Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum Leserbrief von Rainer Jehl – „Neiddiskussion“ – „Ich bin ein ganz normal fahrender Radler“

Baden-Baden, 28.09.2021, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Oliver Haungs Stellung zu dem Leserbrief von goodnews4-Leser Rainer Jehl Leserbrief «Meine Meinung» − «Für Schnellfahrer wie Herrn Haungs und die E-Mofas 45km/h noch einen anderen guten Vorschlag».

Leider sind einige Angaben zu meiner Person sowie Inhalte meines Leserbriefs vom 23.09.2021 von Herrn Rainer Jehl in dessen Antwort vom 25.09.2021 falsch dargestellt worden.

Die Bezeichnung, ich sei ein Schnellfahrer, entbehrt jeder Grundlage, ist falsch und weise ich deshalb von mir. Ich bin ein ganz normal fahrender Radler, der schon immer sehr rücksichtsvoll und diszipliniert gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern seine Position im Verkehrsraum einnimmt. Eine Neiddiskussion mit Begriffen wie «Schnellfahrer», «Fahrrad-Porsche mit Elektromotor» oder «Elektrohorden» ist der Wichtigkeit der Sache, mehr Autofahrende aufs Rad zu bringen, vollkommen unangemessen und das Gegenteil von zielführend. Das Rad ist ein klassenloses Verkehrsmittel. Auch wenn sich Herr Jehl selbst als «Armutsfahrer» bezeichnet, muss deshalb noch lange nicht eine armselige Radverkehrspolitik in Baden-Baden Platz greifen. Würden Fahrrad, Pedelec und E-Bike Fahrende mit PKWs in die Stadt fahren, würde der Straßenverkehr nicht ohne häufige und lange Staus vonstattengehen. Was sind eigentlich «Schnellfahrende»? Etwa alle Radfahrenden, die schneller sind als der sich selbst auch als «Langsamfahrer» bezeichnende Herr Jehl, der wiederum gleichzeitig schreibt mit mehr als 20 km/h die Schwarzwaldstraße zu befahren? Wer oder was ist denn dann langsam oder schnell? Ich nehme für mich nicht in Anspruch richtig beurteilen zu können mit wie vielen oder wenigen Stundenkilometern andere Radfahrer in meiner Umgebung fahren. Sie sind bezogen auf meine Geschwindigkeit relativ schneller oder langsamer. Langsam(er) fahren ist stets angebracht, wenn man auf andere Verkehrsteilnehmer oder Tiere trifft. Wenn der Weg frei und weit und breit niemand zu sehen ist, finde ich eine zügigere Geschwindigkeit für angemessen. Mich in Zusammenhang mit S-Pedelecs oder E-Bikes zu bringen, für deren Gebrauch ein Versicherungskennzeichen benötigt wird, da sie bis zu 45 km/h elektrisch unterstützt werden, ist völlig falsch, zumal diese in der Grünen Einfahrt gar nicht erlaubt sind. Mir ist bei meinen häufigen Fahrten dort noch niemals eines begegnet. Ebenso wenig bin ich dort jemals, weder unmittelbar noch aus der Distanz, Zeuge auch nur eines einzigen Fahrradunfalls geworden, schon gar nicht mit Kindern. Ich fahre ein ganz normales Pedelec, das bis 25 km/h elektrisch unterstützt. In 45 km/h-Sphären komme ich allenfalls, wenn ich selten eine steile Bergstraße hinunterfahre, aber niemals auf der Grünen Einfahrt in Baden-Baden, da ich dort regelmäßig angemessen im Verkehr mitschwimme. Ich bin sehr verkehrserfahren und fürchte mich auch überhaupt nicht vor dem Autoverkehr auf der Straße, sondern nehme dort meinen mir zustehenden Verkehrsraum selbstbewusst ein.

Die von Herrn Jehl angeführte Schwarzwaldstraße ist nicht annähernd eine brauchbare Alternative, sondern untauglich, da sie einen unnötigen Umweg darstellt, völlig überflüssig eine zweimalige Überquerung der hochfrequentierten Straße bedingt, von den Engstellen und stets gefahrträchtigen Bushaltestellen sowie zahllosen Ampeln und einmündenden Seitenstraßen ganz zu schweigen. Ich bin in Baden-Baden seit Jahrzehnten bestens ortskundig. Es geht hier auch nicht um einzelne «Elektro-Ausflügler» sondern um eine stetig wachsen sollende Pendlerklientel, die für die Fahrt zur Arbeit das Rad dem Auto vorzieht. Jedes zusätzliche überflüssige Anhalten, im Vergleich zu ungestörtem Durchradeln, macht dabei das umweltfreundliche Fahrrad unattraktiver.

Wenn in der Grünen Einfahrt behindernde und gefährdende Bodenwellen und Pflasterstein-Etappen installiert würden, flankiert von 5 bis 10 km/h Tempolimits an jeder Wegeinmündung und sonst generell ein 20 km/h Limit, würde sich die Fahrzeit deutlich verlängern und einem die Lust am Radeln vergällen. Ich habe bei Pendelfahrten regelmäßig mehr als das Fünffache an Kilometern je einfacher Wegstrecke der von Herrn Jehl aufgeführten 4 km entlang der Schwarzwaldstraße zurückzulegen. Und diese endet auch keineswegs am Festspielhaus. Deshalb ist auch das falsch wiedergegeben, denn ich habe nicht geschrieben, dass man von Baden-Oos zum Festspielhaus 1,5 Std. benötigt, sondern für meinen einfachen Fahrweg, wenn man die genannten vermeintlich «guten Vorschläge» implementiert. Damit käme ich realistischerweise durchaus in die von mir angeführten Zeitfenster pro Wegstrecke und das würde das Fahrrad für mich als Pendler-Verkehrsmittel disqualifizieren. Ich rede hier entweder von deutlich unter einer Stunde je Fahrstrecke beim jetzigen Ist-Zustand im Gegensatz zu deutlich darüber. Das wäre schon in der warmen Jahreszeit für den Alltag trotz E-Unterstützung sehr sportlich, jedoch bei Regen und Kälte eine inakzeptable Zumutung.

Außerdem sind die von Herrn Schmoll und Herrn Jehl angeregten Schweller, künstliche Bodenwellen oder Pflastersteineinlagen und dergleichen unnützer Schabernack, vollkommen sinnfrei geschaffene neue Gefahren- und Unfallquellen. Ebenso wenig kann ich den alles andere als «guten Vorschlag» eines Drängelgitters ernst nehmen. Nicht nur für Radfahrende stellen all diese Vorschläge ein riskantes Hindernis dar und sind besonders bei hoher Verkehrsfrequenz, Nässe, Kälte, Dunkelheit und schlechter Sicht, eine überflüssige Sturzgefahr, sondern gerade für Ältere und gehandicapte Fußgänger sowie für Kleinkinder, durch ausrutschen und umknicken eine latente Bedrohung. Die vitale Baden-Badener Grüne Einfahrt hat es nicht verdient zu einem Zeitlupen-Stadel degeneriert zu werden. Für den langsam (?) dahinrollenden Herrn Jehl mögen seine wenig hilfreichen Ideen ja erstrebenswert erscheinen den Verkehr dort einzuschläfern sowie den elektrifizierten Radverkehr zu diskriminieren und zu verbannen, indem man ihn durch gefährliche Umwege benachteiligt. Für Berufspendler sind sie nur in hohem Maße abschreckend und für vernünftige, gute kommunale Radverkehrspolitik gänzlich unbrauchbar.

Oliver Haungs
Muggensturm


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