat.

goodnews4: Zum Thema «Würde», Franz, wenn wir uns selbst anschauen mit unseren Konflikten mit Nachbarn, mit Konflikten in der Familie, mit Konflikten am Arbeitsplatz, in Vereinen und da und dort, wo ist denn die Würde? Wo ist die Grenze der Würde? Was ist zu empfehlen? Wie kann man sich auseinandersetzen, wenn man von jemandem am Arbeitsplatz noch mehr Leistung fordert, bemerkt, dass der vielleicht gar nicht dazu in der Lage ist für noch mehr Leistungsdruck? Wo ist die Grenze der Würde?

Franz Alt: Konflikte wird es immer geben. Und Konflikte um Würde auch. Ich würde sagen, die erste Grenze in Konflikten ist immer, dass ich Konflikte gewaltfrei löse und nicht durch Gewalt. Wenn ich einen Konflikt durch Gewalt löse, muss ich immer damit rechnen, dass der Konflikt gerade nicht beseitigt ist, sondern sich weiter aufschaukelt, dass er eskaliert.

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goodnews4: Wo ist die Gewalt dann definiert? Ein Chef hat ja immer die Möglichkeit, zu sagen: «Du kriegst jetzt eine Abmahnung.» Ist das schon Gewalt?

Franz Alt: Das könnte sein. Ich bin mehrmals abgemahnt worden in meinem Leben und habe die Möglichkeit gehabt, mich per Gericht wieder zurückzuholen als Moderator im deutschen Fernsehen. Ich bin der einzige Moderator, der je suspendiert war. Also im Rechtsstaat gibt es da Grenzen und die kann unter Umständen ein Gericht aufzeigen.

goodnews4: Und die Würde wiederherstellen.

Das Interview führte Christian Frietsch für goodnews4.de.




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