Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Werner Schmolls Grüne Fahrradstreckenpolitik“ – „Fahrrad-Porsche mit Elektromotor“

Baden-Baden, 20.09.2021, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Rainer Jehl Stellung zu dem goodnews4-Bericht Fahrradfahrer dominieren Fußgänger in Baden-Baden − Kritik von SPD-Stadtrat Werner Schmoll.

Werner Schmoll, Anwalt zunächst Badener Radfahrer, nun Anwalt der Badener Spaziergänger, hat auf der Grünen Einfahrt und ihren Fortsetzungen in Oos und der Stadt Gutes erreicht, nun erkennt er, dass die vormals geförderten Armuts- und Klimaradfahrer durchgebremst werden müssen, seit sie auf Fahrrad-Porsche mit Elektromotor umgestiegen sind.

Dass nach Jahrzehnten der vor allem für Schüler und Wenigfahrer unglaublich gefährlichen Querung der Sinzheimer Straße in Oos durch die Grüne Einfahrt, die von der Verkehrsbehörde völlig falsch eingeschätzt und bearbeitet wurde, nun dort die Werner-Schmoll-Insel für allfällige Verkehrssicherheit und Komfort für Radler und Fußgänger sorgt, ist ebenso sein Verdienst, wie der Lange Strich der Bahnhofsunterführung, der auf der Radfahrbahnseite die Kollisionsgefahr der Richtungsfahrbahnen an der mit unübersichtlichen Kurven missgestalteten Anlage der Deutschen Bahn signalisiert.

Vielleicht ist es aber nicht unbedingt Aufgabe eines umtriebigen älteren Herrn oder des Gartenamts, Quadratmeter für Quadratmeter eine Haupterschließungssachse des nichtmotorisierten Verkehrs in Baden-Baden zurecht zu schrauben.

Was macht eigentlich die Stadt?
Dort sollte es eine Straßenverkehrs- und eine Stadtplanungsbehörde geben.

 

Ein Blick in die Vergangenheit weist die Erstellung eines Radverkehrskonzepts von 2012 durch ein von der Stadt beauftragtes Verkehrsplanungsbüro aus.
Was da alles nicht drin enthalten ist, möchte man sich gar nicht denken.
Elektrische Fahrräder jedenfalls nicht.

Eine 'Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer' wird darin vorgeschlagen. Schön. Kam ja dann in Oos mit Not 8 Jahre später.

Durch die schon Jahrzehnte überfällige Befestigung der Grünen Einfahrt war es für alle absehbar, dass im Zusammenhang mit der Elektrifizierung leistungsschwacher Verkehrsteilnehmer das Tempo auf der Radstrecke so stark anziehen würde, dass die Fahrbahn nur noch zu Randzeiten als Spazierweg nutzbar ist. Sie war zu Schotterzeiten in der feuchten Jahreshälfte für Amateure ohne Elektro so gut wie nicht befahrbar, da der Belag mit Feuchtigkeit zusammen sehr schwergängig war wie Teig.

Absolut versäumt wurde bei der Oberflächenerneuerung, die die Stadt lange Jahre abgelehnt hat wegen angeblicher Probleme mit unterirdisch verlegten Leitungen, die absolut mögliche Verbreiterung dieser Verkehrsanlage für eine spurgetrennte Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer, weil in der Stadtplanung bzw. im FG Straßen für die Verkehrssicherheit kein Interesse an der Grünen Einfahrt (Park) bestand, sondern die Auffassung herrschte, als Freizeitanlage sei dies Sache des Gartenamts, das aber wiederum keine Verkehrsanlage planen kann.

Nun haben wir den Salat mit den Elektrohorden, die auf Maximalgeschwindigkeit fahren. Den Letzten beißen die Hunde!
Als neue Kundschaft machen sich übrigens immer mehr kennzeichenpflichtige Elektromopeds auf der Grünen Einfahrt breit. Diese fahren legal locker bis 50 km/h und manche reizen das auch aus. Mofas sind durch VAO-Beschilderung des FG Verkehr von der Benutzung der Grünen Einfahrt ausgeschlossen, aber schon früher wurde sie gern mal von Zweitakt-Mopeds besucht oder den Vorgängern der legalen S-Pedelecs, getunten E-Rädern bis 40 km/h ohne Kennzeichen, gerne auch für Hausfrauen. Hier hat sich mindestens bei den Rentnern herumgesprochen, dass das 'legale' Elektrotuning vom Herrn Polizist herausgefunden wird und dann kommen sehr teure Anzeigen.
Also:
Die Stadt ist in der Pflicht, die Verkehrsanlage Grüne Einfahrt (Radweg) endlich durch ihre Planungs und Verkehrsbehörde zu regulieren, statt das Gartenamt dort herumwerkeln zu lassen.
Ein erster Schritt gegen das Gröbste:
Die Normbeschilderung 'keine Mofas' müsste unbedingt besonders groß und plakativ herausgebracht werden, denn wenn man E-Mofafahrer anspricht, bekommt man zu hören: Wo steht denn das?
Was ist Mofa? Die Gesetzeslage ERLAUBT die plakative Aufklärung.
Außerdem muss es endlich auch Verkehrskontrollen auf der Grünen Einfahrt geben.
Hierzu ist die Einführung eines Tempolimits für Radler von 20 km/h oder an Gefahrenstellen 5 -10 kmh durch die beliebten roten Kringel äußerst hilfreich.
Ja, es geht. Die Straßenverkehrsbehörde kann solche VAOs ('Verkehrsrechtliche Anordnung') erlassen. Gesetze stehen dem juristisch nicht entgegen!
Damit, in Verbindung mit echten Verkehrkontrollen oder auch automatischen Geschwindkeitswarnern mit Smiley, könnte dem Elektro-Rentner- und Rowdy-Verkehr schon mal die Spitze gebrochen werden.

Man muss nur nach Frankreich rüberschauen mit seinen zahlreichen Pistes cyclables, z.B. in und um Straßburg. Dort geht die Geschwindigkeitsbeschränkung für Radfahrer schon seit Jahrzehnten und wird von Fahrrad-Polizeistreifen überwacht. Bei Gefahrenstellen: 'Pieds à terre !'.
Ebenso kennt dies der Autor aus Italien, wo die schon vor Jahrzehnten eingerichteten Radpisten ('Pista Ciclopedonale' für Rad und Fuß) an den norditalienischen Kanälen zum Schutz der Fußgänger ebenfalls drastisch mit gültigen Verkehrszeichen 20 km/h oder 10 km/h geschwindigkeitsbeschränkt wurden.

Kein Mensch muss auf der Grünen Einfahrt mit 27 km runterrasen, nur weil es der Motor erlaubt, schon gar nicht zu zehnt.
Schon 20 km/h sind im Sommer viel zu schnell angesichts der vielen kreuzenden oder richtungspendelnden Fußgänger und rennenden Kinder.
Der Autor als fast täglicher Nutzer der Grünen Einfahrt seit 1997 hat mehr als einmal die Kollisionen aus der Ferne miterlebt, weiß aber, dass Kinder elastisch sind.

Eine weitere sehr wirksame Maßnahme zur Geschwindkeitsreduzierung ist der Einbau von Schwellen, besonders an Gefahrenstellen, im Französischen treffend genannt 'Ralentisseur' ('Verlangsamer').
Dort beim Erbfeind kann man sich in zahlreichen Städten auch die Segnungen der mit architektonischer Fantasie durchaus dekorativ umzusetzenden Ralentisseure (mit Verkehrszeichen 'Ralentisseur'!!) ansehen.
Empfohlen wird den radelfrohen Stadtgrößen ein Ausflug nach Paris an die 'Piste cyclable de l'Ourq'
(im Osten aus Richtung Meaux, beginnend bei Gressy; Park La Poudrerie bei Sevran u.a.), die zahlreiche verschiedene Schwellenhindernisse sowie Geschwindigkeitsbeschränkungen bei der Durchquerung mehrerer Grünanlagen eingebaut hat, wo die Radpiste auch von Spaziergängern genutzt wird.

Ebenso fand der Autor äußerst wirksame, extra spitzige und hintereinander gestaffelt angelegte Verlangsamer ('Speed Bumps') bei zahlreichen Straßenneubauten in der Dritten Welt (Afrika und Asien), die durch Dörfer oder Wohngebiete führen und den Autoverkehr, aber auch Mopeds, teilweise auf Schritt herabbremsen, absolut sinnvoll für ein wirkliches Pole-Pole!

Schwellen sind gesetzlich, verkehrsrechtlich und auch politisch möglich, erlaubt und durchsetzbar.
Nur wird weder das Gartenamt noch die Highspeedlobby Ralentisseure in die Grüne Einfahrt einbauen, das muss schon die Verkehrsbehörde veranlassen auf Stadtratsbeschluss. Und da mangelt es an Interesse bei den Herrn BMW-Fahrern!

Herr Schmoll, bitte Schwellen!

Rainer Jehl
Armuts- und Langsamfahrradfahrer in BAD seit 3 Jahrzehnten


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