Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum Leserbrief von Peter Hank zur Diskussion Klinik – „Das vorhandene Personal ist wohl aus Bürgersicht weitgehend „verbrannt“
Baden-Baden, 13.08.2022, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Wolfgang Niedermeyer Stellung zu dem Leserbrief von goodnews4-Bericht Leserbrief «Meine Meinung» − «Bevor ein Bürgerentscheid in Sachen Zentralklinikum angestrebt wird, sollten kommunale Einwohnerversammlungen stattfinden».
Bedenkenswertes aus der Bürgerschaft zum Thema Klinikum
Der Leserbrief von Peter Hank ist gut geeignet den Blick etwas zu erweitern. Er verdeutlicht uns allen, dass nicht nur die Baden-Badener Bürger Ihre Befindlichkeiten haben, sondern dies den Bürgern in Rastatt, Bühl und im Landkreis ebenfalls nicht abgesprochen werden kann. Wenn alle den § 21 GemO für sich Anspruch nähmen, so urteilt Peter Hank sehr folgerichtig: würde das die Region Mittelbaden spalten und wäre für alle Beteiligten nicht gleich gültig umsetzbar.
Er schreibt auch: «Die Frage, ob man jeweils mehr zentral oder dezentral gesundheitlich versorgt sein will, ist nie an die Bürgerschaft in den Krankenhausstandorten Bühl, Rastatt und Baden-Baden herangetragen worden.»
Das stimmt, herangetragen wurde es nicht, jedenfalls nicht in Großveranstaltungen, sondern nur vorgetragen, beschlossen und verkündet. Nachlesen könnte es aber jetzt jedermann in der Webseite des Klinikums Mittelbaden unter www.klinikum-mittelbaden.de und www.klinikum-mittelbaden.de. In der städt. Webseite habe ich vergeblich gesucht.
Hier ist nachweisbar in alternativen Kategorien gedacht, untersucht und berechnet worden. Nun ist die Krankenhausversorgung aber keine Wünsch-Dir-Was-Veranstaltung. Da gibt es viele externe Mitspieler die qua Gesetz mit am Tisch sitzen.
Als Fallbeispiel für Autarkiefreunde könnte die neueste erklärte Absicht des Landes NRW zur Krankenhausreform als Vorlage dienen. Hier soll tiefgreifend die bestehende Struktur verändert werden. Weg vom Krankenhausplan auf Grundlage des Bettenbedarfs und gestufter Versorgungsgröße, hin zu Spezialkliniken und flächendeckender (Grund)Versorgung mit internistischer und chirurgischer Allgemeinausrichtung. Das ist verkürzt die Idee.
Diese Grundversorgung soll für 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb 20 Minuten erreichbar sein. (Das entspricht auch durchaus der hier kursierenden Meinung.) Die Spezialversorgung soll Kliniken mit entsprechender Expertise und Fallzahlerfahrung übergeben werden, die zudem vorgegebene Qualitätskriterien vorweisen müssen. Als Entscheidungsträger und Verhandlungspartner sind hier Krankenkassen und Krankenhausträger vorgesehen!
Wer jetzt weiter mitreden will muss also zunächst herausfiltern, wo in unserem Versorgungsgebiet (Kreis RA und Stadtkreis BAD) die entsprechenden Spezialisierunskompetenzen vorhanden sind und wo die beschriebene Grundversorgung stattfinden könnte.
Weiter wäre zu betrachten, ob die Grundversorgungskliniken (zu denen der jetzige (Altbau)Standort Balg wohl gehören dürfte) aufgrund der zu erwartenden Erlössituation über die zugewiesenen Fachabteilungen noch wirtschaftlich weiterbetrieben werden könnten, oder ob diese Kliniken am finanziellen Tropf der Kommune (oder anderswo) hängen blieben. Dies kann man zwar per Bürgerentscheid einfordern, aber kann man das auch langfristig durchhalten?
Die gleiche Betrachtungsweise gilt natürlich für alle Kliniken im Versorgungsgebiet, wobei auch zu entscheiden wäre, wo denn die Spezialklinik(en) für Infarkte, Schlaganfälle, Hüft,- Knie- Wirbelsäule, Handchirurgie, mit der dazugehörigen Diagnostik und Therapie räumlich und örtlich betrieben werden könnten. Das können zwar alle für sich reklamieren, aber nicht aus eigener Kraft und sicherlich auch nicht per Bürgerentscheid durchsetzen.
Die Altbauten in Balg, Bühl und Rastatt scheiden dafür, aus jetziger Sicht und durch Gutachten belegt, wegen betriebswirtschaftlicher Gründe aus.
Es wäre also viel zu überlegen und abzuwägen. Wer hier mit Schnellschüssen aus dem Werkzeugkasten der Gemeindeordnung (wie dem § 20) vorprescht, handelt nicht sonderlich verantwortungsbewusst und zielgerichtet. Das hat Peter Hank gut analysiert.
Natürlich darf das Klinikum Mittelbaden sein «Herrschaftswissen» nicht im Tresor behalten. Wer aber die regelmäßigen Ausführungen des Medizinischen Geschäftsführers PD. Dr. Thomas Iber nachvollzieht, sieht hier das ehrliche Bemühen notwendiges Basiswissen verständlich zu kommunizieren. Das gleicht aber das Defizit im operativen und strategischen Planungsbereich nicht aus, das von den Gesellschaftern bisher ungenügend kommuniziert wurde.
Um das alles bei denkbaren «Einwohnerversammlungen» aufzudröseln wird ein guter Moderator nötig sein. Das vorhandene Personal ist wohl aus Bürgersicht weitgehend «verbrannt».
Wolfgang Niedermeyer
Stadtrat, FBB
Baden-Baden
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