Protest gegen Pläne der Volksbank

Volksbank Baden-Baden Rastatt reagiert gereizt - Vorstandsvorsitzender Pörings: "Wir können die Vorstöße von Herrn Seifermann nicht verstehen"

Volksbank Baden-Baden Rastatt reagiert gereizt - Vorstandsvorsitzender Pörings: "Wir können die Vorstöße von Herrn Seifermann nicht verstehen"
Thomas Pörings, Vorstandsvorsitzender Volksbank Baden-Baden Rastatt. Foto: goodnews4-Archiv

Baden-Baden, 17.01.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Der dramatische Wandel der Banken-Landschaft hat längst auch Baden-Baden erreicht. Im gerade zurückliegenden Jahr 2017 gaben in einer deutschlandweiten Untersuchung 45 Prozent der Befragten an, Bankgeschäfte online abzuwickeln. In Norwegen beispielsweise sind es bereits über 90 Prozent. «Obwohl wir die Öffnungszeiten vor einigen Jahren bereits reduziert haben, sind manche Filialen heute gerade noch zu 30 Prozent ausgelastet», bestätigt Thomas Pörings im goodnews4-Interview, dass auch seine Volksbank Baden-Baden Rastatt von dem dramatischen veränderten Nutzerverhalten nicht verschont blieb.

«Von durchschnittlich 60 Minuten Öffnungszeit sind gerade noch 20 Minuten lang Kunden in der Bank», rechnet der Vorstandsvorsitzende vor. Die beschlossenen Maßnahmen der Volksbank fasst er in zwei Sätze zusammen. Ein «Konzept der Filialoptimierung» werde «zum 1. April an den Standorten in der Baden-Badener Weststadt, in Lichtenal, Forbach, Loffenau, Ottenau, Michelbach sowie in Ottersdorf umgesetzt». Geschlossen werden soll die Filiale im Rastatter Dörfel, die «extrem wenig frequentiert» werde und nur 600 Meter von der nächsten Volksbank-Filiale in der Poststraße entfernt sei.

Der bisherige Standort im Wohngebiet Varnhalt werde um etwa 800 Meter in einen gerade entstehenden Neubau in Steinbach verlegt. Wegen dieser Maßnahme hatte sich Stadt- und Ortschaftsrat Günter Seifermann mit einem Vorschlag an die Volksbank gewandt, allerdings keine Antwort erhalten. goodnews4.de berichtete. «Wir können die Vorstöße von Herrn Seifermann nicht verstehen, zum einen weil die neue Filiale in Steinbach deutliche Verbesserungen für die Kunden mit sich bringt. Zum anderen, weil wir sehr offen und persönlich informiert haben.» Thomas Pörings lobt die Informationspolitik seiner Bank: «Wir haben nach unserem genossenschaftlichen Selbstverständnis sehr offen und frühzeitig persönlich mit unseren Vertretern und Beiräten sowie politischen Vertretern über unsere Pläne gesprochen. Insgesamt gab es drei Informationsabende in Baden-Baden, in Gaggenau und in Rastatt. Unsere Vertreter und Mitglieder haben unsere Maßnahmen und Erklärungen verstanden.» Indirekt gibt der Volksbank -Chef aber zu verstehen, dass offenbar die unmittelbar Betroffenen bisher nicht direkt informiert wurden: «Darüber hinaus werden auch alle betroffenen Kunden noch mit einem Brief über die Änderungen sowie die Alternativen informiert.» Auch bei der Information der Medien, verharrte die Volksbank Baden-Baden Rastatt in alten Gewohnheiten und war nur bei einem Teil der tagesaktuellen Medien präsent.

Vor der Zukunft ist dem Volksbank-Chef nicht Bange. Sein Selbstbewusstsein bezieht er aus einem Bankentest der GfK, die 2.255 Banken in 365 Städte überprüft habe, danach sei die Volksbank Baden-Baden Rastatt als «Beste Bank vor Ort 2017» ausgezeichnet worden und belege «zusammen mit der BBBank eG, Lahr, bundesweit mit der Note 1,1 den ersten Platz». Das etwas antiquierte Informationsverhalten gegenüber einem Teil der Medien und der besorgten Kommunalpolitik gehörte vermutlich nicht zu den Zensuren der Meinungsforscher.


Das schriftliche goodnews4-Interview mit Thomas Pörings im Wortlaut:

goodnews4: Die Wirtschaft ist durch digitale Technologien im Wandel. Immer mehr Bankkunden nutzen Online-Angebote. Haben Sie Zahlen, wie sich der Besuch von Filialen in den letzten fünf Jahren verändert hat?

Thomas Pörings: Wir registrieren, wie alle Filialbanken, seit einigen Jahren eine starke Veränderung des Kundenverhaltens. Immer mehr Kunden erledigen heute ihre täglichen Bankgeschäfte vom heimischen PC aus, mobil mit dem Smartphone oder per Telefon. Dementsprechend nutzen immer weniger Menschen unsere Filialen für reine Serviceleistungen, wie etwa eine Überweisung oder die Änderung eines Dauerauftrags. Obwohl wir die Öffnungszeiten vor einigen Jahren bereits reduziert haben, sind manche Filialen heute gerade noch zu 30 Prozent ausgelastet. Das bedeutet: Von durchschnittlich 60 Minuten Öffnungszeit sind gerade noch 20 Minuten lang Kunden in der Bank. Vor fünf Jahren wurden die Filialen noch doppelt so häufig für Serviceleistungen genutzt.

goodnews4: Wie reagiert die Volksbank Baden-Baden Rastatt auf den Wandel durch Maßnahmen beim Filial-Netz aber auch bei dem quantitativen und qualitativen Personaleinsatz?

Thomas Pörings: Ganz grundsätzlich unterscheiden wir zwischen einfachen Serviceleistungen am Schalter und der umfassenden Beratung unserer Kunden. Beim Service setzen wir in denjenigen Filialen, wo die Serviceleistungen nur noch sehr wenig genutzt werden, zukünftig auf moderne dienende Technik in Form von Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern. Außerdem haben wir vor vielen Jahren bereits einen eigenen telefonischen Kundenservice eingerichtet, in dem ausschließlich qualifizierte Bankkaufleute arbeiten. Alle Serviceleistungen, die bei einem Besuch in der Filiale getätigt werden konnten, können sicher und bequem auch per Telefon von Zuhause erledigt werden.
Keine Veränderung gibt es hingegen bei der Beratungstätigkeit. Der Berater bleibt vor Ort in der Filiale und steht den Kunden wie bisher auch nach Terminvereinbarung jederzeit für Gespräche zur Verfügung. Quantitativ und qualitativ wird es also keine Einschnitte bei der Beratungsqualität geben. Dies ist auch wichtig: Schließlich registrieren wir seit Jahren eine stetig steigende Nachfrage seitens unserer Kunden nach umfassender Beratung.
Dies ist im übrigen ein deutschlandweiter Trend, den die Menschen verstehen. Seit 2000 haben die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ihr Filialnetz um 33 Prozent verringert, gleichzeitig stieg die Zahl der Mitglieder der Volks- und Raiffeisenbanken um 23 Prozent.

Dieses Konzept der Filialoptimierung wird zum 1. April an den Standorten in der Baden-Badener Weststadt, in Lichtenal, Forbach, Loffenau, Ottenau und Michelbach sowie in Ottersdorf umgesetzt. Geschlossen wird lediglich unsere Filiale im Rastatter Dörfel, die extrem wenig frequentiert wird und gerade einmal 600 Meter von der nächsten Volksbank-Filiale in der Poststraße entfernt ist.

Der bisherige Standort im Wohngebiet Varnhalt wird um etwa 800 Meter verlegt in einen gerade entstehenden Neubau in Steinbach. Zu diesem Schritt haben uns mehrere Gründe bewegt: Steinbach wird aufgrund seiner Einkaufsmöglichkeiten und seiner idealen Anbindung an den Busverkehr vom gesamten Rebland stark genutzt, auch von den Bürgern in Varnhalt. Zum anderen war uns in Varnhalt der nicht barrierefreie, gerade auch für ältere oder gehbehinderte Menschen schwierige Zugang schon länger ein Dorn im Auge. Vor zwei Jahren sind wir im Zuge des Projekts «ungehindert miteinander» für unsere bankweite gute, behindertengerechte Infrastruktur ausgezeichnet worden. In der neuen Filiale in Steinbach können wir diesem Anspruch gerecht werden. Der SB-Bereich der Filiale Varnhalt wird bis zur Neueröffnung unserer Filiale in Steinbach im September natürlich geöffnet bleiben.

goodnews4: Der Baden-Badener Stadtrat Günter Seifermann kritisiert das Kommunikationsverhalten der Volksbank Baden-Baden Rastatt zur beabsichtigten Maßnahme der Volksbank im Rebland. Sehen Sie die Kritik von Stadtrat Seifermann als berechtigt an? Sind dessen Vorschläge ein Kompromissangebot, das Sie prüfen?

Thomas Pörings: Wir können die Vorstöße von Herrn Seifermann nicht verstehen, zum einen weil die neue Filiale in Steinbach deutliche Verbesserungen für die Kunden mit sich bringt. Zum anderen weil wir sehr offen und persönlich informiert haben. Nach dem Beschluss durch Vorstand und Aufsichtsrat haben wir zuerst die Mitarbeiter informiert und unmittelbar danach unsere Beiräte, Mitglieder-Vertreter und politischen Vertreter der Gemeinden zu einer Informationsveranstaltung eingeladen und unsere Pläne vorgestellt. Die ebenfalls eingeladene Ortsverwaltung war leider nicht erschienen. Aufgrund der bereits ausgeführten guten Lage und optimalen Erreichbarkeit der neuen Filiale sowie der geringen Entfernung von rund 800 Metern macht das Aufrechterhalten einer SB-Zone am alten Standort keinen Sinn.

goodnews4: Auch die Nutzung der Medien hat sich tiefgreifend verändert. Wäre eine offensive Informationspolitik der Volksbank nicht ratsam?

Thomas Pörings: So wie für Baden-Baden und dem Rebland haben wir nach unserem genossenschaftlichen Selbstverständnis sehr offen und frühzeitig persönlich mit unseren Vertretern und Beiräten sowie politischen Vertretern über unsere Pläne gesprochen. Insgesamt gab es drei Informationsabende in Baden-Baden, in Gaggenau und in Rastatt. Unsere Vertreter und Mitglieder haben unsere Maßnahmen und Erklärungen verstanden. Darüber hinaus werden auch alle betroffenen Kunden noch mit einem Brief über die Änderungen sowie die Alternativen informiert.

goodnews4: Welche Maßnahmen sehen sie innerhalb der nächsten 10 Jahre für die Volksbank Baden-Baden Rastatt als notwendig an, um den Strukturwandel zu überstehen?

Thomas Pörings: Der Trend zur weiteren Digitalisierung und Technisierung wird sich in den kommenden Jahren sicherlich weiter fortsetzen. Die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken ist die stärkste Bankengruppe Deutschlands mit dem besten Rating. Auch die Volksbank Baden-Baden Rastatt steht auf sehr soliden Beinen und ist nicht zuletzt dank der aktuellen Weichenstellungen gut für die Zukunft gerüstet, deren Herausforderungen wir aus einer Position der Stärke aktiv und nicht reaktiv angehen. Die Bedeutung einer hochwertigen, nach Vorgaben des Verbraucherschutzes stattfindenden Beratung wird weiter zunehmen. Darin liegt unsere Kernkompetenz. Gerade im abgeschlossenen Bankentest der GfQ, im Zuge dessen unabhängig 2.255 Banken in 365 Städte überprüft wurden, wurde unser Haus als «Beste Bank vor Ort 2017» ausgezeichnet, und belegt zusammen mit der BBBank eG, Lahr, bundesweit mit der Note 1,1 den ersten Platz. Wir sind also gut gerüstet für die kommenden Herausforderungen, um auch in Zukunft ein starker und verlässlicher Partner für unsere Privat- und Firmenkunden zu sein.


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