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Teil 4 Leseprobe zum Roman „Neue Welt“ von Roland Weis – „Señor Martin Alonso, Ihr habt Land gefunden?“

Baden-Baden, 10.12.2022, Bericht: Redaktion In der Baden-Badener Buchhandlung Straß stellte der Historiker Roland Weis seinen Roman «Die neue Welt» im goodnews4-Interview vor.

«Eroberung, Reviere dazugewinnen, Nachbarn bekämpfen, möglichst viel eigenes Territorium erobern – das zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte», antwortete er zur Aktualität seines spannenden Romans, in dem ein Junge, der 1492 an der Entdeckung Amerikas durch Christopher Columbus und dann 50 Jahre lang an spanischen Eroberungszügen teilnimmt, die Hauptrolle spielt. Nun veröffentlicht goodnews4-Interview eine Serie mit Leseproben, die der Autor selbst aussuchte.

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Historiker Roland Weis zu seinem neuen Roman „Die neue Welt“ – „Nachbarn bekämpfen, möglichst viel Territorium erobern“ – „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte“

Zu dieser vierten Leseprobe schreibt der Autor Roland Weis: «Nach einem Monat Fahrt über unbekanntes Meer nähern die drei Schiffe des Christobal Coloón sich den vorgeschobenen Inseln der Bahamas-Gruppe. Viele Anzeichen wie Vögel am Himmel oder Treibut im Meer haben schon darauf hingedeutet. Niemand auf den Schiffen kann sich dem Bann entziehen, jeder erwartet, als Erster das Land zu sichten, denn dafür ist eine königliche Belohnung von 10.000 Maravedis ausgeschrieben.»

Teil 4 Leseprobe «Die neue Welt» von Roland Weis:

«Da war ein Licht», beharrte Colón. «Ihr habt es doch auch gesehen, Gutierrez?» Pedro Gutierrez nickte: «Wie die Flamme einer Kerze. Sie tanzte auf und nieder, dann verschwand sie wieder.» Erneut stierten alle minutenlang in die gleiche Richtung. Dunkelheit. In Colóns Stimme schwang Enttäuschung: «Ich werde es im Bordbuch vermerken. Ich bin mir sicher, da war ein Licht. Haltet die Augen offen!» Damit verschwand er in seiner Toldilla. «Ich glaube, der Alte hält es einfach nicht mehr aus. Er wünscht sich ganz einfach, dass es ein Licht gewesen sei», überlegte Juan de La Cosa laut. Gutierrez widersprach: «Ich habe es doch auch gesehen.»

Während die beiden so diskutierten und sich von der Steuerbordreling abwandten, beobachtete Rodrigo weiter den Horizont, und da sah er es auch: ein Licht, auf und ab tanzend, ein kleiner heller Punkt in unbestimmter Entfernung voraus. Ein Licht, wie er es aber in früheren Nächten ebenfalls schon oft gesehen hatte. Um was es sich handelte, war für ihn klar: eine Lampe auf der Niña. Beide Schiffe, die Pinta und die Niña segelten um einige Meilen voraus. Die Umrisse der Pinta erkannte man gelegentlich im hellen Mondschein, immer dann, wenn sie von den Wellen hochgehoben wurde und dasselbe gleichzeitig mit der Santa Maria passierte. Aber die Niña segelte noch weiter voraus. Dieses Schiff konnte man in der Nacht bestenfalls erahnen. Nur wenn dort an Bord ein Licht angezündet wurde, strahlte es weit durch die Nacht und war auch auf den anderen Schiffen zu erkennen. Und selbstverständlich tanzte es auf und ab, weil auch die Niña auf den Wellen auf und ab tanzte.

 

Die Nacht schritt voran. Um zwei Uhr morgens zog der abnehmende Mond von achtern schräg hinter ihnen an Backbord seine Bahn, und beleuchtete in dieser Stellung alles im Vorfeld der drei Schiffe, die jetzt wieder näher zusammengerückt waren und Sichtkontakt hielten. Angeführt jetzt von der Pinta glitten sie mit ihren im Mondschein silbern glänzenden Segeln dahin. Ein tüchtiger Passat blies noch immer und trieb die Karavellen auf- und niedertauchend im spritzenden Gischt vorwärts, als von der Pinta herüber ein Kanonenschuss erklang.

«Tierra, tierra!», schrien die Matrosen. Im Nu war alles auf den Beinen. Wie vereinbart wurden auf allen drei Schiffen rasch die Segel verkleinert, Pinta und Niña drehten bei und warteten auf das Flaggschiff. Als die drei Karavellen sich auf Rufweite angenähert hatten, da wie dort aufgeregtes Gewusel an Bord, rief Colón zur Pinta hinüber: «Señor Martin Alonso, Ihr habt Land gefunden?» Und Pinzon antwortete: «Herr, die Belohnung ist nicht verloren.» Worauf der Admiral zurückrief: «Wer ist der Glückliche?» «Rodrigo de Triana», erscholl ein Name durch die Nacht und man konnte erkennen, wie auf der Pinta ein Matrose von den Kameraden hochgehoben und auf den Schultern getragen wurde.

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