Sanierung und Umbau zu Wohnhaus

Rettung des legendären Baden-Badener Gasthauses "Zum Nest" - Investor Franz Wilhelm: "Hier ist im Prinzip alles kaputt" - "Auf dem Grundstück des Grafen von Hamilton"

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goodnews4-VIDEO-Interview von Nadja Milke mit Franz Wilhelm

Baden-Baden, 28.11.2017, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Es ist das Verdienst von Initiativen wie der Verein Stadtbild, die unsere Stadt inzwischen behutsamer umgeht lassen mit ihrem architektonischen Erbe. «Hier ist im Prinzip alles kaputt», beklagte Investor Franz Wilhelm im goodnews4-VIDEO-Interview den Zustand des traditionsreichen Gasthauses «Zum Nest». Auf dem ehemaligen Grundstück des legendären Grafen von Hamilton kündet es von der großen alten Zeit, die in Baden-Baden in diesen Jahren eine Renaissance erlebt.

Es sind die privaten Investoren und Ideengeber, die, wie schon in den Bénazet-Zeiten, unserer Stadt große Impulse geben. Dazu gehören der fast vergessene Ermano Sens-Grosholz mit seiner Idee des Festspielhauses, die Museumsgründer Frieder Burda und Wolfgang Grenke. Mit einem nicht ganz so großen, aber wichtigen Projekt reiht sich Franz Wilhelm zusammen mit seinen Söhnen ein in die Reihe der Investoren, die unserer Stadt ihre Identität bewahren helfen. «Es waren zweimal Vandalen hier drin und haben alles kurz und klein geschlagen», beschreibt er den bedauernswerten Zustand des alten Gasthauses. «Das Nest war früher eigentlich so konzipiert, dass unten die Gastronomie war und oben die Zimmer, diesen Charakter behalten wir jetzt bei&rauqo;, hat sich die Investorenfamilie nun für das alte Konzept entschieden.

Wer sich in der Lichtentaler Straße am Café König vorbei Richtung Leopoldsplatz bewegt, der wird bei einem Seitenblick in die Rettigstraße also auch in Zukunft den Eindruck dieser stadtbildprägenden Kulisse mitnehmen. Mitgeholfen beim Erhalt des ausdruckvollen Gebäudes hat das Baden-Badener Denkmalamt, das den Charakter des alten Gasthauses in Worte fasste: «Das zweigeschossige Wohn- und Geschäftsgebäude wurde um 1860 auf dem Grundstück des Grafen von Hamilton als Putzbau mit einfacher Sandsteingliederung, Satteldach, Zwerchhaus mit geschnitzten Ornamenten und Holzgalerie mit Schnitzereien im Schweizerhausstil erbaut. Seine Erhaltung steht aus künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.»


Abschrift des goodnews4-VIDEO-Interviews mit Franz Wilhelm:

goodnews4: Das Gasthaus «Zum Nest» gehört zum prägenden Bestand der Stadt, nicht nur wegen seines Gebäudes. Was wissen Sie denn über die Geschichte des Gasthauses?

Franz Wilhelm: Wir haben eine ganze Liste, vor allem natürlich von der Presse, bekommen, die kann ich Ihnen noch zur Verfügung stellen. Es ist sehr, sehr alt. Welches Alter, kann ich Ihnen jetzt gar nicht sagen. Wir haben das Gebäude gekauft im Jahr 2000, das kann ich Ihnen natürlich sagen.

goodnews4: In Baden-Baden hat es auch eine Weile gedauert bis manchem Eigentümer klar wurde, dass unser Stadtbild und unsere Geschichte das eigentliche Kapital von Baden-Baden sind. Was reizt Sie denn an diesem traditionsreichen alten Gebäude?

Franz Wilhelm: Natürlich war es so vorgesehen, dass wir hier die Baulücke schließen mit einem Neubau. Das war der ursprüngliche Gedanke. Wir haben im Jahr 2000 das «Hotel am Sophienpark» gekauft und das mussten wir renovieren und sanieren, Brandschutz und viele solche Dinge. Wir mussten dort unser Kapital einsetzen, das war natürlich Priorität Nummer 1. Wir haben gesagt, dass wir irgendwann auch das Nest sanieren werden, deswegen ging das jetzt ein bisschen länger, aber die Frau Oberbürgermeisterin hat uns immer wieder angesprochen: «Wann wird es denn jetzt saniert?» Und dann habe ich gesagt: «Wir gehen jetzt dran.» Wir suchen jetzt schon quasi seit einem dreiviertel Jahr nach einem Mieter. Wir wollen es ja behalten und nur vermieten oder verpachten. Da haben wir gesucht. Jeder in der Stadt sagt: «Wann wird das Nest aufgemacht?» Es gab einige Interessenten − Ärzte, Rechtsanwälte. Auch die Stadt hatte Interesse gezeigt, aber es hat sich dann alles immer wieder verworfen und deswegen haben wir uns gefragt, was wir jetzt tun. Eigentlich interessiert es ja viele Leute und es besteht Bedarf für kleinere Wohnungen, also Ein- und Zweizimmerwohnungen von 26 Quadratmetern bis zu 45 Quadratmetern. Zumal das Nest eigentlich früher so war, dass unten die Gastronomie war und oben waren Zimmer. Da habe ich gesagt, ok, diesen Charakter behalten wir jetzt bei und insofern brauchen wir gar nicht so viel zu ändern, aber wir müssen es natürlich komplett sanieren. Hier ist also im Prinzip alles kaputt. Es waren zweimal Vandalen hier drin und haben alles kurz und klein geschlagen. Jetzt wollen wir aus dem Haus auch ein Effizienzhaus 70 machen. Das heißt, wir haben zwar 60, 70, 80 Zentimeter dicke Wände, aber trotzdem müssen wir da noch Wärmedämmung aufbringen an den Außenwänden und in den Fenstern wollen wir auch Schallschutzfenster reinmachen und Dreifachverglasung. Insofern gibt es eine tolle Geschichte. Innen wollen wir die Zimmer möblieren. Das haben wir uns so vorgestellt.

goodnews4: Also es werden möblierte Mietwohnungen von einer Größe zwischen 26 und 45 Quadratmetern. Wie viele Wohnungen werden denn hier reinkommen?

Franz Wilhelm: Insgesamt 14 Wohnungen. So ist es vorgesehen.

goodnews4: Was für ein Klientel, was für Mieter möchten Sie damit ansprechen?

Franz Wilhelm: Wer es mieten möchte. Querbeet eigentlich. Das können wir jetzt noch nicht sagen, das wird sich zeigen, wenn wir auf den Markt gehen. Wir wollen in einem Jahr fertig werden. Für den Außenbereich haben wir bereits eine Genehmigung, für Innen müssen wir erst entrümpeln und die Genehmigung kriegen wir, denke ich, bis im Dezember, sodass wir im Januar richtig rangehen können. So ist der Zeitplan vorgesehen.

goodnews4: Wie viel Geld werden Sie investieren müssen in das Nest?

Franz Wilhelm: Natürlich haben wir das kalkuliert, aber beim Umbau kann man das nie genau sagen, da kommen immer die berühmten unvorhergesehenen Dinge und wir schätzen 1,6 bis 1,8 Millionen Euro etwa werden wir investieren müssen.

goodnews4: Können Sie uns zum Abschluss unseres Interviews noch ein bisschen etwas über sich und Ihre Firma sagen? Wir haben schon rausgehört, dass Sie Eigentümer des Hotels am Sophienpark und eben auch des Nests sind. Was machen Sie sonst so?

Franz Wilhelm: Ich selbst bin nicht Eigentümer. Meine Kinder haben das im Jahr 2000 das Hotel gekauft und das Nest war quasi ein Anhängsel. Nach dem Motto: «Mein Gott, was wollen wir damit machen?» Es ist ja fürchterlich das Haus und man muss erst einmal das Hotel sanieren, dort waren sehr viele Sanierungsmaßnahmen notwendig. Das ist fast abgeschlossen und dann haben wir gesagt: «Jetzt gehen wir da ran.»

goodnews4: Sie haben noch mehrere Projekte in Baden-Baden realisiert in den letzten Jahren?

Franz Wilhelm: Ja, ich bin natürlich schon sehr, sehr lange hier. Ursprünglich war ich im staatlichen Hochbauamt und kam dann nach Baden-Baden eigentlich wegen der russischen Militärmission. Das sind vier Gebäude in der Zeppelinstraße gewesen, in denen nach dem Krieg die Russen drin waren und die habe ich gekauft. In den letzten Jahren haben wir auch in der Cité einige Häuser gebaut. Wir sind hier gerne in Baden-Baden.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de

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