Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“- „Das Thema ‚Juden in Deutschland‘ war immer schon ein brandgefährliches“

Baden-Baden, 16.03.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser John van Rantwijk Stellung zu dem goodnews4-Bericht Kritische Töne aus Israel an Baden-Badener Rathaus − Efraim Zuroff zur Synagogen-Entscheidung − «Führung von Baden-Baden sollte sorgfältigen Blick in den Spiegel werfen».

Das Thema «Juden in Deutschland» war immer schon ein brandgefährliches. Das Wort muss man mit Umsicht verwenden und erst um sich schauen. In diesem Spannungsfeld ist das Thema eingebettet. Das Jüdische Volk ist immer gewandert. Es gab überall mal große Probleme. Aus Spanien und Portugal kamen sie zu «uns» Westeuropäern. Jetzt komme ich zu meiner These.

Anfang 2006 lernten wir im Hotel Magnetberg eine Jüdische Dame kennen. Die Sonne schien und wir sprachen über sich dagegen zu schützen. «Nehmen Sie nur NIVEA», sprach sie. Sie und ihr Mann (Bio Chemiker) und beide aus Russland stammend, hatten die Formel der Basissubstanz für Schönheitscremes erfunden und bieten diese weltweit an. Die Stadt Netanya, wo das Labor stand, wurde zum Teil bombardiert. Ich schickte ihr eine Mail, worin ich meine Sorge − und meine Affinität für Juden beschrieb und mit dem Leiden, das die Juden durchgemacht haben. Sie antwortete und bedankte sich. Dann schrieb sie, dass die russischen Juden dieses Leiden nicht so empfunden hatten. Kluge Köpfe wurden geduldet, oft in gehobene Funktionen berufen und waren diejenigen, die dadurch eine Bringschuld hatten. Sie sollten sich ruhig verhalten...

Die Juden, die damals aus Baden-Baden abtransportiert wurden, kamen nicht mehr zurück. Die Synagoge war die Synagoge der europäischen Juden. In den 90er Jahren kamen die Deutsch-Russen zu uns. Sie hatten dort ihren Glauben nicht ausüben dürfen. Aus Gesprächen weiß ich, dass viele damit «nichts mehr am Hut» hatten. Sie durften nach Deutschland zurückkommen, wenn sie jüdische Vorfahren nachweisen konnten. Diese Gruppe macht jetzt noch den größten Teil der Jüdischen Gemeinde in Baden-Baden aus. Als in 1955 der Kaufvertrag zwischen dem Baden-Badener Zeitungsverleger Werner Hambruch und Leopold Ransenberg, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, unterschrieben wurde und der Käufer sich verpflichtete, «das Grundstück nicht zu profanen Zwecken zu verwenden», war von der später stattgefundenen Ost-Einwanderung aus den 60er Jahren noch nicht die Rede. Dass große Städte Synagogen bauen, verstehe ich gut. Die jüdischen Gemeinden da sind hauptsächlich wieder von europäischen Juden bevölkert, die nach ihrer Rückkehr nicht auffallen wollten. Diese Situation darf man, meiner Meinung nach, nicht mit der von dem kleinen Baden-Baden vergleichen. Zumal die Geschichte hier eine ganz andere ist, als in anderen deutschen Städten. Aber dass man sich in Jerusalem Sorgen macht um was auf dem BT Gelände stattfinden soll oder nicht, kann ich nicht verstehen.

John van Rantwijk
Baden-Baden


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