Bauausschusssitzung heute Abend
Abriss-Entscheidung des Schweizerhauses auf Basis eines Messfehlers - "3,50 Meter hoch und nicht 6,50 Meter" - Wolfgang Niedermeyer fordert: "Stadträte erst mal ein Bild machen"
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goodnews4-O-TON-Interview von Nadja Milke mit Wolfgang Niedermeyer
Baden-Baden, 10.12.2015, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch «Vorsitzender des Vereins Stadtbild und − nicht Stadtbild-Chef», bestand der präzise Wolfgang Niedermeyer im goodnews4-O-TON-Interview auf eine korrekte Anrede. Ziemlich unkorrekt geht es aus seiner Sicht im Baden-Badener Rathaus zu.
«Ich hoffe ja, dass das Rathaus um diese Dinge weiß − 6,50 Meter und 3,50 Meter − dass das nicht zusammen passt.» Wenn heute Abend der Baden-Badener Bauausschuss über den Abriss des Schweizerhauses befinden soll, geht es mehr als um den Einzelfall dieses geschichtsträchtigen Hauses in der Kaiser-Wilhelm-Straße. Es geht um das Stadtbild und vor allem auch um den gesunden Menschenverstand, den die Bürger bemühen, weil ein erhellendes Hineinknien in diesen Jahrzehnte gärenden Fall nur für die bezahlten Mitarbeiter in der Stadtverwaltung möglich ist. Dort ist aber offenbar nicht aufgefallen, dass das Schweizerhaus mit einer Traufhöhe von 6,50 Meter in dem Bebauungsplan steht, aber in Wirklichkeit nur 3,50 Meter hoch ist.
Wer also aus den genannten Gründen den kritischen Menschenverstand bemüht, fragt sich, ob dies fahrlässig oder vorsätzlich passiert ist und wer einen Nutzen davon haben könnte. «Aus diesem Fehler will der Investor Profit schlagen», stellt Wolfgang Niedermeyer dazu fest. Auf Basis des Messfehlers soll der Investor nun eine opulente Baugenehmigung erhalten, die das Projekt wohl erst richtig rentabel macht.
Die Stadträte sollen heute neben der Erhöhung der Grundfläche von 80 auf 150 Quadratmeter auch über die «falsche» Traufhöhe von 6,50 Meter entscheiden, die laut Beschlussvorlage der Stadtverwaltung «die Errichtung von zwei Vollgeschossen zzgl. Dachgeschoss» ermöglicht. Das vom Abriss bedrohte Schweizerhaus verfügt über nur ein Vollgeschoss.
«Ich habe fast einen Tag gebraucht, um mich durch diesen Vorgang zu arbeiten. Die Stadträte sollen morgen auf Grund einer zweiseitigen Vorlage eine Entscheidung treffen, obwohl diese Faktenlage nicht auf dem Tisch liegt», hält Wolfgang Niedermeyer den Status fest.
Wie hartnäckig interessierte Investoren und ausführende Unternehmen durch den Abriss des Schweizerhauses das Grundstück vergolden wollen, zeigt deren jahrzehntelanges Bemühen. Vor mehr als 20 Jahren fanden sie allerdings im damaligen Oberbürgermeister und CDU-Mitglied Ulrich Wendt einen Gegner. Wolfgang Niedermeyer erinnert an diese Art der unendlichen Geschichte und das Ringen zwischen dem Erhalt des Stadtbildes, dem Abriss historischer Gebäude einerseits und dem Einfluss von Investoren und Auftragsnehmern andererseits: «Seit den 80er Jahren hat sich der Gemeinderat in Beschlüssen mit dem Stadtbild auseinandersetzt, wie auch jetzt wieder mit den Halbhöhenlagen, und es gab schon einen OB, der sich mit Nachdruck für den Erhalt des Schweizerhauses eingesetzt hat.» Ulrich Wendt habe «sich ganz entschieden geäußert, als ein Antrag auf Veränderung gestellt wurde, und diesen abgelehnt, und dem schließen wir uns heute an».
Dem Bauausschuss schlägt Wolfgang Niedermeyer vor, dass heute Abend «noch kein Beschluss gefasst wird, sondern, dass es einen Faktencheck gibt, damit sich die Stadträte erst mal ein Bild von dem komplizierten Gemenge machen können». Bei einem Beschluss für den Abriss des historischen Gebäudes will Wolfgang Niedermeier das Regierungspräsidium Karlsruhe einschalten.
In einem Schreiben an goodnews4.de erklärte sich Christian Mussler, Unternehmer, Architekt und ehemaliger CDU-Stadtrat, zu seiner Sicht der Dinge.
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