Appell an die Bürger Baden-Badens

Baden-Badener Juden appellieren an Mitbürger und Politiker - Zur Feier am Sonntag: "Einweihung dieses Gotteshauses und der Thorarolle gehören zusammen" - "Synagoge gehört in die Mitte der Gesellschaft"

Baden-Badener Juden appellieren an Mitbürger und Politiker - Zur Feier am Sonntag: "Einweihung dieses Gotteshauses und der Thorarolle gehören zusammen" - "Synagoge gehört in die Mitte der Gesellschaft"
Die Synagoge in der Werderstraße ist für die stark gewachsene jüdische Gemeinde zu klein geworden. Foto: goodnews4-Archiv

Baden-Baden, 16.01.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Gegen die Gräueltaten der Nazis und deren Mitläufer kann heutzutage in Deutschland jeder demonstrieren. Und das zum großen Glück, ohne ein Risiko für Leib und Leben einzugehen. Ein Privileg im Vergleich zu jenen Zeiten in den dreißiger und vierziger Jahren, wo nur die Mutigsten Protest und Widerstand wagten.

So sind es Politiker und engagierte Bürger, die zu Recht bei den Jahrestagen immer wieder an den Holocaust erinnern. Etwas zurückhaltender sind die Vertreter des öffentlichen Lebens jedoch, wenn es um die Hilfestellung für die in unserem Land nun wieder lebenden Juden geht. Viele Juden der Baden-Badener Gemeinde fühlen sich außerhalb der großen Feiern alleine gelassen von den offiziellen Vertretern, die sich lieber heraushalten, wenn es darum geht, den schwierigen Integrationsprozess der jüdischen Mitbürger zu begleiten.

Auf über 700 Gemeindemitglieder aus aller Herren Länder ist die Zahl der jüdischen Mitbürger in Baden-Baden und Umgebung angewachsen. Die nicht enden wollenden Konflikte und Zerwürfnisse zwischen Teilen der Baden-Badener Gemeinde und dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden in Karlsruhe sind durch die Pläne für eine neue Synagoge eskaliert. Der vom Karlsruher Vorsitzenden des Oberrats Rami Suliman geplante Standort am Autobahnzubringer in der Fürstenbergallee ist für viele Baden-Badener Juden nicht hinnehmbar. Mit einer Art Hilferuf wenden sich Baden-Badener Juden und Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden an die Öffentlichkeit. «Appell an die Bürger Baden-Badens anlässlich der Einweihung der Thorarolle am Sonntag, 21.01.2018», lautet der Titel dieser gestern verbreiteten Nachricht. Zu den Verfassern des Appells gehört auch Ruben Schuster, Vorstandsmitglied der israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden. Auf zwei Punkte konzentriert sich der Appell: «1. Dass die zukünftige neue Synagoge in Baden-Baden wieder in die Mitte der Gesellschaft gehört und dass die Einweihung dieses Gotteshauses und der Thorarolle zusammen gehören, steht außer jeglicher Debatte. Der Standort der alten Synagoge befand sich mitten in der Kernstadt Baden-Badens. Dort sollte die neue Synagoge wieder seinen Platz haben. Der vom Oberrat geplante Standort am Autobahnzubringer in der Fürstennbergallee ist nicht angemessen. 2. Wir bitten, dass sich auch die nichtjüdischen Bürger in die Auseinandersetzung um den Standort der Synagoge einschalten. Dies gilt insbesondere auch für die gewählten Vertreter des Baden-Badener Rathauses und Gemeinderats.» Der Appell ist gezeichnet mit «Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Baden-Baden&rauqo; und «Aktionskreis Neue Synaogoge Baden-Baden».

Appell an die Bürger Baden-Badens anlässlich der Einweihung der Thorarolle am Sonntag, 21.01.2018:

Die Thora ist das Fundament unserer Existenz, unser Herz und die Synagoge ist die Umhüllung, der Körper.

Wie die Seele einen Körper braucht, braucht die Thora ein Zuhause. Die Thora ist gewissermaßen die Braut und das Volk Israel ist der Bräutigam. Deswegen findet die Einweihung der Thorarolle, wie bei einer Hochzeit unter der Chuppa (Hochzeitsbaldachin) statt. Nur durch den Bau einer Synagoge kehrt das jüdische Volk zurück und diese Rückkehr ist immer in die Mitte der Gesellschaft.

Wer ein Haus baut, der will dort leben und bleiben. Wer eine Synagoge baut, der will dort erst recht leben und bleiben.

Am kommenden Sonntag, den 21.01.2018 weiht die Jüdische Gemeinde Baden-Baden, eine neue Torah Rolle ein. Das ist Anlass für eine große Freude, eine Freude mit einem besonders symbolischen Charakter. Aber leider, ist diese Freude zurzeit von einem Streit in unserer Stadt überschattet, der eigentlich nicht stattfinden sollte. All das, was in der gesamten Bundesrepublik in den letzten Jahrzenten als Selbstverständlich galt, wird leider in unserer Stadt relativiert.

Leider auch weil diese Diskussion von den jüdischen Funktionären in Gang gesetzt wurde. Gerade von den Menschen, die für die Kontinuität und Etablierung unseres Volkes und des Judentums in der Gesellschaft Verantwortung tragen. Verantwortung in erster Linie für die zukünftigen, kommenden Generationen. Nach der Zerstörung des zweiten jüdischen Tempels, ist jede Freude unseres Volkes auch von einem Hauch Trauer überschattet. Deshalb wird als Erinnerung an die Zerstörung bei Hochzeiten auch immer ein Glas zertreten.

Und gerade dann, wenn wir hier in Baden-Baden die seltene Gelegenheit haben, die historische Gerechtigkeit wiederherzustellen, treffen wir in unserer Stadt, einer der schönsten Städte der Bundesrepublik, auf eine historische und politische Blindheit die uns nicht nur mit tiefer Trauer erfüllt, sondern mit einer Trauer die an Verzweiflung grenzt.

Ja, uns ist bewusst, dass Freude und Trauer im Judentum eng beieinanderliegen. Aber wir wissen auch, dass nur wahre und gerechte Entscheidungen, als Bindeglied für die zukünftigen Generationen stehen. Sie werden die Zukunft unseres Volkes vertreten.

Wir erbitten deshalb:

1.Dass die zukünftige neue Synagoge in Baden-Baden wieder in die Mitte der Gesellschaft gehört und dass die Einweihung dieses Gotteshauses und der Thorarolle zusammen gehören, steht außer jeglicher Debatte. Der Standort der alten Synagoge befand sich mitten in der Kernstadt Baden-Badens. Dort sollte die neue Synagoge wieder seinen Platz haben. Der vom Oberrat geplante Standort am Autobahnzubringer in der Fürstennbergallee ist nicht angemessen.

2. Wir bitten, dass sich auch die nichtjüdischen Bürger in die Auseinandersetzung um den Standort der Synagoge einschalten. Dies gilt insbesondere auch für die gewählten Vertreter des Baden-Badener Rathauses und Gemeinderats.

Die Eigentümer des ehemaligen Standortes der Synagoge in der Stefanienstraße 5 haben wir bereits schriftlich um ein Gespräch gebeten, Ziel ist zu erfahren ob die Eigentümer das als Parkplatz genutzte Grundstück zurückverkaufen würden, damit dort die neue Synagoge entstehen kann. Ebenso haben wir Herrn Ersten Bürgermeister Alexander Uhlig mit einem Schreiben den Sachverhalt dargelegt. Dass die heutige Kurzsichtigkeit des Oberrates nur ein vorübergehendes, bedauerliches Phänomen ist, wissen wir. Wir wissen auch, dass wir in einer Gesellschaft und einer Stadt leben, die mit Kopf und Herz für Gerechtigkeit und Wahrheit stehen. Wir appellieren an alle Bürger Baden-Badens, jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft und bitten um Unterstützung und Beistand bei dieser historischen Aufgabe, die mit der Zukunft unseres Volkes und der Zukunft unserer Stadt eng verbunden sind.

Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Baden-Baden und Aktionskreises Neue Synagoge Baden-Baden

Baden-Baden, 15.01.2018


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Обращение к жителям Баден-Бадена

Евреи, живущие в Баден-Бадене, обращаются к согражданам и политикам − К торжеству в воскресение: «Освящение свитка Торы должно происходить одновременно с освящением новой Синагоги» − «Синагога должна находиться в центре общества»


Баден-Баден, 16.01.2018, 00 часов, репортаж: Кристиан Фрич Сегодня в Германии каждый может выйти на демонстрацию против злодеяний нацистов и их пособников. При этом, к большому счастью, без риска для собственной жизни. И это огромная привилегия по сравнению с 30-ми и 40-ми годами прошлого века когда только самые мужественные отваживались протестовать и сопротивляться.

Многие политики и активные граждане каждый год в памятные дни чтят память Холокоста. Когда же речь заходит о помощи евреям, возвратившимся в Германию, представители общественных структур становятся сдержаннее. Многие члены еврейской Общины Баден-Бадена не чувствуют поддержки официальных представителей власти, в которой они нуждаются для облегчения сложного процесса интеграции.

В настоящее время еврейская Община насчитывает более 700 членов приехавших из разных стран. Непрекращающиеся конфликты и разногласия между частями еврейской Общины и Правлением всех общин земли в Карлсруэ усугубились планами строительства новой Синагоги. Место, выбранное для строительства председателем Правления Рами Сулиманом − на Fürstenbergallee вблизи скоростной трассы, ведущей к автобану, неприемлемо для большого числа евреев Баден-Бадена. «Воззвание к жителям Баден-Бадена относительно освящения свитка Торы в воскресенье, 21 января 2018», обнародованное вчера- это своего рода крик о помощи. Рубен Шустер, член правления еврейской Общины Баден-Бадена принадлежит к составителям этого обращения. Оно содержит два основных пункта: «1.То, что новая Синагога заслуживает центрального места в обществе и освящение свитка Торы должно происходить одновременно с освящением этой Синагоги не подлежит сомнению. Старая Синагога стояла в самом центре Баден-Бадена и новая должна занять именно это место. Запланированное Правлением место строительства рядом со скоростной дорогой неподобающе. 2. Мы просим вмешаться в этот конфликт и жителей Баден-Бадена- неевреев. Особенно это относится к выбранным представителям населения в мэрии и городском Совете.» Подпись под воззванием гласит- «Члены еврейской Общины Баден-Бадена и» Инициативная группа Новая Синагога Баден-Бадена.

Воззвание к жителям Баден-Бадена относительно освящения свитка Торы в воскресенье, 21 января 2018 года:

Тора- это фундамент нашего существования, наше сердце, а Синагога- оболочка, тело.

Точно также как и душа нуждается в теле, нуждается и Тора в пристанище. Тору можно себе представить невестой, а народ Израиля- женихом. Поэтому освящение свитка Торы происходит, точно также, как и свадьба, под Хупой (свадебным балдахином). Еврейский народ возвращается только посредством строительства Синагоги и возвращение это происходит всегда в центре общественной жизни.

Тот, кто строит дом планирует остаться и жить в нём. Тот, кто строит Синагогу тем более надеется в ней остаться.

В следующее воскресенье, 21 января, еврейская Община освящает новый свиток Торы. Это повод для большой радости и радость эта носит особенный, символический характер. К большому сожалению, эта радость омрачена раздором, которого не должно было бы быть. Всё то, что в последние годы стало нормой по всей Германии в нашем городе поставлено под сомнение.

И это, к сожалению, также и из-за дискуссии, начатой еврейскими функционерами. Как раз теми людьми, которые ответственны в первую очередь перед грядущими поколениями. После разрушения второго Храма каждая радость имеет для нашего народа налёт печали. Именно поэтому, в память о разрушении, на каждой свадьбе должен быть разбит стакан.

И именно тогда, когда в Баден-Бадене предоставилась радостная возможность восстановить историческую справедливость, мы сталкиваемся в нашем, одном из красивейших городов Германии, с исторической и политической слепотой, которая наполняет нас не только печалью, но и печалью, граничащей с отчаяньем. Мы понимаем, что радость и печаль у евреев тесно связаны между собой. Но мы также знаем, что только исторически правильно принятые решения гарантируют преемственность времён и поколений.

Поэтому мы просим:

1.То, что новая Синагога заслуживает центрального места в обществе и освящение свитка Торы должно происходить одновременно с освящением этой Синагоги не подлежит сомнению. Старая Синагога стояла в самом центре Баден-Бадена и новая должна занять именно это место. Запланированное Правлением место строительства рядом со скоростной дорогой неподобающе.

2. Мы просим вмешаться в этот конфликт и жителей Баден-Бадена- неевреев. Особенно это относится к выбранным представителям населения в мэрии и городском Совете.

Мы письменно обратились к владельцам участка земли на Stephanienstaße 5, где раньше стояла Синагога, с просьбой о встрече и переговорах о возможности выкупа у них этого участка, в данное время используемого как парковка, с целью строительства на нём новой Синагоги. Кроме этого мы письменно проинформировали о происходящем первого бургомистра Александра Улига. Мы знаем, что сегодняшняя близорукость Правления всего лишь вызывающий сожаление, проходящий феномен. Мы знаем также, что живём в обществе и городе, которые и разумом и сердцем стоят за справедливость и правду. Мы обращаемся ко всем жителям Баден-Бадена, еврейского и нееврейского происхождения, с просьбой поддержать нас в выполнении этого исторического задания, которое тесно связано с будущим нашего народа и нашего города.

Члены еврейской Общины Баден-Бадена и инициативная группа «Новая Синагога Баден-Бадена»

Баден-Баден, 15.01.2018